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Der Schwarze Orden

Der Schwarze Orden

Titel: Der Schwarze Orden
Autoren: Colin Forbes
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zurückgeblieben. Paula war zwar todmüde, aber die jüngsten Ereignisse gingen ihr unablässig im Kopf herum, als Newman durch die Nacht fuhr.
    »Hatten Sie Arnos Lodge immer schon im Verdacht?« fragte sie Tweed.
    »Ja und nein. Als ich ihm gegenüber behauptete, Hassan hätte ein umfassendes Geständnis abgelegt, war das natürlich Bluff. Da wir keine Beweise gegen Lodge vorliegen hatten, mußte ich ihn provozieren, damit er sich verrät.«
    »Haben Sie erst Verdacht geschöpft, als wir Willie im Dovecote Manor aufgesucht haben?«
    »Diese von langer Hand geplante Operation – einschließlich der Anschläge auf die Mitglieder des
Institut
– war eindeutig das Werk eines strategischen Genies. Und nichts anderes ist Arnos Lodge. Darüber hinaus legte auch seine Haltung dem Westen gegenüber – wie er sie unter anderem in seiner hervorragenden Rede im Züricher Kongreßhaus zum Ausdruck brachte – den Schluß nahe, daß er hinter all dem stecken könnte. Dabei bitte ich zu berücksichtigen, daß es Leute gibt, die ihm in vielem, was er in diesem Zusammenhang sagte, recht geben würden. Verurteilenswert war im Grunde nur die Art, wie er dieses Problem zu lösen versuchte – nämlich durch die Machtübernahme eines nahöstlichen Staates.«
    »Sie haben wieder einmal erstaunlichen Scharfsinn bewiesen.« »So schwierig war das Ganze nun auch wieder nicht. Willie ist zwar Waffenhändler, aber auch ein überzeugter Patriot. Als er erfuhr, daß bei dieser Operation tödliche Bazillen eingesetzt werden sollten, erzählte er es Christopher Kane, und der wiederum setzte unverzüglich mich davon in Kenntnis. Zum Glück hatte Christopher ein Gegengift gegen die Bazillen entdeckt. Alle Container, die von diesem Harbin mit der tödlichen Substanz gefüllt worden waren, wurden nach Christophers Anweisungen mit einem Gegengift präpariert. Harbin, der nichts davon wußte, konnte nicht ahnen, daß die Bazillen in den Containern durch diese Substanz unschädlich gemacht worden waren.
    Nachdem also diese Gefahr ausgeschaltet war, machte ich den Vorschlag, Willie solle so tun, als brächte er eine ›Probe‹ in die Slowakei. Er rief Hassan in regelmäßigen Abständen an und teilte ihm mit, wie weit er schon gekommen war. In Wirklichkeit machte er alle Anrufe von Folkestone aus – für den Fall, daß Hassan ihn observieren ließ. Um Willies Geschichte glaubhafter zu machen, führte der Zoll eine große Rauschgiftfahndung durch. Dann fuhr ein als Willie verkleideter Mann mit dem Autozug nach Frankreich. Harbin war inzwischen von einem Sonderkommando verhaftet worden. Sein Labor wurde geschlossen.«
    »Demnach müssen wir uns nicht nur bei Ihnen, sondern auch bei Christopher Kane und Willie bedanken.«
    »Vergessen Sie Emilio Vitorelli nicht. Er hat Hassan – und den Schwarzen Orden – unschädlich gemacht.«
    »Vitorelli tut mir aufrichtig leid. Er muß sehr unglücklich sein.«
    »Und wird es wohl auch sein ganzes Leben lang bleiben.«
    In Rom war es dunkel, als Vitorelli langsam durch den Park der Villa Borghese schritt.
    Er bewegte sich wie ein Mann in einem Traum. Obwohl ihm mehrere attraktive Frauen hinterherblickten, ging er, ohne ihnen Beachtung zu schenken, mit schleppenden Schritten weiter.
    Als er die Brüstung über der Pincio-Terrasse erreichte, blieb er genau an der Stelle stehen, an der er seine Verlobte Gina auf die Balustrade hatte klettern sehen. Vitorelli war zu weit entfernt gewesen, um sie zurückhalten zu können. Deshalb hatte er nur verzweifelt gerufen.
    Sie hatte sich nicht einmal umgedreht, bevor sie sich auf die Piazza hinabgestürzt hatte. Beide Hände auf die Brüstung gestützt, blickte Emilio Vitorelli nun auf die Stelle hinab, wo sie tief unter ihm auf das Pflaster geschlagen war. Er hatte Tränen in den Augen.
    Bevor Gina weggebracht worden war, hatte er ihre Leiche identifizieren müssen.
    Diesen Moment würde er nie vergessen. Doch wenigstens hatte er jetzt getan, was er hatte tun müssen. Er hatte die Frau zerstört, die Ginas Gesicht zerstört hatte.
    Er gab einen tiefen Seufzer von sich. Dann ging er langsam auf Mario zu, der in einiger Entfernung ungeduldig auf ihn wartete. Es war das letzte Mal, daß er diese Stelle aufsuchte. Er sollte sein ganzes Leben lang nicht mehr an die Piazza zurückkehren.

ANMERKUNG DES AUTORS
    Sämtliche hier dargestellte Figuren sind vom Autor frei erfunden und weisen keinerlei Ähnlichkeit mit lebenden Personen auf.
    Dies gilt auch für einige Schauplätze,
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