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Der Seele schwarzer Grund: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Der Seele schwarzer Grund: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Titel: Der Seele schwarzer Grund: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)
Autoren: Susan Hill
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gehen.
    »Ich werf dich raus, wenn du so weitermachst. Geh und schau fern. Oder mach ein Puzzle. Oder schmink dich mit meinem Make-up – nein, mach das nicht. Hör jetzt endlich auf zu hüpfen!«
    Natalie probierte ein neues Rezept aus. Das tat sie dauernd. Kochen war das Einzige, das ihr genug Spaß machte, um zu vergessen, wo sie war, und dass sie mit Kyra allein war, hüpf-hüpf-hüpf, verdammt. In ihren Träumen besaß sie ein eigenes Restaurant oder vielleicht einen Cateringservice für Veranstaltungen und Hochzeiten. Nein, keine Hochzeiten, sie wollte kein Hühnchen à la King für hundert Personen zubereiten, sie wollte diesen gebackenen Barbadosfisch mit gefüllten Paprika für vier Personen kreieren. Oder sechs. Es war knifflig, und der Fisch war nicht die richtige Sorte, sie hatte nur Schellfisch bekommen, doch sie probierte zu gerne Sachen aus, von denen sie noch nie gehört hatte, um zu sehen, was dabei herauskam. Dann würde das Gericht in ihr Buch eingetragen werden, das Buch, das sie benutzen würde, um den Leuten zu zeigen, was sie alles zubereiten konnte. Wenn sie ihr eigenes Geschäft aufmachte. Super Suppers.
    Sie begann, die grüne Paprika zu schneiden.
    Kyra hüpfte, bis die Eieruhr vom Regal fiel.
    »KYRA …«
    Kyra ergriff die Gelegenheit und rannte hinaus.

    Vor dem Nachbarhaus wusch Bob Mitchell sein Auto. Er sah Kyra und drehte den Schlauch langsam, langsam in ihre Richtung, aber sie wusste, dass er sie nicht nass spritzen würde. Sie steckte ihm die Zunge heraus. Mel schloss das Tor zum Haus gegenüber.
    »Hallo, Mel.«
    »Hi, Kyra.«
    »Du siehst ja toll aus.«
    »Danke, Babe.«
    »Ich hab ein neues Haargummi, Mel.«
    »Cool. Okay, Babe, bis dann.«
    »Bis dann, Mel.«
    Mel war sechzehn und sah aus wie ein Model. Kyras Mutter hatte gesagt, für Mels Beine könnte sie Morde begehen.
    Eds Auto stand nicht in der Einfahrt. Kyra ging den Pfad zur Haustür entlang, zögerte, ging dann hinten herum. Vielleicht …
    Aber Ed war nicht da. Das hatte sie bereits gewusst.
    Sie klopfte an die Hintertür, nur für alle Fälle, doch es war zwecklos. Langsam schlurfte sie zurück. Bob Mitchell war nach drinnen gegangen. Niemand war da. Nicht einmal eine Katze.
    Natalie stellte den in Folie gewickelten Fisch in den Ofen und wusch sich die Hände. Kyra schlüpfte zur Tür herein.
    »Hab’s dir ja gesagt«, sagte Natalie. Sie hob die apfelförmige Eieruhr vom Boden auf und stellte sie auf fünfunddreißig Minuten, bevor sie ins Wohnzimmer ging, um sich die Nachrichten anzuschauen.

Vier
    D as müssen Sie verstehen«, sagte Cat Deerborn.
    »Lizzie kommt nirgendwohin. Ihr geht’s gut, ich schaffe das.«
    »Warum haben Sie mich dann angerufen?«
    Max Jameson stand am anderen Ende des langen Raums, blickte auf das wandfüllende Foto seiner Frau. Lizzie selbst lag zusammengerollt auf dem Sofa unter einer Decke und schlief, nachdem Cat ihr ein Beruhigungsmittel gegeben hatte.
    »Ich weiß, wie schwer das ist, Max, glauben Sie mir. Sie haben das Gefühl, versagt zu haben.«
    »Nein, hab ich nicht. Ich hab nicht versagt.«
    »Na gut, Sie haben das Gefühl, versagt zu haben, wenn Sie sie ins Hospiz gehen lassen. Aber es ist sehr schlimm und wird noch schlimmer werden.«
    »Das haben Sie mir gesagt.«
    »Wenn diese Wohnung etwas geeigneter wäre …«
    »Sie liebt die Wohnung. Sie ist glücklich hier, ist nie so glücklich gewesen.«
    »Glauben Sie wirklich, dass das immer noch so ist? Sehen Sie denn nicht, wie beängstigend das alles für sie ist? Der riesige Raum, die Treppe, die Höhe, wenn sie vom Schlafzimmer hinunterschaut, die glatten Böden, das schimmernde Chrom in der Küche, im Badezimmer. Helligkeit ist jetzt schmerzhaft für sie, es tut ihr regelrecht weh.«
    »Und dort würden sie Lizzie im Dunkeln halten, ja? In diesem Hospiz? Das wäre ja wie im Gefängnis.«
    Cat schwieg. Sie war seit vierzig Minuten bei Max Jameson. Nach ihrer Ankunft hatte er an ihrer Schulter geweint. Lizzie hatte sich erneut übergeben und dort auf dem Boden gesessen, wohin sie gestürzt war, das eine Bein unter sich geknickt. Erstaunlicherweise stand sie nur unter Schock, hatte sich nicht ernsthaft verletzt.
    »Aber wie lange wird es dauern, bis sie mit dem Kopf voran die Treppe hinunterstürzt? Möchten Sie, dass ihr Leben so endet?«
    »Wissen Sie …« Max drehte sich zu Cat um und lächelte. Er war ein hochgewachsener Mann und hatte gut ausgesehen, war jetzt allerdings abgehärmt vor Sorgen und Furcht. Sein Gesicht
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