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Der Schwarze Mandarin

Der Schwarze Mandarin

Titel: Der Schwarze Mandarin
Autoren: Heinz G. Konsalik
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warf das Schwert in eine Ecke, schrieb einen kurzen Text und faxte ihn nach Hongkong:
    Der große Min Ju ist bei seinen Ahnen. Die Götter werden ihm verzeihen. Ich habe ihn geliebt wie meinen Vater – aber ich habe den Blut-Eid erfüllt. Aisin Ninglin, der Einsame …
    In dieser Nacht ging das Haus Rathenows in Grünwald in Flammen auf.
    Sieben Feuerwehren kämpften gegen das Inferno, aber es war sinnlos. Fünf Fässer Benzin waren im ganzen Haus ausgeschüttet worden, und als die Feuerwehren am nächsten Morgen abrückten, standen nur noch die geschwärzten Außenmauern.
    Ein Feuerwehrmann sah sich bei der Abfahrt um und nickte seinem Kameraden zu.
    Der Brand von Grünwald, zweifellos eine Tat der Triaden, gab anscheinend den letzten Anstoß. Die Behörden arbeiteten plötzlich schneller als gewohnt. Peter Probst legte es dem Polizeipräsidenten auf den Tisch: zweifelsfrei Brandstiftung. Benzinreste wurden gefunden. Täter dürfte bekannt sein. Überführung der Täter nicht möglich, da Bandenverbrechen. Und unter vier Augen sagte PP zu dem Präsidenten:
    »Will man noch mehr Beweise? Herr Hans … das ist Dr. Hans Rathenow, der Besitzer der Villa. Die Lebensgeschichte, die er mir erzählt hat, paßt genau. Herr Präsident, wenn wir jetzt noch zögern, haben wir den Kampf gegen die Triaden endgültig verloren. Zum Zuschlagen aber brauchen wir die Dokumentation, sonst bleiben wir die doofen Bullen …«
    »Ich werde sofort bei den Ministerien nachsuchen«, sagte der Polizeipräsident. »Aber bedenken Sie: So etwas hat es in Deutschland noch nie gegeben.«
    Nach 14 Tagen hörte Rathenow in Adelboden endlich Peter Probsts Stimme sagen:
    »Okay, Dr. Rathenow. Wir können tauschen.«
    »Sie haben meinen Namen herausbekommen? Gratuliere!«
    »Das war nicht schwer. Wenn eine Villa in Grünwald abbrennt, die einem Dr. Hans Rathenow gehört, und die Brandstifter sind die Triaden, und in der Schweiz lebt ein Mann, der sich Hans nennt und ein Triade war …«
    »Sie haben mein Haus angezündet? Schade, ich hatte einige gute Chagalls und Picassos. Und ein Gemälde, das meine Mutter zeigte.«
    »Materielle Dinge kann man verschmerzen … wichtiger ist, daß Sie Ihr Leben gerettet haben. Ich bin morgen gegen Mittag bei Ihnen in Thun. Diese Aktion ist von höchster Ebene genehmigt worden. Ein einmaliger Vorgang, über dem strengstes Stillschweigen liegt. Nur eine Handvoll hoher Beamter wissen davon.«
    »Und wie heiße ich jetzt?«
    »Neugierig?«
    »Ich platze.«
    PP lachte und klappte die Pässe auf. »Man hat Ihnen einen schönen Namen verpaßt, schöner als Rathenow. Sie heißen ab sofort Dr. Holger Fresius … Und die junge chinesische Dame heißt Yang Chunli. Klingt das nicht wie ein exotischer Blumenname? Bis morgen, Dr. Fresius …«
    Rathenow warf den Hörer hin, stürmte in das kleine Wohnzimmer, breitete die Arme weit aus und rief: »Wir haben die Pässe. Wir haben sie! Morgen beginnt das neue Leben … meine kleine Chunli …«
    »Wer ist Chunli?« fragte Liyun irritiert.
    »Yang Chunli hieß einmal, vor langer, langer Zeit, Wang Liyun …«
    »Mein neuer Name? Und wie heißt du?«
    »Ich bin Dr. Holger Fresius …«
    »Wie schrecklich!« Liyun schlug die Hände zusammen. »Das kann kein Chinese aussprechen. Für mich bist du nur mein Bi Xia …«
    »Und du meine Niang Niang.«
    Sie lief in seine ausgebreiteten Arme und hing an seinem Hals.
    »Für immer?« rief sie.
    »Für immer.«
    Sie küßten sich, aber dann stellte Liyun die entscheidende Frage: »Und wo verstecken wir uns?«
    »Das wird mir morgen Herr Probst sagen.«
    »Weit weg von Deutschland … Ich will von Deutschland nichts mehr hören und erst recht nichts mehr sehen. Keiner versteht, daß Liebe mächtiger ist als Gesetze.«
    »Darin wird Deutschland sich nie ändern.«
    »Und deshalb, Bi Xia … weit weg von Deutschland …«
    Am nächsten Tag fand der Austausch statt, den PP ›historisch‹ nannte, weil es so etwas noch nie gegeben hatte.
    Sie saßen wieder auf der Seeterrasse des Hotels, ein etwas kühler Tag mit Regenschauern, auf dem blanken See kein Segel, die Strandbäder leergefegt. Peter Probst zeigte hinaus.
    »Die richtige Abschiedsstimmung. Oder weint der Himmel, weil wir uns auf diesen Handel ohne Beispiel eingelassen haben?«
    »Die Pässe bitte.« Rathenow hielt ihm die Hand, mit der Handfläche nach oben, hin.
    »Die Dokumentation bitte.«
    Rathenow legte die dicke Mappe auf den Tisch. Auch die Fotokopien seiner Tagebücher waren
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