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Der Schwur des Maori-Mädchens

Der Schwur des Maori-Mädchens

Titel: Der Schwur des Maori-Mädchens
Autoren: Laura Walden
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doch! Du kennst ihn! Vater, sag mir lieber gleich die ganze Wahrheit, bevor ich sie selbst herausfinde.«
      »Hauptsache, es erscheint nichts in eurer Zeitung, das mir schaden könnte. Außerdem gibt es nichts zu erzählen, außer einem: Ja, ich weiß, wer dieser Kerl ist, und hatte gehofft, dass er schon längst bei seinen Ahnen ist. Er gehörte zu den ortsbekannten Maori dort oben im Norden, die überall mitreden wollen und uns Weiße verachten. Mehr nicht! Er ist ein Spinner!«
      »Es heißt, er sei ein weiser Mann.«
      Peter lachte höhnisch auf. »Dummes Zeug! Bevor du ein unbedachtes Wort, das unsere Familie in Misskredit bringen könnte, der Öffentlichkeit preisgeben solltest, lass es mich vorher lesen. Dann kann ich immer noch Stellung beziehen, meinethalben auch öffentlich. Was meinst du, wem eure Leser mehr Glauben schenken? Einem altersschwachen Maori oder dem Bischof von Auckland?«
      »Gut, Vater«, seufzte Frederik schwach. »Ich werde dir das Ergebnis meiner Recherchen vorlegen.«
      Der Bischof wandte sich demonstrativ seiner Arbeit auf dem Schreibtisch zu.
      »Ist noch etwas?«, fragte er, ohne den Kopf zu heben, als Frederik zögernd vor dem Schreibtisch stehen blieb.
      »Vater, da wäre noch etwas. Vielleicht sollte ich Vivian mitnehmen. Sie würde gern Reporterin werden, und ich glaube, es wäre für alle Beteiligten von Vorteil, wenn sie erst einmal beschäftigt wäre und von hier fortkäme.«
      »Gute Idee, aber verdonnere sie zum Schweigen«, knurrte Peter, als es an der Tür klopfte.
      Peter hob den Kopf und erstarrte, als Vivian das Zimmer betrat. Das Kind war nicht, wie er es seit Marys Brief Nacht für Nacht vom Herrn erfleht hatte, im Alter erblondet oder hellhäutiger geworden. Im Gegenteil, sie war zu einer exotischen Schönheit herangewachsen. Ihre polynesischen Wurzeln waren zwar nicht auf den ersten Blick erkennbar, aber dass sie keine reine Engländerin war, ließ sich nicht verleugnen.
      »Guten Tag, Mister Newman, ich bin Vivian Taylor«, sagte sie mit fester Stimme.
      »Für dich bin ich ab heute Vater«, entgegnete er streng, während er innerlich immer noch um Fassung rang. »Ich würde mir ausbitten, dass du mich nur so vertraulich ansprichst, wenn wir unter uns sind. Es gibt diverse Gründe, warum ich in meiner Stellung nicht plötzlich eine erwachsene Tochter haben kann. Das verstehst du doch sicherlich, nicht wahr?«
      Vivian verschränkte ihre Finger ganz fest ineinander. So fest, dass es beinahe wehtat. Das sollte sie daran hindern, laut loszuschreien. Was für ein schrecklicher Mann, und wie verlogen! Und da war sie auch schon dabei auszusprechen, was sie doch eigentlich hinunterschlucken wollte.
      »Natürlich werde ich Sie Mister Newman nennen. Da können Sie ganz unbesorgt sein. Das Wort Vater werde ich ohnehin nicht über die Lippen bringen.«
      Peter sah sie mit großen Augen an. »Wie redest du mit mir?«
      »Entschuldigen Sie bitte, wenn ich Ihnen unhöflich erscheine. Meine Mutter hat mir eigentlich Benehmen beigebracht, und ich weiß, dass ich Vater und Mutter ehren soll, aber wenn es nach mir gegangen wäre, hätten wir beide uns niemals kennengelernt.«
      Frederik, der dem Wortgefecht voller Anspannung zugehört hatte, räusperte sich lautstark.
      »Vivian, ich würde Ihnen gern ein Angebot machen. Ich muss für ein paar Tage beruflich in die Northlands reisen. Ich arbeite dort an einer Geschichte und würde mich freuen, wenn Sie mich begleiten würden.«
      Vivian kämpfte mit sich. Wie gern wäre sie mit ihm gereist, aber das Blatt hatte sich gewendet. Sie wollte ihn nicht mögen. Er war ihr Bruder.
      »Kein Interesse!«, erwiderte sie kalt und wandte sich wieder dem Bischof zu. »Ich hätte da noch ein paar Fragen«, ergänzte sie sachlich.
      Frederik blickte sie ungläubig an. Vivian warf ihm einen flüchtigen Blick zu und wandte sich dann an den Bischof. »Unter vier Augen, wenn Sie nichts dagegen haben, Mister Newman.«
      Peter machte Frederik ein unmissverständliches Zeichen zu gehen. Sichtlich angeschlagen trat der junge Mann den Rückzug an.
      Nachdem die Tür hinter ihm zugefallen war, funkelte Vivian den Bischof wütend an.
      »Wir beide müssen uns gar nichts vormachen. Ich kann Sie genauso wenig ausstehen wie Sie mich, doch drei Jahre lang werden wir so tun, als ob wir uns vertrügen. Aber ich darf Ihnen versichern: Mir ist es ein Rätsel, warum meine Mutter mich zu einem scheinheiligen Ehebrecher
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