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Der Semmelkoenig

Der Semmelkoenig

Titel: Der Semmelkoenig
Autoren: Katja Hirschel
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oder eine nachgeholfen, ist ihr gefolgt und hat sie wie eine junge Katze ertränkt. Also den Kopf so lange unter Wasser gedrückt und festgehalten, bis das arme Ding tot war.«
    »Hm!«, nachdenklich tippte sich Maus an die Nase, was bei ihm immer höchste Konzentration verriet. »Hm, das ist starker Tobak, mein Lieber. Das hieße ja, dass wir hier einen Mordfall haben! Wie sicher sind Sie?«
    »Auf einer Skala von null bis zehn geb ich hier mal eine Acht. Die absolute Sicherheit liefert natürlich erst die Autopsie. Gestorben ist sie ungefähr im Zeitraum Mitternacht bis drei Uhr morgens. Aber auch hierzu kann ich Ihnen Genaueres erst später sagen.«
    Doktor Frank schüttelte traurig den Kopf und fischte eine Packung Zigaretten aus der Jackentasche.
    »Sie war noch so jung. Armes Ding! Was für eine Verschwendung!«
    Maus nickte zustimmend. Da kam ganz schön Arbeit auf ihn zu. Aber zuerst musste er seine Gedanken ordnen. Sein Blick fiel auf die Semmeltüten und er zog eine zu sich heran.
    »Sie wollen doch nicht allen Ernstes hier rauchen?«, schockiert sah die Mutter, die ihnen gegenüber saß, auf die Zigarette, die der Arzt trotz ihres Protests ungerührt ansteckte.
    »Hier sind Kinder!«
    Doktor Frank lächelte spitzbübisch: »Dient zur Abschreckung, Frau Lang. Ihre Leonie soll gar nicht erst damit anfangen, sonst wird sie so alt und hässlich wie ich.«
    Er inhalierte tief, blies dann aber den Rauch diskret über seine Schulter und vom Tisch weg. Leonie, die neben ihre Mutter getreten war, schien dennoch fasziniert.
    »Herr Doktor!«, Frau Lang legte jetzt schützend ein Tuch um das Köpfchen ihres Säuglings, den sie gerade zu stillen versuchte, »Ich habe hier mein Baby! Gehen Sie gefälligst woanders hin.«
    Frank seufzte, stand schwerfällig auf, sah nochmal zum Kommissar, der mittlerweile eine Semmel in der Hand hielt und anscheinend nichts von dem Disput mitbekommen hatte. Es wäre der Mühe nicht wert gewesen, Frau Lang darauf hinzuweisen, dass sie sich ungefragt an den Ermittlungstisch gesetzt und dadurch freiwillig der Gefahr ausgesetzt hatte, dass hier Erwachsene waren, die ab und zu Erwachsenendinge wie Rauchen taten. Er hätte sowieso wieder den Kürzeren gezogen.
    »Muss Benni jetzt auch sterben, Mama?«, hoffnungsvoll sah Leonie den kleinen Bruder an.
    »Schmarrn Kind, wie kommst du denn darauf?«
    Ihre Mutter hatte es aufgegeben, den quengelnden Säugling mit ihrer Milch zu beruhigen.
    »Na, die Heidi hat ja auch geraucht und jetzt is sie tot!«
    »Leonie, Benni wurde nur von dem rücksichtslosen Doktor angepustet. Das ist nicht gut, aber davon wird er nicht gleich sterben. So und jetzt gib mir mal die Tasche da!«
    Zufrieden, endlich die Lösung ihres Problems gefunden zu haben, knöpfte sie ihre Bluse zu und schob die in ihren Augen unnötigen Gegenstände – auch die Semmeltüten und Maus Notizblock – zur Seite, um Platz zu haben. Dann legte sie ihren Sohn auf den Tisch, zog ihm den Strampler aus und öffnete die Windel.
    »Na, da hat der Benni aber ein großes Haufi gemacht«, flötete sie befriedigt und Maus verging der Appetit. Schnell stand er auf und prallte aus Versehen mit Petersen zusammen.
    »Herr Kommissar, das geht so nicht. Jetzt kommen immer mehr Eltern. Hier herrscht das reinste Chaos! Immerhin könnte das ja auch ein Tatort und nicht ein Unfallort sein. Wir müssen schnell eine Lösung finden!«
    »Recht so Petersen, recht so!«, Maus drückte ihm die Semmel in die Hand. »Hier muss tatsächlich etwas passieren, denn wir haben sehr wahrscheinlich einen Mordfall. Treiben Sie also alle, die hier nichts zu suchen haben, runter auf den Parkplatz. Die Babys zuerst! Dann bilden Sie mit Frau Hubschmied einen Suchtrupp. Ich werde den Oberförster informieren, obwohl der neugierige Bursche schon längst hätte freiwillig hier sein müssen. Der wird Ihnen helfen, das Gebiet zu durchkämmen. Wir brauchen Beweise, Indizien, Spuren, Zeugen und so weiter. Irgendwas sollte wohl zu finden sein! Woher kam das Mädchen mitten in der Nacht? Woher der oder die Täter? Haben sie sich eventuell irgendwo getroffen? Achten Sie auf abgeknickte Zweige, Fußabdrücke, auf alles, was uns weiterhelfen kann! Die Spurensicherung wird dann auch noch dazukommen. Ich fahr derweil mal zu der Mutter, um ihr die traurige Nachricht zu übermitteln und Sie kommen dann nach, wenn Sie hier fertig sind!«
    Verdutzt, so schnell einen Fürsprecher gefunden zu haben, öffnete Petersen den Mund, doch der Kommissar
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