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Der seekranke Walfisch. Oder: Ein Israeli auf Reisen.

Der seekranke Walfisch. Oder: Ein Israeli auf Reisen.

Titel: Der seekranke Walfisch. Oder: Ein Israeli auf Reisen.
Autoren: Ephraim Kishon
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la Chateaubriand< angeschrieben siehst, nimm deinen Hut, falls du um diese Zeit noch einen hast, und entferne dich fluchtartig. Für Frankreich gilt das natürlich nicht. Aber dort gibt es eine andre, noch gefährlichere Falle. Man erkennt sie an der Aufschrift: >Billige Touristen-Mahlzeiten<. Der Sohn des Maharadscha von Haidarabad geriet einmal in eines dieser Lokale. Am nächsten Tag wurden die Reste seines Vermögens unter Zwangsverwaltung gestellt...«
    »Rabbi«, wagte ich zu unterbrechen, »ich gehe nicht auf Reisen, um zu essen, sondern um zu reisen.«
    »Desto besser«, antwortete Lipschitz, die Eule, und zwinkerte mit den Augen. »Dann wollen wir die Attraktionen, die eine solche Reise bietet, der Reise nach betrachten. Nimmst du deine Frau mit?«
    »Ja.«
    »Damit entfällt der erste Punkt. Bleiben noch Landschaft, Theater, Museen und Familieneinladungen. Landschaft ist kostenfrei, mit Ausnahme der Schweiz, wo man für jeden Kubikmeter Luft eine Mindestgebühr von sfr 1,50 entrichten muß, gerechnet vom Meeresspiegel an. Die Gebühr steigert sich mit der Höhe der Berge. Und vergiß nicht, daß die Bergluft ihrerseits den Appetit steigert, so daß du dann noch mehr Geld fürs Essen brauchen wirst.
    Wenn du in einer großen Straße an ein Portal kommst, das von zwei steinernen Löwen flankiert wird, tritt ohne Zaudern ein, denn es ist ein Museum. Wenn du drinnen bist, verlaß dich nicht auf deinen Instinkt, sondern schließe dich der Reisegesellschaft an, die von einem erfahrenen Führer durch die Räume gesteuert wird und alles von ihm erklärt bekommt. Sollte der Führer zornige Blicke auf dich werfen, dann wirf sie ihm zurück. Nach Beendigung der Museumsführung besteigst du den Autobus der Reisegesellschaft und nimmst an der Stadtrundfahrt teil. Im übrigen sei auf der Hut und betritt niemals ein Museum, ohne für zwei Tage Proviant mitzunehmen. Es ist schon oft geschehen, daß sorglose Besucher sich in den langgestreckten Hallen verirrten und kläglich verhungern mußten. Im Britischen Museum werden beispielsweise bei jeder Frühjahrsreinigung neue Skelette entdeckt... Was noch? Richtig, die Familieneinladungen. Sie sind, das darfst du mir glauben, überhaupt kein Spaß. Dafür kosten sie dich ein Vermögen, weil du der Hausfrau Blumen bringen und nachher mit dem Taxi nach Hause fahren mußt.«
    »Erhabener«, sagte ich, »das alles ist gut und schön, aber vorläufig bin ich ja erst beim Kofferpacken.«
    »Packe deine Koffer mit Weisheit«, mahnte die Eule. »Und nimm nur wenige Koffer mit, denn in jedem Land wird dein Gepäck sich um einen neuen Koffer vermehren, auch wenn du gar nichts einkaufst. Sobald dein Zug in die Ankunftshalle rollt, brüllst du nach einem Träger. Verbirg dein Minderwertigkeitsgefühl und mache keinen Versuch, deine Koffer selbst zu tragen. Nach einer Weile mußt du ja doch einen Träger nehmen und ihm so viel zahlen, als hätte er dein Gepäck von Anfang an geschleppt. Zahle ihm aber nicht mehr als die Taxe, mag er vor Anstrengung noch so stöhnen oder einen epileptischen Anfall vortäuschen. Ebenso mußt du dich im Hotel sofort vergewissern, ob der Service im Zimmerpreis enthalten ist oder nicht. Die diesbezüglichen Verhandlungen mit dem Portier darfst du auf keinen Fall in der Landessprache führen. Warum sollst du den Nachteil haben, zu stottern und nach Worten zu suchen? Laß ihn stottern und nach Worten suchen! Sprich in Paris englisch, in London französisch, in Italien deutsch. In Griechenland sprich nur hebräisch, weil sie dort alle anderen Sprachen kennen.«
    »Und was soll man auf eine Reise nach Europa mitnehmen, Rabbi?«
    »Unbedingt einige elektrische Birnen in der Stärke von 200 Watt. Selbst in den Luxushotels ist die Zimmerbeleuchtung so schwach, daß du nur die balkendicken Überschriften der Zeitung lesen kannst, die du dir überflüssigerweise schon in der Nacht gekauft hast. Und vergiß nicht, deine Privatbirne am Morgen wieder abzuschrauben. Ferner mußt du - da es in besseren Hotels verboten ist, Mahlzeiten auf dem Zimmer zuzubereiten - für eine unauffällige Entfernung der Speisereste sorgen. Am besten formst du aus den Überbleibseln eine solide Kugel, die du kurz nach Mitternacht aus dem Fenster wirfst. Das ist die Ausfuhr. Schwieriger verhält es sich mit der Einfuhr der für die Zubereitung einer Mahlzeit nötigen Materialien. Besonders mit den Milchflaschen hat man die größten Schwierigkeiten. Es empfiehlt sich daher die Anschaffung eines
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