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Der Schuss nebenan Kommissar Morry

Der Schuss nebenan Kommissar Morry

Titel: Der Schuss nebenan Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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erfahren haben, daß Sie vor etwa zwanzig Minuten, unmittelbar nach meinem Besuch bei Ihnen, mit Rodrigez telefonieren wollten."
    „Das stimmt."
    „Sie geben es zu?"
    „Warum nicht? Es dürfte Ihrer Aufmerksamkeit nicht entgangen sein, daß ich ihn zu sprechen wünschte, als er bereits zwei Stunden tot war."
    „Eben!" sagte Random, und ein leiser Triumph schwang in seiner Stimme. „Sie wußten genau, daß es der Dame von der Vermittlung auffallen würde, daß ein Lord nach einem der größten Gangster der Stadt verlangt. Sie hofften, daß dieser Anruf -— zwei Stunden nach dem Mord — ein geschickter Schachzug sei. Sie kalkulierten, daß er als Alibi für Ihre Unschuld gewertet werden müßte. In Wahrheit entlarvt er Sie! Er beweist, daß Sie sich nur reinzuwaschen versuchen."
    Bramsey seufzte. „Die Fähigkeit zum Kombinieren, die wohl jedem guten Kriminalisten eigen ist, hat leider einen betrüblichen Nachteil: sie verleitet nicht selten zu falschen Schlußfolgerungen. Natürlich könnte es so gewesen sein, wie Sie sagen, aber in Wahrheit war es völlig anders."
    „Wie anders?"
    „Ich wollte ihn sprechen, das ist alles."
    „Warum?"
    „Das ist meine Privatsache."
    Random riß die Augen auf. „Ihre Privatsache?"
    „Allerdings, mein Lieber, und jetzt lassen Sie mich bitte in Frieden, ich habe nachgerade genug von diesen Albernheiten!"
    Random wollte etwas sagen, schluckte es aber dann hinunter. Er verließ das Zimmer ohne Gruß.
     
    *
     
    Kommissar Bristow saß schwer und gewichtig in dem tiefen, luxuriösen Sessel des übergroßen Wohnraumes. Er hatte die dicken, fleischigen Hände auf die Sessellehnen gelegt und die Augen halbgeschlossen. Da er ziemlich laut durch die Nase atmete, konnte man fast annehmen, er sei drauf und dran, inmitten der Geschäftigkeit seiner Beamten einzuschlafen.
    Als sich Inspektor Flappan neben ihm niederließ, hob der Kommissar träge die Augenbrauen. „Na, Jack?" murmelte er. „Was können wir der Presse sagen?"
    Jack Flappan steckte sich eine Zigarette in Brand. Er war ein nervös aussehender Mann mit dünnem blondem Haar, das er quergescheitelt trug, um die Anfänge einer Glatze zu bedecken. Verglichen mit dem bäuerlich-schweren Bristow wirkte er wie ein Rennpferd neben einem Lastwagen.
    „Ich hab' ihnen schon ein paar Informationen gegeben", sagte er. „Den üblichen Schmus..."
    „Damit werden sie sich diesmal nicht zufrieden geben", prophezeite Bristow seufzend. „Rodrigez war ein großer Fisch. Man wird wissen wollen, wer ihn erlegt hat."
    Flappan hob die Hand und wies auf eine Tür, die zur Diele führte. „Der Mörder muß da drüben gestanden haben. Wir haben den Weg, den die Kugel genommen hat, ziemlich genau rekonstruieren können. Der Mörder ist zu einer Zeit gekommen — zufällig oder mit Berechnung — als weder Roddys Sekretär, Mr. Hoogan, noch Warren, der Diener, oder eines der Familienmitglieder im Hause waren. Rodrigez muß seinen Mörder also selbst eingelassen und in dieses Zimmer geleitet haben, und dann..."
    „knallte es", ergänzte Bristow ruhig, beinahe zufrieden, „und einer unserer ältesten Gegner hatte aufgehört, zu leben. Eine traurige Geschichte!"
    „Kannten Sie ihn näher?" wollte Flappan wissen.
    „Ich hab' ihn oft genug gehört, und zweimal ist es mir zu meiner großen Befriedigung gelungen, ihn ins Gefängnis zu bringen; leider nur für jeweils sehr kurze Zeit. Einmal waren es sechs, im anderen Fall acht Monate. Die Vergehen, um derentwillen er bestraft werden sollte, waren ihm nicht nachzuweisen. Wir konnten ihm immer nur irgendwelche Lappalien anhängen."
    Flappan nickte. „Im Grunde genommen ist er viel zu alt geworden. Vierundfünfzig! Er hat viele seiner Gegner überlebt."
    „Ich nehme an, daß er von der Konkurrenz ausgeschaltet wurde. Es heißt ja schon lange, daß Bowman diesen Bezirk zu schlucken versucht; zwischen den beiden Banden ist es in letzter Zeit zu immer größeren Spannungen gekommen."
    „Der Schütze wußte, wie man mit einer Pistole umgeht", erklärte Flappan. „Ein Schuß genügte... er traf Rodrigez tödlich."
    „Was hat der Ballistiker ermittelt?"
    „Die Untersuchung ist noch nicht beendet."
    „Ihre Leute haben noch immer nichts gefunden?"
    Flappan schüttelte den Kopf. „Sie sehen ja selbst, daß wir die ganze Wohnung von unten nach oben kehren. Reine Routinesache. Ich habe von Anbeginn nicht damit gerechnet, daß Rodrigez hier etwas aufbewahrt, das ihn belasten könnte. Er war ein schlauer
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