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Der schwarze Schwan von Scheckenstein

Der schwarze Schwan von Scheckenstein

Titel: Der schwarze Schwan von Scheckenstein
Autoren: Oliver Hassencamp
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ans Schwarze Brett und verkündete, was alle wußten: „Heut abend ist Bürgerversammlung im Gasthaus Wampoldsreute. Die Arbeitsstunde wird um dreißig Minuten vorverlegt. Anschließend gibt’s belegte Brote. Abfahrt ist um neunzehn Uhr mit den Rädern.“
    Am Vorabend hatte der Ritterrat in der Folterkammer letzte Einzelheiten besprochen. Stephan war wieder dabei.
    Das Hauptproblem war das Tageslicht. Es würde noch hell sein. Damit es nicht auffiel, konnte der Streich von nur fünf Rittern ausgeführt werden.
    Dampfwalze und Andi würden die Räder nehmen und mit den andern wegfahren. In Wampoldsreute sollten sie umständlich Verstecke für ihre kostbaren Rennmaschinen suchen, bis alle im Gasthaus waren, und dann weiterfahren. Stephan, Klaus und Dieter würden vorbereitete Schwierigkeiten mit ihren Rädern haben: abgesprungene Kette, lockerer Konus, rutschende Sattelstütze – ausreichend Gründe, um den Start leicht zu verzögern.
    Der Schulkapitän durfte bei der Versammlung nicht fehlen. Das würde sonst auffallen. Nicht nur den Rittern. Auch die beiden Wortgewaltigen, Chefredakteur Mücke und Dichter Hans-Jürgen, mußten sich zur Tarnung opfern. Sie sollten sich, zusammen mit Strehlau, eifrig an der anschließenden Diskussion beteiligen, um die Versammlung in die Länge zu ziehen. Denn, was die fünf vorhatten, war zeitraubende Schwerarbeit.
    Alles lief nach Plan. Der Gong beendete die Arbeitsstunde; Koch Heini hatte im Eßsaal Körbe voll belegter Brote bereitgestellt. Die Ritter versorgten sich nach Bedarf und gingen kauend zum Radstall hinunter. Rennfahrer Dampfwalze verkündete, er werde das Feld anführen. Ottokar mahnte zur Eile. Er wolle das Schlußlicht machen. In Abständen meldeten Stephan, Klaus und Dieter Defekte.
    „Gut. Dann kommt nach“, entschied der Schulkapitän. „Das ist ja alles schnell behoben.“
    Mauersäge, der Rex und die Lehrer waren mit Wagen vorausgefahren, um die erwarteten Eltern zu empfangen.
    Auf der Zugbrücke drehte sich Ottokar noch einmal um. „Beeilt euch!“ rief er und grinste.
    Drei Minuten später saßen die drei im Boot.
    „Nicht zu…kss…schnell!“ ahmte Dieter den Burgherrn nach. „Sonst… ks… habt ihr nachher schwere… ks…Arme!“
    Eine Weile ruderten sie stumm dahin. Dieter auf der hinteren Sitzbank korrigierte den Kurs. Plötzlich reckte er den Hals.
    „Da vorn ist ein Boot!“
    „Pfui! Dann sind das aber keine Naturschutzfreunde“, witzelte Klaus.
    „Vielleicht ein Fischer“, meinte Stephan, ohne sich umzudrehen. Sie ruderten weiter. Dieter schaute aufmerksam an ihnen vorbei.
    „Ach du orangene Orange“, sagte er plötzlich im Flüsterton, „Mädchen!“
    Die beiden Ruderer ließen die Riemen los und drehten sich um. Stephan erkannte Beatrix’ Wuschelkopf sofort, außerdem Sophie, Ingrid und die drei Kratzbürsten. Das Elektroboot hielt direkt auf sie zu.
    „O du altes Samtsofa!“ schimpfte Klaus. „Die haben auch was vor!“
    „Was jetzt?“ dachte Dieter laut.
    Drüben steckten die Mädchen die Köpfe zusammen. Stephan schwante schon die nächste Notlage.
    „Hallo! Was tut ihr denn hier?“ rief Ingrid herüber. „Ihr solltet doch bei der Versammlung sein.“
    „Aber nicht ohne euch!“ gab der Witzbold zurück. Beatrix schwieg. Sie dachte wohl ähnlich wie Stephan.
    „Wenn sie weiterfahren – wir können das Elektroboot nicht halten“, zischte Dieter.
    „Tun die nicht!“ beruhigte ihn Stephan. „Sonst stellen wir Rosenfels auf den Kopf.“
    „Wir könnten das Dampfwalze und Andi überlassen“, meinte Klaus.
    Sophie hatte den Motor abgestellt; das Boot trieb breitseits. Ernst sahen Stephan und Beatrix einander an.
    „So ein Zufall!“ alberte Martina.
    „Von wegen!“ widersprach Stephan, entschlossen, diesmal gleich die Flucht nach vorn anzutreten. „Machen wir uns nichts vor. Ihr wolltet die Gelegenheit benutzen – und wir wollten die Gelegenheit benutzen…“
    „Sieht jedenfalls ganz so aus!“ räumte Ingrid ein.
    Sophie sah die drei an. „Wieso ist Ottokar nicht dabei?“ Stephan erklärte ihr den Grund, und die Spannung löste sich in Gelächter. Es war einfach zu dumm, um ernst zu bleiben.
    „Ja, ja, der Zufall!“ höhnten Beatrix und Stephan gleichzeitig.
    Scheinbar ungerührt fragte Doris: „Und was machen wir jetzt statt dessen?“
    „Ich hätt einen Vorschlag“, sagte Beatrix zu Stephan. „Unser Freßkorb ist angekommen…“
    „Mahlzeit!“ Klaus stand auf. Er warf Esther das Seil des
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