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Der schwarze Tod

Der schwarze Tod

Titel: Der schwarze Tod
Autoren: Katja Piel
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schrie eine Männerstimme. Sibil legte an Tempo zu, doch der Waldrand wollte nicht näherkommen. Die kalte Luft brannte in ihren Lungen. Dann legte sich von hinten eine schwere Hand auf ihre Schulter. Sibil wurde zu Boden gerissen. Der Wachmann grunzte und stürzte schwer über sie. Eine warme Flüssigkeit platschte auf Sibils Nacken. Sie wand sich unter dem Wachmann heraus und stellte wie betäubt fest, dass ihm der Bolzen einer Armbrust aus der Kehle ragte. Überall war Blut, und der Wachmann röchelte mit glasigen Augen. Sibil stolperte vorwärts. Wenn der unsichtbare Schütze als nächstes sie traf, wurde sie wenigstens nicht bei lebendigem Leib verbrannt.
    Um sie herum flitzten graue Schatten über das Feld. Von der Straße drang Schnauben und gleich darauf das Hufgeklapper galoppierender Pferde zu ihr. Sie warf einen hektischen Blick über die Schulter. Niemand verfolgte sie. Das Fuhrwerk raste mit durchgehenden Pferden schlingernd davon.
    Taumelnd erreichte sie die ersten Bäume und brach zusammen. Sie war noch am Leben, obwohl sie nicht verstand, wie. Nun war sie mit nichts als einem dünnen Hemd auf dem Leib mitten in der Wildnis und würde spätestens in der Nacht erfrieren. Sie wollte weinen, aber es waren keine Tränen mehr in ihr.
    Sie war zu erschöpft, um zu fliehen, als zwischen den Bäumen ein Mann auf sie zu trat. Er war splitternackt, schien aber nicht im Geringsten zu frieren. Er bewegte sich so natürlich über den gefrorenen Boden wie über eine Sommerwiese. Flankiert war er von vier riesigen Hunden – nein, Wölfen – nein... Selbst für Wölfe waren diese Bestien zu groß. Sie waren muskelbepackt und hatten fingerlange Reißzähne, von denen der Geifer troff. Ihre Augen hatten einen merkwürdigen grünen Schimmer.
    „Hab keine Angst“, sagte der Mann und ging neben Sibil in die Hocke. „Du bist in Sicherheit.“ Er löste den Strick, mit dem Sibils Handgelenke zusammengebunden waren, und zog sie hoch. Der Mann war schön, mit dunklen, lockigen Haaren und kräftigen Muskeln. Sein Geschlecht lag dunkel in einem Nest dichter, wolliger Haare, und sein Händedruck war warm.
    „Wie heißt du?“, fragte der Mann.
    „Sibil“, flüsterte sie.
    „Sibil. Ich bin Raffaelus. Das hier sind meine Freunde. Roderik... Adam... Utz... und Marina.“ Er zeigte auf die Kreaturen, die ihn begleiteten. Eine davon, die kleinste, begann daraufhin, sich zu strecken. Sie wurde heller und kam in die Höhe, das Fell verlor sich und zog sich hinter glatte, weiße Haut zurück. Fassungslos sah Sibil zu, wie aus der Kreatur eine schlanke, dunkelhaarige Frau wurde, ebenso nackt wie Raffaelus und genauso wenig beeindruckt von der Kälte.
    „Du hast Mut bewiesen, und Kampfgeist“, sagte sie. Ihre Stimme war ein wenig rauh. Sie trat dicht an Sibil heran, sodass ihre weichen Brüste Sibils Hemd streiften. Ihre warme Hand legte sie an Sibils Wange. „Das hat uns gefallen.“
    „Ihr habt mir geholfen?“, flüsterte Sibil. „Wer seid ihr?“
    „Wir waren zur rechten Zeit am rechten Ort“, sagte Raffaelus. „Wir beobachten die Wagen. Manchmal stehlen wir einen Verurteilten. Du kleines, dünnes Ding wärest uns sicher nicht aufgefallen... hättest du nicht diese waghalsige Flucht unternommen.“
    „Sie wollten mich verbrennen“, sagte Sibil. „Ich hatte wohl kaum etwas zu verlieren.“
    „Das haben die anderen auch nicht. Dennoch lassen sie sich zur Schlachtbank führen wie die Lämmchen. Doch nun komm mit. Du bist erschöpft. In deinem... Zustand... wirst du im Wald erfrieren, ehe der Mond aufgeht.“
    Raffaelus nahm Sibil an die Hand und zog sie mit sich. Marina ging auf ihrer anderen Seite. Die wolfsartigen Kreaturen folgten.
    „Ihr wohnt hier im Wald?“, fragte Sibil vorsichtig. „Warum habt ihr keine Kleider an?“
    „Wir brauchen keine“, sagte Marina.
    „Aber friert ihr nicht?“
    „Nein. Wir sind etwas ganz Besonderes.“

    Ende der Leseprobe

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