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Der Semmelkoenig

Der Semmelkoenig

Titel: Der Semmelkoenig
Autoren: Katja Hirschel
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so viele. Gestern hatte er zum Beispiel mindestens drei bekommen. Mindestens drei!
    »Das war im Attachment, im Anhang. Da hätten Sie draufklicken müssen!«
    »Für so was hab ich nun wirklich keine Zeit«, knurrte Maus. Unbeholfen stand der Fremde auf und kam auf sie zu.
    »Guten Morgen! Polizeihauptkommissar Maus? Mein Name ist Petersen, Kommissar Hannes Petersen aus Celle.«
    »Äh, ja herzlich willkommen in Bad Berging, Herr Petersen. Wir hatten Sie nicht so zeitig erwartet! Sie sind ja einer von der ganz schnellen Truppe«, versuchte Maus geschickt und wie er meinte mit einer Prise Humor, die Stimmung aufzulockern und schüttelte dem Mann die kalte und etwas feuchte Hand.
    »Nein, nein, ich bin eher zu spät als zu früh. Ich habe meinen Anschlusszug in München verpasst und die Bummelbahn hierher fährt ja nicht so oft, sodass ich eine Nacht in Ihrer schönen Landeshauptstadt verbringen durfte«, entschuldigte sich Petersen und zog schnell seine schmerzende Hand aus der des Kommissars. Diese Leute hier hatten für seinen Geschmack eindeutig einen viel zu festen Griff.
    »Wie auch immer.«
    Maus war es leid, weitere Höflichkeiten auszutauschen. Er hatte zu tun. Aber was sollte er jetzt mit diesem Menschen anfangen? Die Tür öffnete sich und Kommissarin Claudia Hubschmied betrat den Raum, um ihren Arbeitstag mit einer wohlverdienten Tasse Kaffee zu beginnen. Ihr war es zu verdanken, dass die Polizeistation seit Neuestem nicht nur die Auswahl zwischen Brühwasser schwarz, weiß, mit und ohne Zucker hatte, sondern auch exotisch anmutende Produkte wie Latte Macchiato, Cappuccino, Espresso und Espresso Macchiato im Angebot hatte. Perfektes Timing – Kommissar Maus grinste –, hier ist auch schon der Babysitter!
    »Griaßts eich alle miteinand!«, freundlich nickte Claudia die Anwesenden an und wandte sich dem Automaten zu. Was sollte sie denn heute nehmen? Nachdenklich kaute sie auf ihrer Unterlippe.
    »Ja, grüß Gott, Claudia!«, klang die Stimme des Kommissars hinter ihr. »Ich habe hier einen neuen Kollegen für Sie.«
    Hm, vielleicht heute mal einen Milchkaffee? Sie stellte eine Tasse mit der Aufschrift »Ich hasse Montage« in die Maschine.
    »Sie werden ihm mal alles zeigen.«
    Oder doch vielleicht etwas Stärkeres?
    »Ich denke, Sie sind die Richtige, die ihm einen Einblick geben kann, wie wir Bergbewohner hier die Dinge so handhaben.«
    Ihr Zeigefinger schwankte zwischen zwei Tasten.
    »Nehmen Sie ihn einfach mit. Er soll einen guten Überblick bekommen.«
    Und jetzt nur nicht den Extra-Zucker vergessen.
    »Na dann, viel Spaß noch!«
    Die Tür schnappte ins Schloss. Der Kaffeeautomat führte zischend seinen Auftrag aus. Claudia Hubschmied drehte sich um und sah sich einem fremden Mann gegenüber, der verlegen lächelte.
    »Wos? Wos is?«
    Die Maschine gurgelte noch einmal, der Kaffee war fertig.

4
    Wolfgang radelte, so schnell sein nur langsam abklingender Kater es zuließ, den Hügel hinauf. Er schwitzte. Das würde ein ungewöhnlich warmer Tag werden. Gut, dass er gleich oben war und in den kühlen Wald eintauchen konnte. Ein Land Rover fuhr an ihm vorbei. Sybille Möller-Spatz – schoss es ihm durch den Kopf – war auch wieder zu spät. Sybille hupte, die Zwillinge Kevin und Jennifer winkten und Wolfgang nickte grinsend zurück. Jetzt hatte er den Wald erreicht und die Strecke wurde eben. Das Tempo steigernd fuhr er kurz darauf auf den Parkplatz. Hier war das offizielle Ende für alle motorisierten Mitbürger. Eine große Tafel vor einem Holzstoß pries die wunderschönen Wanderstrecken der Gegend an; für Rentner am Wildbach entlang, für alle anderen verschiedene Wege auf den Hausberg. Die Natur stand jetzt vollkommen unter dem Einfluss des Frühlings. Hellgrünes, zartes Laub dämpfte das kräftige Sonnenlicht. Die Vögel sangen, der kleine Bach unten in der Klamm plätscherte fröhlich vor sich hin und Jennifer fing an zu brüllen, weil ihr Bruder sie am Aussteigen hindern wollte.
    »Grüß dich, Sybille!«
    Wolfgang stieg vom Rad und Sybille öffnete die Heckklappe, um die Tüten mit den Semmeln herauszuholen. Jennifer brüllte weiter, was aber weder Wolfgang noch die junge Mutter störte.
    »Na, Wolfi! Auch schon da?«
    »Hey komm, das waren Millisekunden! Du hast Glück, dass ich heute nicht so in Form bin wie sonst!«
    Er reckte sich, sodass Sybille nicht umhin konnte, seinen durchtrainierten Körper zu bewundern. Sie lächelte.
    »Du blöder Kerl!«
    Leider war jetzt nicht mehr zu
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