Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der schwarze Tod

Der schwarze Tod

Titel: Der schwarze Tod
Autoren: Katja Piel
Vom Netzwerk:
einer Hinterlauf war nicht richtig zu gebrauchen. Ihr Gegner würde ihr entkommen.
    Dann bewegten sich plötzlich die Zweige vor ihr, und zwei weitere Wölfe vertraten ihr den Weg, junge starke Tiere, hinter die ihr blutender Gegner sich flüchtete. Hechelnd blieb er stehen. Blut lief ihm aus dem Hals und färbte sein Fell dunkel.
    Die beiden jungen Wölfe knurrten. Ihre Zähne schimmerten im Mondlicht. Das aufgestellte Nackenfell ließ sie noch größer und massiver erscheinen. Sie streckten die Köpfe nach vorne, starrten die Wölfin an und kamen langsam, steifbeinig in ihre Richtung.
    Die Wölfin wendete den Blick ab, duckte sich und schlich sich davon.
    Erst in sicherer Entfernung begann sie, zu rennen.

11. Kapitel
    Bedburg, Oktober 1589
    « Die meisten gestehen nicht mehr, wenn der Brustkorb einmal zerbrochen ist. »

    Peter Stubbe schrie wie ein Schwein. Die Streckbank, auf der man ihn eingespannt hatte, war besudelt mit Kot und Pisse. Peters Mund stand weit offen, und er gurgelte unverständliche Worte, während der Schinder das Zahnrad einrasten ließ. Es knackte, als Peters Gelenke auseinandersprangen.
    Katharina bewegte sich möglichst wenig, damit der Schmerz der Dornenkrause erträglich blieb, die sich um ihren Hals spannte. Man hatte bei ihr auf entstellende Folter verzichtet und sich damit begnügt, sie an die feuchte Kellerwand zu ketten – breitbeinig, damit jeder der Schergen ungehindert Zugriff auf sie hatte.
    Bei der gütlichen Befragung hatte sie noch geleugnet. Sie habe den Müller nicht verhext, ihm weder Krankheit noch Unglück geschickt. Als sie ihn zwischen den Mehlsäcken verführte, war er gänzlich Herr seiner Sinne gewesen. Er habe sie besprungen, kaum dass sie aus den Kleidern gewesen war – selbst wenn sie geplant hätte, ihn zu behexen, damit er mit ihr verkehrte, wäre das überhaupt nicht nötig gewesen.
    Sie war gelähmt vor Entsetzen gewesen, als sie hörte, was man ihr alles vorwarf. Sie habe nicht nur den Müller, sondern auch ihren Ehemann behext. Nachts hätte sie regelmäßig der Teufel besucht, mit dem sie dann Unzucht getrieben habe. Sogar sein Kind sei von ihr ausgetragen worden, und im Wald sei sie nackt um die Felsen getanzt und soll schauerliche Blutopfer vollbracht haben, zusammen mit anderen Hexen und Dämonen.
    Die peinliche Befragung hatte sich dann verzögert. Inzwischen hatten sich alle Gefängniswachen und auch der Schinder an ihr befriedigt, und vermutlich war das der einzige Grund, warum sie hier nun als Zuschauerin festgekettet war und nicht selbst auf der Streckbank lag: Die Schergen wollten ihr Spielzeug erst zerbrechen, wenn es nicht mehr anders ging.

    „Unterbrechung“, ordnete der Inquisitor an, und der Schinder löste das Zahnrad und kurbelte die Vorrichtung zurück. Wimmernd sank Peter zurück auf die Bank.
    „Gestehst du nun, ein Hexer zu sein? Einer, der sich mit dem Teufel verbündet hat? Hast du insgesamt vierundzwanzig Menschen umgebracht, um den Teufel mit ihren Leibern zu füttern? Bist du mit dem Teufel und seinen Kebsen nachts durch die Luft geflogen und hast üblen Zauber verteilt? Hat der Teufel dir ein Werkzeug gegeben, um dich in eine wilde Bestie zu verwandeln, damit du Mensch und Vieh noch besser schädigen kannst?“
    „Vater unser der du bist im Himmel...“
    „Sprich! Lege Bekenntnis ab und reinige deine Seele!“ Der Inquisitor gab dem Schinder ein Zeichen, und der legte den Hebel um. Die Zahnräder bewegten sich. Peter wurde von der Bank gerissen. Sein Gebet ging in ein Kreischen über, als Muskeln und Sehnen in seinem Körper rissen.
    „Bringt den Hasen“, befahl der Inquisitor. Zwei Gehilfen verschwanden in einem Nebenraum und kamen gleich darauf zurück. Zwischen sich trugen sie eine eiserne, mit Dornen gespickte Walze, die offenbar so viel wog wie ein großer Mehlsack.
    „Den Tag nach Sankt Beda Venerabilis, um die Mittagsstund, Befragung des Hexers Peter Stubbe zu Bedburg“, diktierte der Inquisitor dem Schreiber. „Der Hexer ist verstockt. Der Teufel hat ihm aufgegeben, sich der Erlösung seiner christlichen Seele zu verweigern. Anwendung des Eisernen Hasen zum Zwecke der Wahrheitsfindung.“ Er musste die Stimme heben, um Peters Geschrei zu übertönen. Merkwürdig, dachte Katharina, dass Menschen sich wie Schweine anhören, wenn man sie absticht.
    Die Gehilfen wuchteten die eiserne Walze auf ein Gestell und hängten sie in eine Vorrichtung aus Seilen und Riemen, sodass sie direkt über Peters überdehntem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher