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Der Seelenjaeger

Der Seelenjaeger

Titel: Der Seelenjaeger
Autoren: Michael J. Unge
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rannte los. Wie von Tante Ella gestochen, sprintete ich hinter ihr her. Sie lief auf eines der holzverkleideten Häuser in der Piratenstadt zu. Ich, wie ein Wirbelsturm hinter ihr her. Dann bremste sie abrupt und schlug einen Haken in eine andere Richtung, denn die Tür an dem besagten Haus wurde gerade in diesem Moment geöffnet. Panik machte sich in mir breit, doch als ich sah, dass Lara bereits ein neues Versteck ansteuerte, rannte ich, ohne weiter darüber nachzudenken, hinter ihr her.
    Schwer atmend standen wir hinter einer der Hotdogbuden im Schatten und warteten. Von dort konnten wir beobachten, dass sich die Tür an dem zuerst erwählten Versteck zur Gänze geöffnet hatte und zwei Männer heraustraten. Schnell zog ich den Kopf zurück und drückte mich an die Wand der Bude.
    „Hey Frank!“, rief der Mann, der die Tür gerade abschloss, dem anderen hinterher.
    „Was?“, rief dieser vom LKW aus zurück.
    „Ich bring noch eben meinen Kaffee weg!“
    „Klar, bloß keinen Stress“, rief Frank.
    Wir standen noch immer nebeneinander gepresst hinter der Bude und lauschten aufmerksam. Schritte näherten sich und mir brach der Schweiß aus. Die Angst um Zad wurde in diesem Moment von anderen Gefühlen überlagert. Meine beste Freundin angelte nach meiner Hand und presste sie fest zusammen. Die Schritte näherten sich und wir schauten uns gegenseitig mit weit aufgerissenen Augen an. Ein panisches ‚Und was jetzt?' stand in Laras Gesicht geschrieben. Den Fluchinstinkt mit aller Kraft unterdrückend, schaute ich mich hektisch nach einem anderen Versteck um, zog dann allerdings enttäuscht die Schulter hoch. Dort war nichts. Vor uns lag in einem Meter Entfernung der Zaun, den ich nun bereits zur Genüge von der anderen Seite aus studiert hatte, links lag die Toreinfahrt und rechts zu viel freies Gelände, als dass man ungesehen zu einem der entfernt stehenden Häuser hätte laufen können.
    Ich hörte, wie sich erneut eine Tür in der Nähe öffnete. Es wurde heller, sodass wir noch näher zusammenrücken mussten, um uns in den kleiner gewordenen Schattenbereich zu kauern.
    „Dann wollen wir dem kleinen Mann mal die große Welt zeigen“, hört ich den Fremden sagen und musste grinsen.
    Lara neben mir entspannte sich ebenso, wie ich es in diesem Moment tat. Das verstand der also darunter, ‚seinen Kaffee wegzubringen'. Es plätscherte und ein erlösendes Stöhnen drang aus dem Toilettenhäuschen auf der anderen Seite der Hotdogbude.
    „Komm Baby, lass es raus, lass dich einfach gehen. Ja, so ist's gut“, murmelte der Kerl. Innerlich brach ich vor Lachen zusammen und presste Laras Hand fester zusammen.
Jetzt bloß nicht laut losprusten,
sagte ich mir, wie ein kleines Mantra immer wieder vor. Lara schaute mich grinsend und mit Tränen in den Augen an. Ihre Lippen bebten. Schnell drehte ich ihr Gesicht mit der Hand in die andere Richtung. Dieser Anblick war das Letzte, was ich jetzt noch brauchen konnte. Mit meiner Selbstbeherrschung wäre es vorbei gewesen.
    Die Spülung durchriss die Stille der Nacht und ließ mich erneut die Luft anhalten. Vor sich hin singend, verließ der Fremde das Klohäuschen und schien glücklicherweise, ohne Umwege zum LKW zu marschieren.
    „Alles klar“, rief er besagtem Frank zu, „die Ware ist abgeliefert und ich bin erleichtert. Jetzt kann der Feierabend kommen.“
    Kurze Zeit später verklangen ihre Schritte auf dem Asphalt, zwei LKW Türen flogen zu und der Motor wurde gestartet. Noch immer standen wir, wie angewurzelt in unserem Versteck, während der LKW durch das Tor fuhr. Er kam zu meiner linken in Sicht und ich schob Lara hastig um die Ecke der Bude, sodass wir den Sichtkontakt unterbrachen. Man konnte hören, dass erneut jemand aus dem Fahrzeug stieg, dann das Rasseln der Ketten und das Klicken der Schlösser. Kurz darauf fiel die LKW Tür wieder zu und die beiden, die uns nicht ganz bereitwillig Einlass in den Park gewährt hatten, düsten in die Nacht davon.
    Erleichtert stieß ich die angestaute Luft aus meinen Lungen. Auch Lara neben mir entspannte sich und entließ meine geschundene Hand in die Freiheit.
    „Puh, das war knapp“, seufzte sie erleichtert.
    „Ja, aber auch total aufregend“, fügte ich hinzu und nickte zur Bestätigung.
    Nachdem wir noch einen Moment in die Stille des Parks gelauscht hatten, um sicherzugehen, dass uns nicht hinter der nächsten Ecke eine weitere Überraschung empfing, huschten wir geduckt von Gebäude zu Gebäude. Als uns auch nach
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