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Der siebte Turm 05 - Die Schlacht beginnt

Titel: Der siebte Turm 05 - Die Schlacht beginnt
Autoren: Garth Nix
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vorwärts. Milla sah, wie ihr Schattenfleisch dunkler und dichter wurde, als die Männer unter den Hieben zusammenzuckten.
    Milla erkannte, dass dies freie Schatten waren. Sie benutzten die Untervölkler nur dafür, ihnen das Licht zu tragen, das sie benötigten. Hätten die Männer nur gewusst, dass die Geistschatten hilflos wären, wenn sie die Lampen löschten. Aber dann wären es die Untervölkler hier unten auch. Und die Geistschatten würden sich vielleicht nicht schnell genug in nichts auflösen…
    Die Untervölkler krochen weiter. Milla schoss allerhand in den Sinn. Sie hatte einen Sonnenstein, wusste aber nicht genau, wie man ihn gegen Geistschatten einsetzte. Ja, ihr Merwin-Horn-Schwert könnte sie verletzen. Und Odris könnte vielleicht einen oder zwei von ihnen besiegen. Die Crone könnte von Nutzen sein. Die Cronen kannten offensichtlich ein paar Tricks gegen Geistschatten.
    Die Untervölkler krochen immer weiter. Die Geistschatten folgten ihnen, aber nicht allzu dichtauf. Sie sprangen von einer Seite zur anderen, streckten die Vorderbeine aus und steckten hektisch ihre Schatten-Stachelfortsätze in Spalten der Decke und der Wände.
    „Sie suchen etwas“, flüsterte Malen, als Milla gerade dasselbe dachte.
    Milla schaute auf Danirs Kralle an ihrem Finger. Sie leuchtete rot und golden. Als sie gegen die Schildmutter Arla gekämpft hatte, war die Kralle plötzlich von selbst länger geworden und hatte Millas Gegnerin tödlich verletzt.
    Milla ballte die Faust, um das Leuchten der Kralle zu verbergen.
    „Wenn sie nahe genug sind, greifen wir an“, flüsterte sie. „Die Schatten, nicht die Untervölkler.“

 
KAPITEL FÜNF
     
     
     
    Tal blinzelte und öffnete die Augen. Wie immer wenn er in Aenir ankam, fühlte er sich leichter. Als Erstes sah er an sich herab. Und tatsächlich – seine Haut hatte wieder das leichte Leuchten angenommen, das alle Dunkelweltler in Aenir bekamen. Er wusste auch, dass er kleiner und leichter war – auch das war eine Folge des Übertritts.
    Als sich seine Augen an das Zwielicht gewöhnt hatten, sah er sich um. Alles war genau so, wie er sich es vorgestellt hatte. Er stand am Rande des Hängenden Felsens hoch über dem Aschesee. Draußen im See lag die Insel der Imperatorin und in einem Halbkreis darum angeordnet sah er Hunderte von Häusern der Erwählten, alle auf hohen Stelzen und mit schmalen Brücken und Laufstegen verbunden.
    Das Ankerloch war in der Nähe seiner Füße. Er konnte hindurchsehen. Weit unten lag der See.
    „Ich habe es geschafft!“, rief er. In der Ferne hinter dem Kraterrand sah er ein rotes Glühen – den Sonnenuntergang. Bald würde das letzte Licht verschwinden und er konnte den Weg hinunterschleichen, der hinter ihm lag.
    „Adras, ich habe es geschafft!“, sagte er wieder.
    Es kam keine Antwort. Tal schaute sich verwundert um. Von seinem Sturmhirten war nichts zu sehen. Doch Tal wusste, dass er da sein musste. Sie waren untrennbar miteinander verbunden. Es war vollkommen unmöglich, dass Adras zurückgeblieben war. Ohne das Licht des Sonnensteins würde er in dem Sarkophag sterben!
    Über ihm ertönte ein leiser Ruf. Tal blickte nach oben und seufzte erleichtert auf. Adras war weit über ihm, ein kleiner weißer Fleck am dunkler werdenden Himmel. Er war noch immer nur ein Drittel so groß wie normal, doch er war hier kein Schatten mehr. Wie Tal, so war auch Adras verwandelt – zurück in seine natürliche Form, in das wulstige Wolkenfleisch eines Sturmhirten.
    „Wasser“, rief Adras mit dünner und hoher Stimme. Er klang wie der Wind, der durch die Spalten in einer Hauswand pfiff. „Ich muss Wasser finden. Ich komme zurück!“
    Dann stieg er noch höher und Tal spürte ein Ziehen in der Magengegend. Es war zwar nicht richtig schmerzhaft, aber unangenehm. Er wusste, dass es andauern würde, bis Adras zurückkam. Und dass der Sturmhirte es auch spürte. Sie konnten nicht allzu lange voneinander entfernt bleiben.
    Er sah wieder nach unten und bemerkte, dass er noch immer die Faust geballt hatte. Er öffnete sie und schaute auf den roten Schlüsselstein. Wie zuvor schwamm Lokar in sein Blickfeld, als er sich auf die funkelnden Tiefen des Steines konzentrierte.
    „Wir sind da“, verkündete Tal. „Am Hängenden Felsen, bei Sonnenuntergang.“
    „Gut“, gab Lokar zurück. Ihre Stimme war beinahe ein Schluchzen. „Oh, ich werde bald aus diesem verfluchten Gefängnis befreit! Die Imperatorin wird den Violetten Schlüsselstein für
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