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Der schwarze Schwan von Scheckenstein

Der schwarze Schwan von Scheckenstein

Titel: Der schwarze Schwan von Scheckenstein
Autoren: Oliver Hassencamp
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vorher gewußt?“ fragte er.

    Stephan verneinte, doch er ahnte nichts Gutes und sollte recht behalten, wie die nächste Frage des Neugierigen bewies.
    „Aber am nächsten Tag hast du mit ihr telefoniert?“
    „Ich telefoniere, mit wem ich will. Ohne dich zu fragen. Stell dir vor!“
    Die Antwort wurde zwiespältig aufgenommen. Obwohl die Ritter einsahen, daß Stephan reden konnte, mit wem er wollte, wurden sie nach seinen Eröffnungen das Gefühl nicht los, es bestehe möglicherweise doch ein Zusammenhang mit dem Mädchenstreich. Den gab es, wenn auch anders, als sie vermuteten. Aber das half nicht. Denn sollte durch einen dummen Zufall irgendwann bekannt werden, daß Beatrix in der fraglichen Nacht erst sehr spät nach Rosenfels zurückgekehrt war, weil sie sich angeblich verfahren hatte, würde man ihm seine Aussage als unverzeihlichen Verstoß gegen die Schreckensteiner Ehrlichkeit ankreiden. Das konnte er nicht riskieren. Wolfs blöde Neugier zwang ihn zur Flucht nach vorn.
    „Ich hab Beatrix nach dem Duftangriff erwischt“, bekannte er, „und ihr trockene Sachen gegeben. Sie war vollkommen durchnäßt und hat mit den Zähnen geklappert.“
    „Wie rücksichtsvoll!“ tönte Klaus.
    Jetzt war der Teufel los. Ritter schauten feindselig und tuschelten.
    Dampfwalze plusterte sich auf. „Darum haben wir so lang auf dich warten müssen! Warum hast du uns das nicht gesagt?“
    „Weil das kein Streich mehr war, sondern eine Notlage.“
    „Buuuuh!“ machten die Minis.
    Dampfwalze wurde giftig. „Und das entscheidest du ganz allein?“
    „Ist doch ihre Sache“, pflichtete Wolf ihm bei. „Sollen sie halt zu Hause bleiben, wenn’s regnet.“
    „Das ist nicht ihre Sache!“ fuhr Stephan den Neugierigen an. „Wenn sie sich eine Lungenentzündung holt, bohrt die Horn nach, und wir sind wieder mal schuld. Womöglich beschwert sie sich beim Schulamt…“
    Hohngelächter brach aus.
    „Ist ja einsam ritterlich!“ flötete Beni.
    „Zieh doch gleich rüber nach Rosenfels“, schlug der kleine Egon vor. „Dann kannst du deiner Beatrix den Puls fühlen und brauchst nicht mehr zu telefonieren.“
    Wolf setzte noch eins drauf: „Wir nennen dich dann Stephanie!“
    Unter der Lachsalve zitterten die Fensterscheiben.
    „Genau deswegen hab ich’s euch nicht gesagt!“ schrie Stephan. „Weil ihr nur blöde Bemerkungen macht, wenn man einem Mädchen hilft, statt daß ihr weiterdenkt.“
    „Notlage, Notlüge, Notlage, Notlüge…“, keiften die Minis im Sprechchor.
    Wie eine Statue stand Stephan am Kachelofen, wie von einer Statue prallte alles an ihm ab. „Kindergarten!“ sagte er schließlich und ging mit schweren Schritten zur Tür.
     
     
     

Unsauberer Geheimauftrag
     
    Die Polizei hatte leichtes Spiel. Das unter der angegebenen Nummer zugelassene Fahrzeug war ein Transporter und gehörte zur FSV-Chemie, einer Firma, die sich vor einigen Jahren am Rand von Neustadt niedergelassen hatte. Zuerst wußte angeblich niemand, wer den Wagen gefahren haben könnte. Er müsse entwendet und wieder zurückgebracht worden sein, hieß es. Doch die Spezialisten fanden am Reserverad Spuren von Gras und Erde, die mit den Proben vom Feldweg genau übereinstimmten. Das Rad sei ausgewechselt worden, stellten sie fest. Fingerabdrücke an Felge und Karosserie ergaben, daß es sich um zwei Männer handelte; in einem Abstellraum lagerten Fässer der gleichen Machart, Farbe und Größe, wie die der im Kappellsee versenkten, und auch der ebenso giftige wie übelriechende Inhalt fiel bei der Produktion im Werk an. Das fand man unbegreiflich, unerhört. Erst als die Polizei drohte, der ganzen Belegschaft Fingerabdrücke abzunehmen, meldeten sich die beiden Übeltäter. Sie seien beauftragt worden, die Fässer irgendwo abzuladen, weil dringend Platz geschaffen werden mußte, behaupteten sie. Vom Inhalt hätten sie nichts gewußt. Im Lauf getrennter Vernehmungen verwickelten sie sich jedoch in Widersprüche und legten schließlich volle Geständnisse ab.
    Die nächtliche Fahrt zum Kappellsee war nicht die erste dieser Art gewesen. In geheimem Auftrag der Werksleitung und gegen entsprechende Sonderbezahlung deponierten die beiden seit Monaten Abfälle, über deren Gefährlichkeit sie sich sehr wohl im klaren waren, überall in der Umgebung, und sie wußten auch noch, wo. Sofortige Überprüfungen erbrachten weitere Funde. Eines dieser Depots lag unmittelbar neben dem Campingplatz von Wampoldsreute. Die Fässer wurden geborgen und fünf
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