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Der siebente Sohn

Der siebente Sohn

Titel: Der siebente Sohn
Autoren: Orson Scott Card
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überzubraten, bis sie tot im Kreis herumlagen wie jene fünf Quäker damals, von denen die Leute immer noch sprachen. Manche fragten sich, ob Gott die Quäker niedergestreckt hatte, um sie zum Schweigen zu bringen, weil das ja niemand anders konnte, während andere überlegten, ob Gott sie in den Himmel aufgenommen hatte wie den ersten Lordprotektor Oliver Cromwell, der im Alter von siebenundneunzig vom Blitz getroffen worden und dann verschwunden war.
    Nein, dieser Farmer und seine beiden großen Jungen würden noch eine Nacht bleiben. Schließlich war Kleinpeggy die Tochter eines Gastwirts, nicht wahr? Papoosen lernten zu jagen, Pickaninnis erlernten Lasten zu schleppen, Farmerskinder lernten, das Wetter vorherzusagen, und die Tochter eines Gastwirts lernte festzustellen, welche Leute über Nacht bleiben würden, noch bevor sie es selbst wußten.
    Ihre Pferde scharrten unruhig im Stall, schnaubten und warnten einander vor dem Sturm. In jeder Gruppe von Pferden, überlegte sich Kleinpeggy, mußte es ein ganz besonders dummes Tier geben, so daß alle anderen ihm mitteilen mußten, was los war. Schlimmer Sturm, sagten sie gerade. Wir werden alle durchgeweicht, wenn der Blitz uns nicht vorher erschlägt. Und das dumme Pferd wieherte immer wieder und fragte: Was ist das für ein Lärm, was ist das für ein Lärm?
    Dann brach über ihr der Himmel auf und schüttete Wasser auf die Erde. Der Regen riß den Bäumen Blätter ab, so heftig war er. Und kam auch so dicht herunter, daß Kleinpeggy für eine Weile nicht einmal mehr die Schmiede erkennen konnte und dachte, daß sie vielleicht in den Strom hineingespült worden sei. Altpapi hatte ihr erzählt, wie dieser Strom bis hinunter zum Hatrack River führte und wie sich der Hatrack in den Hio ergoß und der Hio sich durch die Wälder bis zum Mizzipy schob, der bis zum Meer hinunterströmte. Altpapi hatte auch erzählt, wie das Meer soviel Wasser soff, daß es davon Verdauungsstörungen bekam und die riesigsten Rülpser hervorbrachte, die man je gesehen hatte, und daß daraus Wolken entstanden. Nun also würde die Schmiede hinunterströmen, würde verschlungen und wieder hervorgerülpst werden, und eines Tages, wenn sie sich gerade um ihre eigenen Angelegenheiten kümmerte, würde eine Wolke aufbrechen und diese Schmiede fein säuberlich herunterplumpsen lassen, zusammen mit dem ollen Makepeace Smith, der immer noch ching ching ching machte.
    Dann gab der Regen ein kleines bißchen nach; sie blickte hinunter, um nachzusehen, ob die Schmiede noch dastand. Doch sie sah etwas ganz anderes: Feuerfunken weitab im Wald, flußabwärts in Richtung Hatrack, unten, wo die Furt war, nur daß es heute, bei diesem Regen, nicht die leiseste Chance gab, die Furt zu überqueren. Funken, ganz viele Funken, und sie wußte, daß jeder einzelne von ihnen auf einen Menschen hinwies. Sie dachte kaum daran, etwas zu tun, sie mußte einfach nur das Herzensfeuer dieser Leute sehen; vielleicht die Zukunft, vielleicht die Vergangenheit, alle Visionen lebten gemeinsam im Feuer des Herzens.
    Was sie nun erblickte, galt für alle Herzen gleichermaßen: Ein Wagen mitten auf dem Hatrack, bei steigendem Wasser und alles, was sie besaßen, in diesem Wagen.
    Kleinpeggy sprach nicht viel, aber jedermann hier kannte sie nur als Fackel, daher hörte jeder zu, wenn sie etwas über Schwierigkeiten sagten. Vor allem über diese Art von Schwierigkeiten. Gewiß, die Siedlungen in diesen Gegenden waren inzwischen ziemlich alt, ein gutes Stück älter als Kleinpeggy selbst, aber man hatte noch nicht vergessen, daß ein Wagen, der von den Fluten fortgespült wurde, für alle ein Verlust bedeutete.
    Sie flog förmlich den grasbewachsenen Hügel hinunter, sprang über Maulwurflöcher und rutschte an den steilen Stellen hinab, so daß seit ihrer Entdeckung jener fernen Herzensfeuer keine zwanzig Sekunden verstrichen waren, bis sie auch schon in der Schmiedewerkstatt davon berichtete. Dieser Farmer aus West Fork wollte zuerst, daß sie wartete, bis er eine seiner Geschichten von noch schlimmeren Stürmen erzählt hatte, doch Makepeace wußte Bescheid über Kleinpeggy. Er hörte ruhig zu, dann befahl er den beiden Jungen, ihre Pferde zu satteln, ob mit oder ohne Beschlag; an der Hatrack-Furt waren Leute in der Klemme, da durfte man keine Zeit verlieren. Kleinpeggy bekam nicht einmal mehr Gelegenheit, sie davonreiten zu sehen – Makepeace hatte sie bereits ins große Haus geschickt, um ihren Vater und alle Knechte und
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