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Der siebte Turm 04 - Jenseits der Grenze

Titel: Der siebte Turm 04 - Jenseits der Grenze
Autoren: Garth Nix
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es die nervige Kurve auf der linken Seite nicht mehr.
    „Andererseits“, sagte er langsam, „habe ich einen neuen Sonnenstein – und das ist ja alles, was ich am Anfang haben wollte. Und einen Geistschatten…“
    „Das bin ich“, sagte Adras stolz.
    „Und wir haben den Kodex im Mausoleum versteckt“, fuhr Tal fort. Indem er die positiven Seiten der ganzen Sache noch einmal aussprach, vermittelte er sich selbst ein besseres Gefühl. „Worüber beschwere ich mich überhaupt?“
    „Das weiß ich nicht“, sagte Milla. Sie runzelte die Stirn und fügte hinzu: „Du bist am Leben. Sei dankbar für das Geschenk des Lebens, bis du es nicht mehr hast.“
    Sie drehte sich weg und watete wieder durch den Tang, dieses Mal schneller als zuvor. Tal folgte ihr mit schmerzendem Bein. Sie kam schneller voran, als es für ihn angenehm war, doch er beschwerte sich nicht.
    Es war schwer, durch den Seetang voranzukommen. Es gab eine Menge mehr von dem Zeug, als Tal es in einer funktionierenden Fischzucht vermutet hätte. Wahrscheinlich gab es deswegen keine Fische hier. Oder Aale. Es war natürlich auch möglich, dass sie die Fische verscheucht hatten oder sie im Dunkeln einfach nicht sehen konnten. Milla hatte darauf bestanden, dass sie ihre Sonnensteine weiterhin gedämpft hielten, damit sie sich nicht verrieten. Adras und Odris hatten sich zuerst beschwert, schienen sich jetzt aber an das Schwächegefühl zu gewöhnen, das ihnen der Lichtmangel bereitete.
    Tal watete mindestens fünfzehn Minuten lang weiter, ohne den geringsten Gedanken oder sich bewusst zu sein, was er überhaupt tat. Er schob sich wie betäubt durch den eigenartig aufgeblasenen Seetang und folgt Milla. Wenn sie nicht plötzlich stehen geblieben wäre, wäre er noch ewig so weiter marschiert.
    „Was ist denn?“, flüsterte er und spähte ihr über die Schulter.
    „Schau“, flüsterte Milla zurück.
    Tal schaute. Vor ihnen war etwas Licht. Aber es war nicht das klare, stetige Licht von Sonnensteinen. Das Licht flimmerte, war eher schwach und wechselte leicht die Farben. Ein paar Öllampen, dachte Tal. Von der Sorte, die die Untervölkler in den Höhlen haben, die nicht von Sonnensteinen beleuchtet waren. Das Untervolk konnte natürlich keine Sonnensteine benutzen, weshalb sie sich mit Öllampen und ähnlichen Dingen begnügen mussten.
    Im Dämmerlicht konnte Tal vier… nein fünf Leute hart arbeiten sehen. Zwei von ihnen standen im Wasser und reichten den anderen etwas nach oben, die es wiederum annahmen und in Fässer verpackten.
    „Untervölkler beim Fischfang“, sagte Tal. Er machte sich nicht die Mühe, leise zu sprechen. „Wir können einfach an ihnen vorbei…“
    Eine kalte Hand auf seinem Mund brachte ihn zum Schweigen.
    „Still“, flüsterte Milla böse. „Das sind keine normalen Untervölkler. Und sie sind auch nicht beim Fischfang.“
    Einen Augenblick war Tal versucht, ihr in die Hand zu beißen. Aber der Augenblick ging vorbei und Milla zog ihre Hand zurück. Und als er wieder zu dem Steg sah, fiel ihm auf, dass an diesen Untervölklern tatsächlich etwas eigenartig war. Zuerst einmal trugen sie keine normalen weißen Roben. Und dann fingen sie keine Fische, sondern ernteten den Seetang. Sie zogen ihn heraus und schnitten ihn auf dem Steg in Streifen, bevor sie ihn in die Fässer füllten.
    „Sie haben Speere“, sagte Milla leise. Sie sah viel besser als Tal, besonders in dieser beinahe vollkommenen Dunkelheit. „Und einer von ihnen hat ein langes Messer. Ah…“
    Einer von ihnen war genau dort stehen geblieben, wo das Laternenlicht am hellsten schien. Es war ein Junge, nicht viel älter als Tal, aber größer und viel muskulöser. Er trug die weiße Kleidung des Untervolks, aber es war etwas darauf gepinselt oder gestickt worden – eine Art Muster oder Schrift, die Tal aus der Entfernung nicht lesen konnte. Außerdem trug der Junge einen seltsamen dreieckigen Hut, dessen vordere Ecke extrem spitz war und an die ein paar lange, dunkle Federn in wild abstehenden Winkeln gesteckt waren.
    Irgendwie kam er Tal bekannt vor. Er war sich völlig sicher, diesen Jungen schon einmal irgendwo gesehen zu haben. Es fiel ihm nur nicht ein, wo.
    Milla hingegen wusste es.
    „Das ist der, den sie Crow nennen“, sagte sie. „Der Anführer der Leute, die uns von den Heizungstunnels nach oben brachten, als die Luft schlecht wurde.“
    „Die da?“, fragte Tal. Er war seinerzeit von den Dämpfen in den Heizungstunnels teilweise ohnmächtig und
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