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Der Schwur des Maori-Mädchens

Der Schwur des Maori-Mädchens

Titel: Der Schwur des Maori-Mädchens
Autoren: Laura Walden
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er bittere Tränen um Mary vergossen hatte, hatte er beschlossen, den Brief verschwinden zu lassen und ihn nicht zu beantworten. Stattdessen hatte er Mary einen großen Geldbetrag geschickt, zusammen mit einem einzigen Satz:
      Ich kann nicht! Er hatte gehofft, damit sei es getan, doch Marys Antwort war ein zweiter Brief gewesen. Erneut hatte sie ihm die Ankunftszeit der Prinzessin Beatrice mitgeteilt, versehen mit den unmissverständlichen Worten: Das Kind hat nur noch Dich. Nun gibt es kein Entrinnen mehr. Sie wird zu Dir kommen. Diesen Brief hatte er sofort vernichtet, aber den ersten, den hatte er achtlos in der Schreibtischschublade verschwinden lassen. Rosalind hatte ihn dort gefunden und ihn mit Fragen bestürmt. Es war ihm nichts anderes übrig geblieben, als die Existenz seiner Tochter zuzugeben und auch zu beichten, dass deren Mutter sich in den Kopf gesetzt hatte, das Kind zu ihm nach Auckland zu schicken. Rosalind hatte zwar getobt, aber was hätte er tun sollen? Das Mädchen am Schiff abfangen und unbemerkt in einem Heim unterbringen? Das hätte sich in Auckland schneller herumgesprochen, als ihm lieb gewesen wäre. Nein, nun musste er alles daransetzen, den Schaden zu begrenzen. Inzwischen hatte er seine Vorkehrungen getroffen und sicher davon ausgehen dürfen, dass seine Familie mitspielte. Dass ihm ausgerechnet Fred in den Rücken fiel, enttäuschte ihn bitter.
      »Geh, ich möchte allein sein«, stieß Peter Newman gequält hervor.
      »Nein, ich bewege mich keinen Schritt aus deinem Zimmer, bevor du mir nicht endlich die Wahrheit gesagt hast. Vater, ich habe dich etwas gefragt. Nun rede doch endlich! Was ist das für eine Geschichte? Warum verlangst du von Mutter und mir, dass wir nach außen hin behaupten, sie sei eine entfernte Verwandte? Warum verlangst du von uns, dass wir sie verleugnen?«
      »Wie sprichst du eigentlich mit mir? Mäßige deinen Ton, mein Junge!«, entgegnete Peter tadelnd.
      Frederik bebte vor Zorn. »Ich versuche mit dir ein Gespräch von Mann zu Mann zu führen. Ich bin doch kein Kind mehr. Und ich habe ein Recht zu erfahren, warum es dir stets so enorm wichtig war, dass die Leute denken, ich sei dein Sohn, während du die ganze Zeit von der Existenz deines leiblichen Kindes wusstest.«
      »Das geht dich gar nichts an. Und jetzt lass mich bitte allein. Ich habe zu arbeiten.«
      »Arbeiten? Willst du sie denn gar nicht begrüßen?«, entgegnete Frederik fassungslos.
      Peter warf einen angestrengten Blick auf seine Uhr. »Ich habe sie um acht Uhr herbestellt.«
      »Herbestellt? Aber sie ist keines deiner Schäfchen, sondern deine Tochter, die um die halbe Welt gereist ist, um dich zu sehen.«
      »Ich habe nicht darum gebeten.«
      Frederik schüttelte den Kopf. »Tu mir bitte einen Gefallen. Behandle sie gut!«
      »Was unterstellst du mir? Ihr soll es an nichts mangeln. Sie hat das schönste Zimmer, sie ...«
      »Du weißt, dass ich nicht von ihrer Versorgung rede ...«
      »Ich wiederhole mich ungern. Ich habe zu arbeiten«, unterbrach der Bischof Frederik harsch.
      »Ich gehe ja schon, aber vorher muss ich noch etwas anderes mit dir besprechen.«
      Peters Antwort war ein genervter Seufzer.
      »Hast du schon einmal von einem Mann mit dem Namen Matui Hone Heke gehört?«
      Peter wurde noch bleicher, als er ohnehin schon war. »Nein, wer soll das sein?«, fragte er in schroffem Ton.
      »Das wollte ich ja gerade von dir erfahren. Wenn du etwas über ihn weißt, könnte ich mir vielleicht eine Recherchereise in die Northlands sparen.«
      »Ich weiß gar nichts!«, fuhr Peter seinen Stiefsohn an.
      »Gut, dann fahre ich morgen nach Whangarei.«
      »Whangarei?«, wiederholte Peter erschrocken. »Warum? Wir werden doch bald gemeinsam dorthin reisen, wenn das neue Denkmal eingeweiht wird.«
      »Das ist doch gerade das Problem. Es gibt Stimmen, die Zweifel an der Integrität deines Urgroßvaters Reverend Walter Carrington äußern.« Frederik deutete auf ein altes Bild, das hinter dem Schreibtisch an der Wand hing und einen grimmig dreinschauenden Mann zeigte.
      »Er war ein großartiger Missionar, der nur eines im Auge hatte: aus den Maori wahre Christenmenschen zu machen. Und wie haben sie es ihm gedankt? Sie haben seine Frau getötet. Es ist alles gesagt! Er hat es verdient, dass sie ihn ehren.«
      »Das ist es ja gerade. Anscheinend gibt es da ein paar Geheimnisse, die den guten Mann in einem etwas anderen Licht darstellen ...«
     
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