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Der schwarze Ballon

Der schwarze Ballon

Titel: Der schwarze Ballon
Autoren: Valerie Frankel
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mich gefickt, als wolle er ins Guinness-Buch der Rekorde. Ich war dem Tod so nahe wie noch nie vorher in meinem Leben. Er hat mir mehr über Sex beigebracht, als ein Greenwich-Mädchen jemals wissen sollte. Und ich hab’s geliebt. Ich hab’ ihn geliebt. Und ich hab’s ihm gesagt. Ich hab’ ihm gesagt, daß ich ihn liebe.« Zucken, Krümmen. Buckelwalimpressionen.
    Ich fragte: »Was hat er gesagt?«
    Sie sagte: »Er hat gesagt, daß er mich auch liebt.«
    »Und wo liegt dann das Problem?« Ich wich aus. Nach dem, was ich über den Schweden herausgekriegt hatte, hielt ich es nicht für möglich.
    Sie sagte: »Ich hab’s bloß gesagt, weil ich nicht wußte, wie ich ihn sonst davon hätte abhalten sollen.«
    »Abhalten wovon?« fragte ich.
    »Davon, mir wehzutun.«
    Ich sagte: »Dir wie wehzutun? Physisch? S & M?«
    »Ich kann darüber jetzt nicht sprechen.« Belle sah einen Moment lang echt verängstigt aus, dann schüttelte sie es ab. Sie hüpfte vom Waschbecken und stellte sich vor den Spiegel. Sie sagte: »Es ist Teil unserer Liebe.«
    Sie warf einen raschen Blick auf mein Spiegelbild in der linken unteren Ecke. Sie sagte: »Laß mich mal ziehen.«
    Ich stand auf und reichte ihr meine Zigarette. Sie inhalierte tief und sagte: »Also, was hast du rausgefunden?«
    »Es wird dir nicht gefallen.«
    »Probier’s. Mir gefällt zur Zeit fast alles.«
    »Zur Zeit?« Ich lächelte sie an. »Du weißt nicht annähernd so viel von mir wie du denkst, Wanda. Es gibt Zeiten, da bin ich bloß ein altmodisches Mädchen.« Belle zog sich noch ein Handtuch und tupfte sich das Gesicht ab.
    Ich sagte: »Okay. Dann bereite dich schon mal seelisch drauf vor. Dein Galan Johann ist nicht das, was altmodische Mädchen Heiratsmaterial nennen.«
    »Das ist sowieso eine höchst dubiose Auszeichnung.« Belle zerrte eine Haarbürste aus ihrer Chanel-Handtasche. Ihre schwarze Hermes-Handtasche gefiel mir besser, aber die hatte sie kürzlich verloren — ungewöhnlich für Belle, ein so kostbares Stück zu verlegen, hatte ich gelacht, als sie es mir erzählt hatte.
    Ich sagte: »Er macht mit anderen Frauen rum.« Belle zuckte nicht einmal. Sie wußte es wahrscheinlich schon.
    »Das glaube ich nicht. Diesmal nicht.«
    »Glaub’ es mir.«
    Sie hatte ihren Haarclip herausgenommen und bürstete mit methodischen Strichen ihre Haare. »Nein, dazu liebt er mich zu sehr. Und es ist ja nicht so, als hättest du nicht schon mal danebengehauen.« Sie spielte auf mein Mißgeschick bei einem früheren Job an, als ich für sie einem verheirateten Mann nachgestellt hatte, mit dem sie zu der Zeit gerade zusammen war. Ich hatte ihr gesagt, er hätte den ganzen Tag in der City Hall verbracht, in Sachen Scheidung. Später hatte sich herausgestellt, daß es sein Zwillingsbruder gewesen war. Was kann ich dafür, daß der Typ einen Zwillingsbruder hat?
    »Ich bin’s allmählich leid, mich ständig wegen eines einzigen winzigen Fehlers rechtfertigen zu müssen, den ich vor einem Jahr mal gemacht habe. Ich habe mich seitdem nicht ein einziges Mal geirrt — das weißt du genau. Außerdem hab’ ich Beweise.«
    Sie sagte: »Ich warte.« Sie legte frischen Lippenstift auf.
    »Hat Johann dir gestern abend irgendwelche Geschenke mitgebracht?«
    »Blumen. Er bringt mir immer frische Narzissen mit.«
    »Er hat dir nicht zufällig ein spezielles Liebesspielzeug geschenkt?«
    »Wovon redest du?« fragte sie.
    »Habt ihr zwei schon mal irgendwelche Spielchen gespielt?«
    Belle stopfte die Haarbürste in ihre Handtasche zurück. Sie wandte sich zu mir und sagte: »Worauf willst du hinaus, Wanda?«
    »Ich bin Johann in den Snack-Happy-Shop gefolgt. Er hat zwei Paar Handschellen und einen Federstaubwedel mit einem Pimmelgriff gekauft. Er sagte zu der Verkäuferin, seine Freundin wolle außerdem einen Vibrator in Pimmelform mit Sack dran.«
    Sie guckte in den Spiegel. »Was macht dich so sicher, daß er das Zeug nicht für mich gekauft hat?«
    »Wenn das so ist, dann bitte ich um Entschuldigung. Aber hat er?« Ich wußte, daß er es nicht für sie gekauft hatte; ich konnte es an ihrem Gesichtsausdruck sehen.
    Sie schwieg ein paar Sekunden. Dann sagte sie: »Ich frage mich in letzter Zeit immer öfter, warum ich eigentlich an dir festhalte. Du kommst mir immer mit diesem belanglosen, öden Kleinkram. Ich sage nicht, daß ich an irgendwelchen magischen Traumtypblödsinn glaube. Aber du gibst mir immer das Gefühl, als würde ich irgendeine Art Peilsignal aussenden, das alle
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