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Der Schwarze Orden

Der Schwarze Orden

Titel: Der Schwarze Orden
Autoren: Colin Forbes
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nebeneinanderliegenden Zellen. Nicht besonders schlau. Bei Tagesanbruch fing so ein riesiger Kerl – sah aus wie King Kong, sagten sie…«
    »Der Affe«, unterbrach ihn Paula.
    »Paßt zu der Personenbeschreibung, die ich erhielt. Wie dem auch sei, bei Tagesanbruch veranstaltet der Affe also plötzlich ein Mordstheater, behauptet, es ginge ihm nicht gut. Er war verletzt, konnte sich nur mit Mühe auf den Beinen halten.
    Die Wachen lassen ihn raus. Im selben Moment fliegen die zwei anderen Zellentüren von innen auf – das Ganze muß also auf lange Sicht geplant gewesen sein. Ein kleiner Dicker mäht mit einer Maschinenpistole die drei Wachen nieder. Keiner hat überlebt. Der Affe kann sich wegen seines verletzten Beines nicht allein fortbewegen.
    Also macht der kleine Dicke auch ihn nieder. Die beiden übrigen Männer schießen sich den Weg nach draußen frei, wo ein Wagen auf sie wartet. Sie springen rein und brausen davon.«
    »Ziemlich brutal«, bemerkte Marler. »Einen der eigenen Leute zu erledigen, weil er es nicht mehr allein schafft.«
    »Mir ist immer noch nicht klar, wie Sie beide es angestellt haben, diese Kerle bei dem Entführungsversuch auszuschalten«, bemerkte Kuhlmann. »Ich weiß zwar, Sie sind beide gut – aber das waren absolute Profis.«
    »Wir waren nicht gerade nett zu Ihnen«, sagte Marler.
    »Ich sagte vorhin, wir brauchten nur einen Anhaltspunkt. Könnte sein, daß wir einen haben. Der kleine Dicke wollte etwas die Toilette runterspülen, aber es blieb stecken und wurde gefunden. Ich konnte meinen Freund, den Wiener Polizeichef, überreden, es mir zu geben. Ein Hotelprospekt. Hier.«
    Er reichte Marler ein Faltblatt. Der sah es kurz an und gab es an Paula weiter.
    »Das könnte unser Anhaltspunkt sein. Hotel Burgenland in Eisenstadt. Wie Sie sicher wissen, ist das Burgenland das östlichste Bundesland Österreichs. Im Norden grenzt es an die Slowakei, im Süden und Osten an Ungarn. Eine unwirtliche, abgelegene Gegend.«
    »Wir sollten es uns auf jeden Fall mal ansehen«, sagte Paula ruhig.
    »Von einem solchen Ausflug kann ich nur abraten«, warnte Kuhlmann. »Im übrigen, ich kann immer noch nicht recht fassen, daß Engels Mörder eine Frau gewesen sein soll.«
    »Im Zeitalter der Gleichberechtigung können Frauen manchmal noch größere Bösewichte sein als Männer«, entgegnete Paula.

2
    Der klapprige Volvo-Kombi glitt durch die weite Ebene des Burgenlands östlich von Wien. Die Karosserie war verbeult, die Fenster mit Graffiti besprüht, so daß man nicht ins Innere sehen konnte. An einer Straßengabelung nahm der Wagen die nördliche Abzweigung, die auf einen eigenartigen Tafelberg zuführte, der sich hundert Meter aus der verlassenen Ebene erhob. Auf der mächtigen Erhebung stand ein langgestrecktes einstöckiges Gebäude.
    Hinter dem hakennasigen Fahrer des Volvo saß eine Frau in einem langen schwarzen Gewand, das ihr vom Scheitel bis zu den Füßen reichte. Ihr Gesicht war hinter einem Schleier verborgen. Ihre weißen Hände waren angespannt ineinander verschränkt. Sie wandte sich dem untersetzten Mann neben ihr zu. Sein Teint war dunkel, sein Gesicht unrasiert.
    »Wohin fahren wir?« fragte sie.
    »Halt die Klappe«, knurrte der Mann. »Du hast Scheiß gebaut.« Seine tiefe Stimme hatte einen Akzent, den sie nicht einordnen konnte.
    »Wirklich ausgesprochen nett und höflich«, entgegnete sie frech.
    »Ich höre immer nur höflich«, erwiderte er, ohne ihren Sarkasmus zu verstehen.
    »Du riechst nach Kordit«, stichelte sie weiter. »Hast wohl eine Menge Leute umgebracht heute morgen, wie?«
    Der Umstand, daß sie mit ihrer Stichelei der Wahrheit sehr nahe gekommen war, brachte ihn noch mehr auf. Er ballte seine behaarten Hände zu Fäusten. Am liebsten hätte er ihr ins Gesicht geschlagen, ihre außergewöhnliche Schönheit für immer zerstört. Doch er beherrschte sich: Hassan würde ihn erschießen, wenn er sie auch nur anrührte.
    »Wir nicht mehr sprechen«, zischte er mit zusammengebissenen Zähnen.
    »Ich unterhalte mich aber gern mit Männern. Vor allem mit richtigen Männern.«
    Sie sah ihren Bewacher an und weidete sich an der Verwirrung, die sie mit ihrer Bemerkung gestiftet hatte. Sie wußte, sie konnte mit dem kleinen Ganoven machen, was sie wollte, wie ein Angler, der einen Fisch an der Leine hatte. Ihre anfängliche Nervosität hatte ihrer angeborenen Unverschämtheit Platz gemacht. Auf einer verlassenen Nebenstraße, an der es keine Kontrollstelle gab,
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