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Der schwarze Tod

Der schwarze Tod

Titel: Der schwarze Tod
Autoren: Katja Piel
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morgens ein echtes Ekel. Ein Langschläfer, wie er im Buche steht. Und morgens geht bei ihm bis mittags, halb eins. Da ist für mich der halbe Tag schon rum.“
    „Er sieht echt gut aus.“
    „Ja, das tut er. Und manchmal ist es ganz schön nervig, dass er ständig von anderen Frauen angebaggert wird. Aber damit müssen wir leben... und ich habe mich mittlerweile daran gewöhnt.“
    Ich nickte und bewunderte die pummelige kleine Alexa wegen ihrer Gelassenheit. Objektiv betrachtet entsprach ich viel mehr dem aktuellen Schönheitsideal als sie: groß, langbeinig, schlank, blond, blaue Augen, ebenmäßiges Gesicht – aber wenn auch nur eine Frau in meinem Umkreis Sam ernsthaft angebaggert hätte, wäre ich ihr mit ausgestreckten Krallen ins Gesicht gesprungen.
    „Er ist so ein Lieber“, schwärmte Alexa inzwischen. „So fürsorglich und zuverlässig. Er macht so viel für mich, ohne dass ich ihn überhaupt darum bitten muss. Irgendwie weiß er das immer von selbst.“
    „Und du hast keine Angst, dass er dir mal untreu wird – bei so viel Angebot?“
    „Nein“, sagte sie im Brustton der Überzeugung. „Nicht Samuel. Das würde der nie tun.“
    Ich schluckte schwer an meinem Hörnchen. So sollte es dann auch sein. Zumindest mit mir würde Samuel sie nicht mehr betrügen.
    „Ich muss los“, sagte ich und stand auf. „Duschen, und dann zur Uni. Gehst du heute?“
    „Nee. Ich lege mich wieder hin und schlafe mich aus. Samuel kommt später und bringt mir die Mitschriften vorbei.“
    „Wenn du sonst etwas brauchst – sag Bescheid.“
    „Danke.“ Sie lächelte warm und umarmte mich. „Es ist schön, so eine liebe neue Freundin zu haben.“
    Ich drückte sie an mich und fühlte mich schrecklich.

10. Kapitel
    Wolfskampf
    « Die Menschen waren einfach zu laut, zu nah, und sie stanken. »

    Die Wölfin war unruhig. Sie war noch neu im Revier. Der Wald war durchzogen von Straßen; menschliche Siedlungen reichten bis an die Bäume heran. Die Menschen waren einfach zu laut, zu nah, und sie stanken.
    Doch in dieser Nacht war es noch etwas anderes, das sie nervös machte. Die Gegenwart eines anderen Tieres. Ein Männchen. Sie kannte den Geruch. Er verhieß nichts Gutes.
    Sie ging in die Hocke und markierte über die Duftmarke des fremden Wolfes. Das hier war ihr Revier, und er sollte das wissen. Dann hob sie die Nase in den Wind und witterte. Ein winziges Rascheln im Unterholz ließ sie ihre Ohren drehen. Da. Kaninchen.
    Die Wölfin raste los, alle Sinne auf das Beutetier gerichtet. Wie ein Schatten glitt sie unter den Bäumen entlang, schlängelte sich durch Unterholz und setzte über umgefallene Bäume, doch das Kaninchen hatte zu viel Vorsprung und verschwand in seinem Bau.
    Mit wild schlagendem Schwanz begann die Wölfin, den Kaninchenbau auszugraben. Moos und Erde spritzten unter ihren kraftvollen Pfoten. Bis zu den Ohren rammte sie ihren Kopf in das Loch, um die Witterung des Kaninchens in sich aufzunehmen.
    Plötzlich war ein anderes Tier an ihrer Seite. Die Wölfin erschrak und machte einen Satz.
    Da war der andere Wolf. Die Wölfin legte die Ohren flach an und zeigte leise knurrend die Zähne. Ihre Nackenhaare sträubten sich, als sie begann, den anderen Wolf zu umkreisen.
    Der andere setzte sich ebenfalls in Bewegung, versuchte, an ihr Hinterteil zu kommen, um ihren Geruch intensiver aufzunehmen. Mit einem kehligen Knurren schnappte sie in seine Richtung, und er zuckte zurück. Doch seine Haltung verriet keine Demut. Die breite Brust und die steif durchgedrückten Beine verrieten eines: Er hielt sich für den Alpha.
    Es verging keine Sekunde, bis sie sich im Nackenfell des anderen verbissen hatte und mit aller Gewalt versuchte, ihn zu Boden zu schleudern. Fellbüschel gerieten ihr ins Maul, und sie schmeckte Blut. Von irgendwoher zog ein ferner Schmerz durch ihren Körper. Ihr Herz raste und pumpte das Blut in ihre Muskeln. Ihre Kiefer schlossen sich unerbittlich, bis die Haut des anderen aufbrach und dunkles Blut ihr über die Lefzen sprudelte.
    Der andere Wolf winselte schrill und ging zu Boden. Ihre Zähne glitten ab, und sie schnappte erneut zu. Sie erwischte ihn irgendwo an der Schulter und schüttelte ihn wild, während er gellend schrie.
    Für einen Augenblick hielt sie inne. Roch sie nicht noch andere? Sie hob den Kopf, und ihr Gegner nutzte die Chance, sich unter ihr herauszuwinden. Mit einem riesigen Satz sprang er ins Unterholz.
    Sie setzte ihm nach. Zweige schlugen ihr um die Ohren, und ihr
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