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Der Semmelkoenig

Der Semmelkoenig

Titel: Der Semmelkoenig
Autoren: Katja Hirschel
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waren um das Fahrzeug herum in Deckung gegangen. Rasch lief sie zu Krautschneider, der sich hinter einem Stapel großer Kanalrohre verschanzt hatte.
    »Was hab ich verpasst?«, fragte sie leise.
    »Na, die Wahnsinnige wär fast mit dem Krankenwagen kollidiert. Konnte ihm in letzter Sekunde noch ausweichen und is gegen den Kran gerast. Jetzt rührt sie sich nicht mehr, und ich frage mich, ob die überhaupt noch lebt?«
    »Ja, und warum schaut ihr dann nicht nach?«
    »Weil sie eventuell bewaffnet sein könnte, nicht ganz richtig im Oberstübchen ist und der Chef nur die Order gegeben hat, dass wir alle in Deckung bleiben sollen.«
    »Aber, wenn wir jetzt nix machen, sind die Chancen auf ihrer Seite. Wenn sie jetzt vielleicht ohne Bewusstsein ist, können wir sie doch überwältigen!«
    Claudia warf einen prüfenden Blick über das Gelände, schätzte den Abstand zwischen sich und dem Unfallwagen ab, sah genügend Deckungsmöglichkeiten, um unbemerkt zur Fahrertür zu gelangen, und hatte ihren Plan schon ausgearbeitet. Gerade war sie im Begriff, um die Rohre herumzuschleichen, als Maus kompromisslose Stimme über den Platz hallte: »Frau Klöter, oder Frau Lörtek! Steigen Sie sofort und mit erhobenen Händen aus dem Wagen!«
    Es war schon ein bisschen dumm mit den Namen, aber Maus hoffte inständig, dass sie auf einen davon reagieren würde. Einige Sekunden passierte nichts. Alles blieb ruhig. Die Anspannung wuchs. Maus versuchte es in umgekehrter Reihenfolge: »Frau Lörtek, Frau Klöter, haben Sie denn nicht gehört? Es ist aus! Sie haben keine Chance! Also, geben Sie auf. Sofort!«
    Im Inneren des Wagens konnte man eine Bewegung ausmachen. Sie schien etwas zu suchen, hatte es offenbar gefunden und schaltete die Innenbeleuchtung aus. Maus zählte im Stillen bis dreißig. Wenn sie dann nicht seinem Befehl Folge leisten würde, müsste er mit seinen Leuten wohl oder übel das Fahrzeug stürmen. Oh, wie er solche Situationen hasste! Im Gegensatz zu ihrem Vorgesetzten wollte Claudia jetzt keine Sekunde länger warten, aber Krautschneider schien zu merken, was sie vorhatte.
    »Hey, mach jetzt keine Dummheiten. Hörst du? Des is viel zu gefährlich!«
    »Is es nicht!«, knurrte sie ungehalten und tastete automatisch an ihr Holster. Doch da war nichts mehr.
    »Verflixt, meine Waffe!«
    Sie hatte ja vollkommen vergessen, dass sie die nicht mehr gefunden hatte. Ob sie noch oben im Königsaal lag? Ärgerlich musste sie zugeben, dass sie sich innerhalb von ein paar Tagen sehr verändert hatte. Früher wäre sie nie so aus dem Konzept gebracht worden, hätte nicht gleich die Nerven verloren und dabei so wichtige Dinge wie ihre Waffe vergessen. Krautschneider beobachtete sie und fragte dann feixend:
    »Na, nach was suchst? Doch nicht etwa nach …«
    Er ließ seine Hand in die Tasche gleiten, wollte mit einem triumphierenden Lächeln Claudias P7 hervorziehen, ihr Erleichterung und Dankbarkeit ins Gesicht zaubern, aber auch er fand nichts. Die Pistole war verschwunden. Zunächst war er verwundert, dann setzte langsam der Denkprozess ein und als dieser dann zu nur einem logischen Ergebnis führte, wurde ihm schlecht.
    »Scheiße!«, flüsterte er.
    »Des kannst laut sagen!«, erwiderte Claudia ungehalten, rechnete aber gleichzeitig alle Möglichkeiten durch, dann eben unbewaffnet ihren Plan umzusetzen.
    »Äh, Herr Kommissar!«
    Krautschneider sah keinen anderen Weg. Er musste seine Kollegen vor einer eventuellen Gefahr warnen.
    »Herr Kommissar! Achtung! Sie ist mit absoluter Sicherheit bewaffnet!«
    »Wie meinen Sie das?«, erklang Maus Stimme hinter den Marmorplatten. »Wissen Sie, dass sie das Jagdgewehr noch im Auto hat?«
    »Äh, das vielleicht auch!«
    Krautschneider stand der Schweiß auf der Stirn.
    »Aber, was ich mein, is, dass sie mir irgendwie Kollegin Hubschmieds Dienstwaffe aus der Tasche stibitzt haben muss und äh …«, weiter kam er jedoch nicht.
    »Krautschneider, du Arsch!«, rief Claudia wütend und viel zu nahe an seinem Ohr. »Wie konntest du nur!?«
    Für eine Entschuldigung war es offensichtlich zu spät. Er merkte schnell, dass sie ihm Gleiches mit Gleichem vergalt, nicht lange fackelte, ihm seine Waffe entriss und zu schnell, als dass er sie hätte aufhalten können, in der Dunkelheit hinter den Rohren verschwunden war. Na super, jetzt war er nicht nur ein Verlierer im wahrsten Sinne des Wortes, sondern auch noch schutzlos.
    »Kommen Sie jetzt endlich heraus!«, versuchte es Maus ein letztes Mal.
    Ein
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