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Der siebte Turm 04 - Jenseits der Grenze

Titel: Der siebte Turm 04 - Jenseits der Grenze
Autoren: Garth Nix
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ließ das Licht etwas heller scheinen. Sie hatte den Stein noch nicht lange und doch fiel Tal auf, dass sie sehr schnell mehr und mehr Kontrolle darüber erlangte. Dabei hatte er ihr nur wenig Unterricht erteilt. Das beunruhigte Tal. Eigentlich sollten nur Erwählte in der Lage sein, Sonnensteine zu benutzen.
    Das war nur ein weiterer Teil seiner Welt und seines Glaubens, die begonnen hatten, sich aufzulösen. Tal war sich nicht mehr sicher, was überhaupt noch wahr war. Das meiste von dem, was man ihm im Lektorium beigebracht hatte, schien eine Sammlung von Halbwahrheiten zu sein – oder nur Teile des Gesamtbilds. Es schien beinahe so, als hätte sein Unterricht nur dem Zweck gedient, ihm ein breiteres Wissen vorzuenthalten, anstatt es ihm zu vermitteln.
    „Los!“, befahl Milla.
    Tal seufzte, kletterte den letzten Stein hinab und griff nach Adras’ Hand. Der Geistschatten nahm sie gedankenverloren und ließ in dem Moment los, als Tal springen wollte.
    „Halt mich fest!“, sagte Tal. „Und plustere dich auf, damit wir nach unten segeln.“
    „Entschuldigung“, donnerte Adras. „Ich dachte gerade an mein Zuhause.“
    „Lass es bleiben“, murmelte Tal.
    Dieses Mal tat der Geistschatten wie geheißen, hielt Tal fest und pumpte sich auf, damit sie einen kontrollierten Abstieg hatten.
    Dennoch schrie Tal auf, als sie auf der Wasseroberfläche aufkamen. Im Eifer der Flucht hatte er den Schmerz des Wespenwyrm-Stiches vergessen. Der Aufprall auf der kalten Wasseroberfläche ließ einen schmerzhaften Stich durch seinen Körper fahren. Er fiel nach vorn und ging beinahe unter.
    Adras hievte ihn hoch, als Milla und Odris sich umsahen.
    „Alles in Ordnung?“, fragte Odris. Milla schwieg wie üblich. Tal wusste, dass sie niemals aus einem solch profanen Grund wie Schmerz aufschrie. Er biss die Zähne zusammen und richtete sich auf. Als sich sein Bein verkrampfte, zuckte er unwillkürlich zusammen.
    „Alles in Ordnung“, sagte er, obwohl er sich ziemlich anstrengen musste zu sprechen. „Lass uns gehen.“
    „Wohin?“, fragte Milla. Sie hielt ihren Sonnenstein-Ring hoch und ließ sein Licht umher scheinen. Es beleuchtete nichts als einen weiten Kreis aus schillerndem Wasser. Jenseits dieses Kreises war Dunkelheit.
    Tal drehte seinen Kopf und sah sich um. Er wusste, dass die Fischteiche sehr groß waren, ein paar von ihnen hatten einen Durchmesser von zwei- oder dreitausend Spannen. Aber irgendwo musste es eine Anlegestelle oder einen Steg geben, an dem die gefangenen Fische abgepackt wurden, damit sie zu den Lagern und Küchen transportiert werden konnten.
    Das einzige Problem war, dass Tal keine Ahnung hatte, wo dieser Steg lag.

 
KAPITEL DREI
     
     
     
    „Dämpfe dein Licht“, sagte Milla plötzlich. Sie starrte ihren Sonnenstein-Ring an. Als das Licht nicht schnell genug dunkel wurde, deckte sie den Ring mit der anderen Hand ab. Tal ließ sein Licht innerhalb einer Sekunde erlöschen.
    „Weshalb?“, flüsterte Tal in die Dunkelheit. Aus irgendeinem Grund schien es in der Höhle ohne Licht ruhiger sein und er wollte diese Stille nicht stören.
    Millas einzige Antwort war ein leises Plätschern. Sie ging umher.
    „Das gefällt mir nicht“, sagte Adras. „Ich fühle mich schwach.“
    „Mir ist schlecht“, sagte Odris. „Das ist wie Durst haben in Aenir.“
    „Es dauert nicht lange“, sagte Milla. Ihre Stimme erschreckte Tal, denn sie kam aus einer anderen Richtung und von weiter weg, als er erwartet hatte. „Jetzt habe ich es.“
    An ihrer Hand flammte wieder Licht auf. Tal ließ zur Antwort seinen Sonnenstein aufleuchten.
    „Du hast was?“, fragte er.
    „Da drüben ist Licht“, sagte Milla und zeigte auf einen Punkt etwas weiter weg. „Und ich habe etwas gehört, aber es ist zu weit entfernt. Diese Höhle… dieser Fischteich… ist sehr groß.“
    „Es könnte der größte sein“, sagte Tal. „Ich glaube es gibt drei davon.“
    Verschwommene und unangenehme Erinnerungen an Märchen aus seiner Kindheit kamen in Tal hoch. Etwas über den Fischteich und riesige Aale, jeder zehn Spannen lang und mit einem entsprechenden Appetit.
    Er erinnerte sich daran, wie er als Kind über einen Untervölkler gelacht hatte, der sich vor einem gigantischen Aal erschrocken hatte. Jetzt, da er durch diesen Fischteich watete, erschien ihm das nicht mehr sonderlich lustig.
    Plötzlich strich etwas an seiner Wade entlang. Tal stieß einen kurzen Schrei aus und sprang zurück. Im selben Augenblick erkannte er,
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