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Der schwarze Schwan von Scheckenstein

Der schwarze Schwan von Scheckenstein

Titel: Der schwarze Schwan von Scheckenstein
Autoren: Oliver Hassencamp
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seinem Zimmer die Tatsachen zusammen, um den neuesten Stand der Dinge zu bestimmen: Der Rex sagt nichts; drüben wissen sie nichts; Beatrix ist aus der Schußlinie; die Ermittlungen sind abgeschlossen – ich hab Zeit, mir zu überlegen, wie ich vorgehe. Abstand gewinnen! Am liebsten würd ich erst mal ausschlafen…
    Er klappte sein Bett herunter, streifte die Schuhe ab. Tat das gut, sich mal zu strecken, zu gähnen. Die Entspannung brachte ihn auf einen neuen Gedanken: Und wenn ich überhaupt warte, bis die Täter überführt sind? Nach dem Sieg fragt niemand mehr, wie er zustande kam. Das will gründlich überlegt sein!
    Ein Gähnkrampf kam dazwischen. Dann fuhr er plötzlich hoch, zog seine Schuhe an und rannte, wie unter innerem Zwang, zum Eßsaal hinauf. Im Gänsemarsch hinter Werner, der gerade eine große Schüssel Salat nachgefaßt hatte, fiel er nicht auf, blieb bei Ottokar stehen, flüsterte ihm etwas zu und verschwand wieder. Ohne es zu wollen, suchte er das Versteck unter der kleinen Treppe auf, das Kabuff. Die Bouillontassen und der Kocher standen noch da. Stephan sank in die Kissen. Die Tür ließ er angelehnt und wartete. Ein merkwürdiger Zustand hatte sich seiner bemächtigt. Nicht angespannt, nicht entspannt, voll wirrer Gedanken, weil ohne Konzentration, verloren, dabei wirklichkeitsnah wie in einem sehr deutlichen Traum, und ohne jedes Gefühl für Zeit.
    Droben hörte er das Getrampel der Ritter auf der Holztreppe.
    Es kam nicht näher, sondern entfernte sich, hinauf zum Wohnzimmer. Niemand sprach. Wie vor einer Schulversammlung. Nur noch vereinzelt knarzten Stufen, dann war es still.
    Jetzt verließ er das Kabuff und stapfte hinauf. Die Wohnzimmertür stand offen, drinnen die wartenden Ritter im Halbkreis um den Kachelofen. Auch Dr. Waldmann, Gießkanne, Dr. Schüler, Schießbude, Sportlehrer Rolle, und, gleich neben der Tür, mit besorgtem Blick, Ottokar.
    Alle schauten ihm entgegen, erstaunt zum Teil, denn sie erwarteten den Rex. Ohne Hast trat er ein, sah in die Runde und stellte sich vor den Kachelofen. Ottokar schloß die Tür.
    Stephan mußte die Stimmbänder freiräuspern, dann fing er an: „Ich habe euch noch etwas zu sagen, was ich bei der letzten Schulversammlung nicht gesagt habe. Ich hielt es für meine Privatsache, doch die ist es nicht, wie sich herausgestellt hat. Ich war während meiner Wache nicht allein. Beatrix hat mich besucht.“
    Ein Raunen ging durch den Raum.
    „Noch ein schwarzer Schwan!“ ereiferte sich der kleine Kuno.
    „Dann hast du uns doch verraten!“ rief der kleine Herbert.
    Stephan blieb ruhig. „Wie denn?“ fragte er. „Ich hab nur gesehen, daß ein Boot fehlt. Wer damit weg ist und wohin, wußte ich nicht.“
    „Von drüben hat jemand geblinkt“, betonte der kleine Eberhard noch einmal.
    „Bei mir nicht“, antwortete Stephan.
    Der kleine Egon rollte die Augen. „Aber du hast sie gewarnt.“
    „Hört endlich auf mit euerm Quatsch. Das ist doch längst geklärt!“ fuhr Dampfwalze dazwischen. „Wir wollen wissen, was Stephan uns zu sagen hat.“
    „Jawohl! – Sehr richtig! – Genau!“ riefen einige durcheinander.
    Stephan wartete, bis sich alle beruhigt hatten. Dann fuhr er fort: „Es war sehr gut, daß Beatrix gekommen war. Sie hat nämlich die Autonummer festgestellt.“
    Jetzt begehrten die Ritter auf. Er schicke ein Mädchen vor und bleibe selber feig im Hintergrund. Das sei ja wohl das Allerletzte!
    „Ich habe gesichert“, entgegnete er, ohne die Stimme zu erheben. „Bei Fremden muß man doppelt aufpassen. Sie konnten ja bewaffnet sein.“
    Seine Umsicht und seine Ruhe verfehlten ihre Wirkung nicht.
    Nur Mücke dachte bereits weiter. „Was euch erwartet, wußtet ihr vorher noch nicht. Aber du wußtest, daß die Mädchen nichts vorhaben, wenn Beatrix sich mit dir verabredet.“
    „Hat sie gesagt“, bekannte Stephan freimütig.
    „Und uns läßt du Wache schieben, damit ihr euch treffen könnt!“ Der Satz Mückes löste erneut Unruhe aus. Ritter murrten laut.
    Stephan schüttelte den Kopf. „Sie konnte genausowenig wissen, was andere vorhaben, wie ich wußte, daß die Minis irgendwo rumturnen.“
    Dampfwalze bekam seinen Karpfenblick. „Und wieso warst du so naß?“
    „Eine Vorsichtsmaßnahme“, antwortete Stephan und erklärte, wie es dazu gekommen war.
    Während er sprach, drängte ein Ritter nach vorn. Strehlau, Klaus, Ralph und Fritz ließen ihn vorbei. Es war Wolf. „Sag mal, hast du von dem Duftangriff auch schon
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