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Der schwarze Thron - Reiter reiter3

Der schwarze Thron - Reiter reiter3

Titel: Der schwarze Thron - Reiter reiter3
Autoren: britain
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gerade besser, und es war, als breite sich im ganzen Land der Schwachsinn aus.
    In der Mitte all der modischen Gewänder und des Gelächters befand sich eine, die mit ihrem langen goldblonden Haar und der beeindruckenden Figur jeden überstrahlte. Lady Estora Coutre wirkte nicht albern oder dumm – alles andere als das. Sie machte einen gelassenen Eindruck, und wenn die anderen kicherten, lächelte sie nur distanziert. Es war beinahe, als bewege sie sich in einer anderen Welt als die anderen.
    Es hieß, Lady Estora sei die größte Schönheit des Landes, und viele nervöse Bewerber waren gekommen und gegangen, waren von ihrem Vater abgewiesen worden, der für seine erstgeborene Tochter keinen anderen Bräutigam akzeptieren wollte als den Hochkönig selbst.
    In diesem Augenblick drehte sich Estora um, als spüre sie Karigans Blick, und sah ihr in die Augen. Karigan drückte das Kleid an die Brust und schnappte nach Luft.
    »Karigan?«, fragte Estora.
    Einige Frauen aus dem Schwarm hielten inne, um zu sehen, mit wem sie sprach.
    Karigan atmete wieder aus, drehte sich auf dem Absatz um und ging in die Gegenrichtung davon.

    »Wie unhöflich«, stellte eine der Adligen laut fest. »Was wollt Ihr denn mit einer Gemeinen, die sich so verhält?«
    Karigan hörte Estoras Antwort nicht mehr. Sie waren Freundinnen gewesen, aber seit die Verlobung angekündigt worden war, hatte Karigan einfach nicht mehr mit Estora sprechen oder ihr auch nur gegenübertreten können.
    Sie nahm einen umständlichen Weg durch das Dienstbotenquartier des Schlosses, kam an Köchen, Wäscherinnen und Kurieren vorbei. Hier fühlte sie sich angenehm unauffällig, unter Leuten ihrer eigenen Art. Es bestand keine Gefahr, Estora noch einmal zu begegnen, und ganz bestimmt kein Risiko einer Begegnung mit König Zacharias.

GREIFENSTRASSE
    »Sieh dich nur an«, sagte Tegan ehrfürchtig. »Wunderschön! «
    Sie hielt den Spiegel so, dass Karigan sich besser sehen konnte, aber er war zu klein, um viel zu erkennen. Sie würde Tegan wohl glauben müssen, dass sie sich nicht blamieren würde.
    Karigan hatte viel Hilfe dabei gebraucht sich vorzubereiten – das hier war nicht die schlichte Kleidung ihrer Mädchenzeit, sondern ein kompliziertes System von Unterkleidern, Polstern, Schichten von Röcken, und dann all diese Schnüre, die alles zusammenhalten mussten. Das Schlimmste war dieses elende Fischbeinkorsett, das Tegan so fest geschnürt hatte, dass es Karigans Innereien zusammenquetschte und das Narbengewebe einer relativ frischen Stichwunde schmerzen ließ. Es drückte ihre wenig bemerkenswerte Brust hoch zu etwas … Erstaunlichem. Zum Glück hatte die Schneiderin in der Stadt das Mieder mit dem tiefen Ausschnitt so geändert, dass es nun hervorragend passte. Ein Irrtum beim Maßnehmen hätte viel zu viel enthüllt.
    Was hatte ihr Vater sich nur gedacht, ihr ein solches Kleid zu schicken? Offensichtlich wollte er Braymer Coyle mit ihren, äh, weiblichen Reizen beeindrucken. Oder vielleicht, nur vielleicht, hielt er sie auch nicht mehr für ein kleines Mädchen.

    Umschlossen von dem Kleid und seinem aufwendigen Drumherum, stellte Karigan fest, dass sie weder atmen noch sich bewegen konnte und dass die diversen Röcke sich anfühlten, als wögen sie hundert Pfund. Die Schuhe, die aus Seidenbrokat bestanden, der eingefärbt worden war, um zum Kleid zu passen, hatten dünne Holzsohlen und waren mit Silberschnallen an ihren Füßen befestigt. Das alles ließ die Füße zierlich aussehen, aber es zwängte auch Karigans Zehen ein und machte das Gehen zu einem gefährlichen Unternehmen. Sie warf einen sehnsuchtsvollen Blick zu ihren geschmeidigen Reitstiefeln, die neben dem Kleiderschrank Habtacht standen, und hoffte, dass sie diesen Tag überleben würde, ohne sich etwas zu brechen.
    Als Tochter eines Kaufmanns hatte sie immer Kleidung aus den besten Stoffen und der neuesten Mode entsprechend getragen; während ihrer gesamten Kindheit hatte sie die weltgewandten Frauen bewundert, die in ihren eleganten Kleidern durch Korsas exklusivstes Einkaufsviertel schlenderten und sich zu gesellschaftlichen Anlässen trafen. Damals hatte sie es kaum erwarten können, alt genug zu sein, um sich ihnen anzuschließen, und sie hatte Kleider im Kopf gehabt genau wie dieses hier, das sie jetzt gefangen hielt. Was hatte sie sich dabei nur gedacht?
    »Ich komme mir vor wie ein bauschiger blauer Klops«, sagte sie und strich mit der behandschuhten Hand über den geprägten Samt.
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