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Der siebte Turm 04 - Jenseits der Grenze

Titel: Der siebte Turm 04 - Jenseits der Grenze
Autoren: Garth Nix
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Sonnenstein nach unten. Millas Sonnenstein, ein Zwilling von Tals Stein, antwortete mit einem Lichtstrahl.
    Milla kletterte sehr schnell nach unten. Sie verschwendete keine Zeit. Das Eiscarl-Mädchen wollte jetzt nur noch das Schloss verlassen und auf das Eis zurückkehren. Sie war der Meinung, falsche Entscheidungen getroffen zu haben und in die falsche Richtung zu segeln. Der weibliche Geistschatten an ihrer Seite erinnerte sie ständig an ihren Stolz und ihr Versagen. Nur das Eis würde über ihre Untaten urteilen können.
    Ihr Geistschatten folgte ihr auch jetzt. Genau wie Adras war auch Odris noch wenige Tage zuvor ein Geistschatten gewesen – aber in der Geistwelt Aenir. Hier in der Dunkelwelt war sie Millas Geistschatten. Und einen Geistschatten zu haben, war gegen sämtliche Regeln und Gebräuche der Eiscarls.
    Milla glaubte, dass der Verlust ihres natürlichen Schattens das Ende ihres Traumes bedeutete, eine Schildjungfrau zu werden. Und wahrscheinlich auch das Ende ihres Lebens. Nur die Notwendigkeit, die Cronen über die Vorgänge in Aenir und dem Schloss zu informieren, würde sie daran hindern, sich sofort nach ihrer Rückkehr dem Eis zu überlassen.
    Doch zunächst mussten sie Sushin und den Wachen entkommen. Dann mussten sie Tals Großonkel Ebbitt finden und versuchen, sich aus all den Geschehnissen etwas zusammenzureimen. Nicht etwa, dachte Tal, dass Ebbitt eine große Hilfe war, wenn es darum ging, den Dingen einen Sinn zuzuordnen. Aber er konnte ihm vielleicht erklären, was die Schlüsselsteine waren, wie sie den Schleier kontrollierten und wie Tals Vater Rerem vom Orangefarbenen Schlüsselstein beeinflusst sein konnte… was hatte der Kodex doch noch gesagt?
    Er ist der Wächter des Orangefarbenen Schlüsselsteins. Der Stein wurde geöffnet) also lebt er nicht mehr. Wenn der Orangefarbene Schlüsselstein nicht geschlossen wird, lebt er nicht. Wenn er geschlossen wird, wird er wieder leben.
    Und dann war da noch Gref – Tals Bruder – über den nachzudenken war. Tal hatte ihn beinahe gerettet, war aber im letzten Augenblick durch Sushins Tricks daran gehindert worden. Gref war vergiftet oder auf irgendeine Weise in ein Koma versetzt worden. Genau wie Tals Mutter Graile… die allerdings schon seit einiger Zeit krank war.
    Tal hatte sich so sehr angestrengt, seiner Familie zu helfen und den Wunsch seines Vaters zu erfüllen, sich um sie zu kümmern. Doch was auch immer er unternahm, es ging schief. Dabei hatte er am Anfang angenommen, dass er nur einen neuen Sonnenstein brauchen würde. Und das war schon schwierig genug gewesen.
    Aber das Leben war jetzt um einiges schwieriger.
    Abgelenkt von diesen Gedanken, hörte Tal Milla nicht, wie sie weit von unten rief, bis ihn sein Geistschatten ziemlich hart auf den Kopf schlug.
    „Au!“
    „Milla sagt, dass da irgendwo Wasser tropft“, berichtete Adras, wie üblich mit zu lauter Stimme. Sogar als Geistschatten behielt er noch immer die Charakterzüge eines Sturmhirten. Er donnerte mehr als dass er sprach und Blitze aus Schatten zuckten um seine Augen und seine Finger.
    Tal sah nach unten und leuchtete mit dem Sonnenstein. Milla hatte angehalten und beleuchtete den Tunnel vor sich. Etwas in der Ferne reflektierte das Licht. Wasser? Tal runzelte die Stirn und versuchte, sich an Unterrichtsstunden zu erinnern, in denen vor langer Zeit über die Architektur des Schlosses gesprochen worden war.
    Sie kletterten gerade von der siebten Ebene des Untervolks abwärts. Diese Ebene war voller verschiedener Arbeitsräume, Gemüse- und Pilzfarmen sowie Werkstätten. Die siebte war die letzte vollständig vom Untervolk eingenommene Ebene, bis auf ein paar Felsformationen und… die Fischteiche.
    Das war es. Unter ihnen lag einer der riesigen Fischteiche, in denen das Untervolk Fische züchtete: Gelbschuppen und Flosser für die Tische der Erwählten. Und die durchsichtigen Shrimps, die in getrockneter Form eine solche Delikatesse waren. Manchmal verfingen sich auch Aale in den Netzen, die für die Erwählten jedoch Ungeziefer waren und von den Untervölklern gegessen wurden.
    „Das Wasser ist flach!“, rief Tal Milla zu. „Nicht springen!“
    Milla sah böse zu ihm hinauf und sprang dennoch.
    Doch sie hielt sich dabei an Odris fest. Auch als Geistschatten hatten die Sturmhirten noch einige ihrer Eigenschaften. Milla schwebte wie eine Feder hinunter, Odris als großes, dunkles Etwas über ihr.
    Milla tauchte sanft bis zur Hüfte ins Wasser. Sie hob die Hand und
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