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Der Seele schwarzer Grund: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Der Seele schwarzer Grund: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Titel: Der Seele schwarzer Grund: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)
Autoren: Susan Hill
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Auto stand davor, kein Anzeichen von Leben war zu sehen. Er betrachtete das Haus lange, versuchte sich den Jungen mit der Zahnlücke vorzustellen, wie er aus der Tür kam, den Schwimmbeutel über der Schulter, auf die Querstraße zuging … links abbog … fröhlich marschierte. Serrailler drehte sich um. Ein Bus fuhr auf der Hauptstraße vorbei, aber es schien weit und breit keine Haltestelle zu geben. Simon blickte die graue Straße entlang. Wie weit war Scott gekommen? Wer hatte neben ihm angehalten? Was hatte derjenige gesagt, um den Jungen zum Einsteigen zu überreden?
    Er setzte sich wieder ins Auto.
    »Erzählen Sie mir, wie der Junge war … Schüchtern? Aufgeweckt? Alt oder jung für sein Alter?«
    »Frech. Das haben die Lehrer gesagt. Aber in Ordnung. Sie mochten ihn. Machte keine Probleme. Viele Freunde. War beliebt. Ein Anführertyp. Fußballfan, die örtliche Mannschaft. Werden die Haggies genannt. Hatte ihr Logo auf dem Schwimmbeutel.«
    »Die Art von Kind, die mit einem Fremden reden würde, wenn es beispielsweise nach dem Weg gefragt wird?«
    »Sehr wahrscheinlich.«
    Während David Angus insgesamt etwas zurückhaltender war, allerdings ebenfalls mit so einem Fremden gesprochen hätte, weil es die Höflichkeit gebot.
    Hicks’ Handy klingelte. Drei Minuten später rasten sie zurück zur Einsatzzentrale. Bei Hicks’ Frau, Chapmans Tochter, hatten die Wehen vierzehn Tage zu früh eingesetzt; es war ihr erstes Kind.

    Serrailler verbrachte den Nachmittag allein und ging die Akten zum Scott-Merriman-Fall durch. Irgendwann trank er einen Tee in der Kantine. Um halb sieben fuhr er zurück ins Hotel.
    Sein Zimmer hatte eine beige Tapete mit Goldrändern und roch nach abgestandenem Zigarettenrauch, das Bad schien gerade groß genug für einen Zehnjährigen. Jim Chapman hatte sich mit überstürzten Entschuldigungen verabschiedet und gesagt, er werde sich »später melden«. Serrailler hatte die Wahl … entweder grübelnd in seinem Zimmer auf dem Bett zu liegen, grübelnd allein in der Bar zu sitzen oder die lange Heimfahrt auf verstopften Straßen zurück nach Lafferton in Angriff zu nehmen. Starker Regen hatte eingesetzt. Die Fahrt schien keine angenehme Alternative.
    Simon duschte und zog ein sauberes Hemd an.
    Die Bar war leer bis auf einen Geschäftsmann, der in einer Ecke an seinem Laptop arbeitete. Die Möbel waren rot lackiert. Auf jedem Tisch lag eine Cocktailkarte. Simon bestellte ein Bier.
    Er fühlte sich in seiner eigenen Gesellschaft immer wohl, aber die Hässlichkeit dieser Umgebung und die Abgeschnittenheit von allem, was er kannte und liebte, schienen ihm Leben zu entziehen. In zwei Monaten wurde er siebenunddreißig. Er fühlte sich älter. Er war immer gern Polizist gewesen, doch etwas an diesem Leben begann ihn zu frustrieren. Es gab zu viele Einschränkungen, zu viel an politischer Korrektheit, das erst abgehakt werden musste, bevor man mit der Arbeit vorankam. War es für irgendjemanden von Bedeutung? Hatte sich durch das, was er tat, ein einziges Leben verbessert, wenn auch nur geringfügig? Er dachte daran, welche wichtige Rolle seine Schwester Cat spielte, als gewissenhafte und engagierte Ärztin, was seine Eltern während ihrer aktiven Arztzeit getan hatten, um Leben zu verändern. Vielleicht hatten sie ja recht gehabt, vielleicht hätte er Mediziner werden und seinen Vater glücklich machen sollen.
    Er ließ sich gegen die schimmernde rote Rücklehne sinken. Der Barmann hatte die Strahler um die Bar angeschaltet, nur trug auch das nichts zur Hebung der Stimmung bei.
    Was ihm fehlte, dachte Simon plötzlich, war Aufregung, der Adrenalinstoß, den er vor zwei Jahren bei der Verfolgung des Serienmörders in seinem Bezirk gespürt hatte und der in den frühen Tagen seiner Polizeilaufbahn fast immer da gewesen war. Die Polizeipräsidentin hatte mehr als einmal angedeutet, dass Simon die nächste Stufe der Karriereleiter erklimmen sollte, aber wenn er sich zum Superintendent und darüber hinaus befördern ließe, würde er noch weniger rauskommen, noch mehr Zeit im Büro verbringen, und das wollte er nicht. Es war die alte Geschichte: Werde kein Schuldirektor, wenn du gern unterrichtest, nimm keinen höheren Posten in der Klinik an, wenn du dich gerne um Patienten kümmerst. Wenn du die Erregung der Jagd willst, bleib in Uniform oder Constable. Aber das hatte er nicht getan, und ein Zurück gab es nicht. Geld war nicht sein Motiv. Allerdings fragte er sich wie üblich, ob ihm Kunst
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