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Der siebte Turm 05 - Die Schlacht beginnt

Titel: Der siebte Turm 05 - Die Schlacht beginnt
Autoren: Garth Nix
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meine Befreiung benutzen!“
    „Ist es… da drinnen übel?“, fragte Tal. „Tut es weh?“ Er dachte dabei weniger an Lokar als vielmehr an seinen Vater Rerem, der im Orangefarbenen Schlüsselstein gefangen war.
    Lokar lachte hysterisch.
    „Ob es wehtut? Nein, es tut nicht weh. Aber ich kann nicht ruhen, ich kann nicht schlafen und ich kann die endlosen Kreise in diesem Stein nicht beenden. Wenn keiner von außen spricht, dann sind hier drinnen nur mein Geistschatten und ich, umgeben von Stille. Jahre und Jahre und Jahre der Stille. Ist es da verwunderlich, dass ich einmal für kurze Zeit verrückt geworden bin?“
    Tal starrte sie an. Plötzlich erschien es nicht mehr so klug, ihrem Rat zu folgen. Lokar hatte soeben gesagt, sie wäre einmal verrückt gewesen. Was wäre, wenn sie es noch immer war?
    „Sprich!“, befahl Lokar. „Sprich! Sag mir, was dort draußen vor sich geht!“
    „Ähm, eigentlich nichts.“
    Tal fielen diese Worte schwer. Er wusste nicht, was er sagen sollte. „Ähm, Adras ist davongeflogen, um Wasser zu finden. Ich werde warten, bis es noch ein wenig dunkler ist und dann den Weg hinuntergehen.“
    Er schaute nach oben, um nachzusehen, wie hell es noch war. Zu seiner Überraschung war der Horizont jetzt noch heller als zuvor. Und er war weniger rot. Tal starrte ihn an und vergaß auf einmal Lokars aufgeregte Stimme.
    Es dauerte zwei volle Sekunden, bis ihm klar wurde, dass er einen furchtbaren Fehler gemacht hatte.
    Das war nicht der Sonnenuntergang.
    Es war Morgengrauen.
    In ein paar Minuten würde die Sonne über die Kraterwand steigen. Man würde ihn auf dem Fels oder dem Weg leicht sehen können. Sushins Anhänger oder ein paar besorgte Erwählte würden ihn sicher sehen.
    „Ich habe einen Fehler gemacht! Es ist Morgengrauen!“, plapperte er in Richtung des Schlüsselsteins. Ohne auf eine Antwort zu warten, schob er den Stein in seinen Ärmel und knotete den Stoff darum so zu, dass er nicht verloren gehen konnte. In seinem anderen Ärmel steckten zwei Röhrchen mit Wasserspinnen-Gegengift.
    Es gab nur einen Weg, den Tal unternehmen konnte, um nicht entdeckt oder gefangen genommen zu werden. Er musste innerhalb der nächsten paar Minuten ein Lichtseil weben und in den Aschesee springen. Und im Gegensatz zu den normalen Lichttauchern musste er versuchen, so nahe wie möglich an die Oberfläche zu kommen, sich dann loszuschneiden und an Land zu schwimmen.
    Tal kannte das Prinzip des Lichtseils. Ein roter Strang für die Tragkraft, ein gelber für die Flexibilität und ein indigofarbener, um alles zusammenzuhalten. Ein paar Monate zuvor hatte er noch nicht einmal mit Licht jenseits des gelben Spektrums umgehen können, aber jetzt zögerte er keine einzige Sekunde. Er würde sogar Violett benutzten, wenn es sein musste.
    Tal hob seinen Sonnenstein-Ring und konzentrierte sich darauf. Ein dickes Seil aus rotem Licht quoll aus dem Stein und fiel in einer Spirale nach unten. Tal konzentrierte sich weiter und fügte noch einen gelben Strang hinzu, der dicker war als der rote. Dann kam ein indigofarbener Strang, der sich um die beiden anderen wickelte. Das komplette Seil rollte sich auf dem Boden auf, als Tal bemerkte, dass er noch ein Problem hatte.
    Er wusste nicht, wie lang er das Lichtseil machen musste. Wenn es zu kurz war, würde er nur auf und nieder federn und am Ende zu hoch über der Asche hängen, um noch sicher abspringen zu können. Wenn es zu lang war, würde er tief in die Asche eintauchen und auch wenn er noch ein paar Mal daraus auftauchen würde, würde der erste Aufprall ihn wahrscheinlich umbringen.
    Er versuchte, sich verzweifelt an die anderen Lichttaucher zu erinnern, die er beobachtet hatte. Er versuchte, sich Gespräche ins Gedächtnis zu rufen, die er gehört hatte. Waren es dreihundertfünfzig Spannen? Es waren dreihundertundirgendetwas… dreihundertsechzig?
    Tal beschloss, dass zu kurz besser als zu lang sein würde. Es war besser, über dem Aschesee baumelnd gefangen als getötet zu werden. Er beschloss, dass dreihundertfünfzig Spannen die richtige Länge waren. Abgesehen von fünf Spannen, die er bei den losen Enden für das Zusammenweben brauchte, hatte er es beinahe schon geschafft.
    Ein dünner Streifen der aufgehenden Sonne war bereits am Rand der Kraterwand zu sehen. Hinter ihm beleuchtete das Sonnenlicht schon die nahe Kraterwand, vielleicht fünfzig Spannen über ihm. Er sah, wie die Linie mit jeder Minute immer näher auf ihn zugekrochen kam.
    Tal
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