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Der siebte Turm 04 - Jenseits der Grenze

Titel: Der siebte Turm 04 - Jenseits der Grenze
Autoren: Garth Nix
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Shrimps auf. Dann rieb er seine Hände an einer gelben Robe ab, die aus einem der Wäschesäcke hing. Er sah zu der Gardistin auf, die gerade herein kam – ein Schattenlord von den Violetten.
    „Wir haben sie verloren“, sagte die Wächterin mit gebeugtem Kopf, „sie sind in einem Wald aus Belish-Wurzeln verschwunden. Wir durchkämmen die Wurzeln, haben aber keine Spur von ihnen.“
    Ihr Geistschatten schrumpfte zusammen, während seine Meisterin sprach. Er verschwand beinahe vollständig hinter ihr, obwohl seine Schultern um mindestens eine Spanne breiter waren als die eines jeden Menschen.
    Sushin runzelte die Stirn. „Sucht weiter, Ethar“, sagte er. „Vergewissert Euch, dass das Untervolk begreift, dass sie jede Spur von den Flüchtigen zu melden haben. Ich gehe nun wieder nach oben um,… mich um andere Dinge zu kümmern. Denkt daran: Ich will sie beide tot sehen. Und die Leichen mitsamt der Kleider müssen verbrannt werden. Ihre beiden Sonnensteine bringt ihr zu mir zurück. Das ist das Wichtigste. Wir dürfen auf keinen Fall riskieren, ihre Sonnensteine zu verlieren.“
    Ethar sah auf, geradewegs auf das Loch in Sushins Brustkorb. Sie wollte etwas sagen, doch Sushin hielt sie davon ab. Er hob seine Hand und zeigte ihr einen besonders großen und schillernden Sonnenstein, der in reinstem Violett leuchtete und das Licht der anderen Steine an Sushins Ringen überstrahlte.
    „Stellt Ihr meine Befehle in Frage, Schattenlord – oder meine Autorität?“
    Ethar starrte ihn noch eine Sekunde länger an und sah dann weg.
    „Nein, Sushin“, sagte sie schließlich. „Ich weiß, mit wessen Stimme Ihr sprecht.“
    Sie wandte sich ab und winkte den anderen Wachen zu, die respektvoll Abstand hielten. Während sie gingen, kicherte Sushin und murmelte etwas so leise, dass Ethar es nicht verstehen konnte.
    „Wisst Ihr das, Ethar? Wisst Ihr es wirklich?“

 
KAPITEL ZWEI
     
     
     
    „Nein, du musst den Hebel hineindrücken und ihn gleichzeitig drehen“, sagte Tal zu Adras, seinem Geistschatten. Letzterer drückte einmal mehr erfolglos an dem Hebel der Luke herum. „Sieh mir zu. Ich mache das.“
    Er wollte schon zurück nach unten klettern, als Adras es schließlich schaffte, den Hebel zu bewegen. Die Luke schloss sich hinter ihnen.
    „Jetzt möchte ich, dass du den Hebel abbrichst“, sagte Tal. An der Lukentür gab es zwar keinerlei Schloss, wenn Adras jedoch den Hebel abbrach, würde das vielleicht den Mechanismus blockieren. Dann konnte ihnen niemand mehr folgen.
    „Brauche Licht“, keuchte Adras, als er an dem Hebel drehte. „Nicht stark genug.“
    Tal vergewisserte sich, dass er sicher genug stand, bevor er seine Hand ausstreckte. Der Sonnenstein, den er an einem Ring an seiner Hand trug, blitzte zuerst orangefarben auf und wurde dann weiß. Er wurde schnell heller und heller.
    Je heller das Licht wurde, desto deutlicher zeichneten sich Adras’ Konturen ab. In der Geistwelt Aenir war er ein Sturmhirte gewesen; hier in der Dunkelwelt war er ein freier Geistschatten – zwar an Tal gebunden, aber ihm nicht zu unbedingtem Gehorsam verpflichtet. Das war eine Situation, die Tal die meiste Zeit bedauerte.
    Die wulstige Schattenwolke war ungefähr menschenförmig, aber zweimal so groß wie Tal. Einer der gewaltigen Arme drehte jetzt an dem Hebel und riss ihn ab. Er wollte ihn gerade fallen lassen, als Tal rief: „Nein! Gib ihn mir! Milla und Odris sind unter uns, schon vergessen?“
    „Entschuldigung“, sagte Adras und gab Tal den abgebrochenen Hebel. Der steckte ihn in seine Tasche, seufzte und kletterte weiter nach unten.
    Tal hatte diese Luke nur zufällig gefunden; er war mit den Zehen an den Rand des Lukendeckels gestoßen, als sie durch eine der großen Höhlen gelaufen waren, in denen das Untervolk tausende von hässlichen Wurzelsträngen eines Grünzeugs namens Belish anbaute. Tal hatte Belish noch nie gemocht und es machte ihm auch keinen Spaß, sich durch einen dicken, matschigen Wald aus Belish-Wurzeln zu zwängen. Doch die zufällige Entdeckung der Luke machte alles wieder wett. Die Wachen hatten sie schon gefährlich eingeholt.
    Jetzt befand sich Tal in einer engen Röhre, die in einem Winkel von fünfundvierzig Grad nach unten führte. Anstatt einer richtigen Leiter gab es eine Reihe von Steinspitzen, die man als Hand- und Fußstützen benutzen konnte. Es gab auch keine konstante Beleuchtung – keine Sonnensteine an Wand, Boden oder Decke. Um etwas Licht zu schaffen, richtete Tal seinen
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