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Der Schuss nebenan Kommissar Morry

Der Schuss nebenan Kommissar Morry

Titel: Der Schuss nebenan Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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nicht wie ein vernünftiger Mensch reden?"
    „Die Ansichten über die Vernunft der Menschen sind bekanntlich relativ", sagte er.
    „Wollen Sie mich beleidigen?"
    „Das liegt mir fern. Allerdings würde ich gern erfahren, was Sie zu der Annahme bewegt, ich könnte Mr. Rodrigez mit Hilfe einer Kugel vom Leben zum Tode befördert haben."
    „Sie haben ihn gehaßt!"
    „Gehaßt? Das ist ein starkes Wort. Es wäre richtiger, zu sagen, daß ich ihn verachtete. Gleichzeitig brachte ich ihm aber ein gewisses Mitgefühl entgegen."
    „Mitgefühl?"
    „So ist es."
    „Aus Ihnen kann man nicht schlau werden! Machen wir es kurz: niemand wird erfahren, daß Sie ihn töteten."
    „Zu gütig!" unterbrach Bramsey spöttisch.
    „... wenn, ja wenn Sie bereit sind, sich von einer Million zu trennen!"
    „Pfund oder Dollar?"
    „Pfund natürlich."
    „Was wollen Sie mit dem Geld beginnen?"
    „Das lassen Sie nur meine Sorge sein!"
    „Ich habe nicht vor, Ihnen auch nur einen Penny zu zahlen... mich interessiert lediglich, wofür Sie das Geld anzuwenden hofften."
    „Ich dachte daran, mir einen Notpfennig für das Alter beiseite zu legen."
    „Im Grunde eine lobenswerte und sehr vernünftige Einstellung; nur haben Sie sich dafür die falsche Quelle ausgesucht."
    „Davon bin ich keineswegs überzeugt. Sie wissen nämlich noch nicht alles!"
    „Mir reicht schon das, was Sie mir bis jetzt gesagt haben", meinte er.
    „Es gibt einen Zeugen für die Tat!" sagte das Mädchen.
    „Sie wollen damit andeuten, daß ein Mensch existiert, der beobachtet haben will, daß ich, Lord Bramsey, den Obergangster Rodrigez erschoß?"
    „Ja."
    „Sie setzen mich in Erstaunen!"
    „Machen wir uns nichts vor:’ Sie haben trotz Ihres imponierenden Titels und Ihres Reichtums nicht den besten Ruf. In den Zeitungen kann man lesen, was Ihnen vorgeworfen wird: Mord an Ihrer Braut und..."
    Lord Bramsey erhob sich. „Würden Sie bitte die Güte haben, zu gehen? Ich glaube, Sie begehen den Fehler, meine Geduld zu überfordern."
    Mabel Reley blieb sitzen. „Sie sind ein gutaussehender Mann, Lord Bramsey. Sie haben Geld in Hülle und Fülle. Warum mußten Sie sich dem Verbrechen ergeben? Weil Sie sich langweilen? Das wird es sein."
    „Offensichtlich ist es notwendig, daß ich ein wenig deutlicher werde", sagte der Lord. „Hauen Sie ab."
    Mabel lachte. „Aber Hoheit! Wie können Sie sich nur so vulgär ausdrücken?"
    „Es ist anscheinend die einzige Sprache, die Sie verstehen."
    „Ich gehe sofort", sagte das Mädchen und drückte die kaum angerauchte Zigarette im Ascher aus. „Vorher möchte ich Sie jedoch bitten, mich anzuhören. Wie ich bereits sagte, ist Ihr Ruf nicht der beste. Sie sind nach Amerika gekommen, um mit Rodrigez abzurechnen. Das läßt sich beweisen, und es gibt einen Menschen, der gesehen hat, wie Sie auf Roddy schossen. Glauben Sie, daß es unter diesen Umständen für Sie auch nur die geringste Chance gibt, dem Gesetz auszuweichen?"
    „Ich glaube nur eines. Ich glaube, daß Sie eine unverschämte kleine Lügnerin sind."
    „Selbst, wenn das stimmt: welche Aussichten hätten Sie, dem drohenden Verhängnis zu entkommen?"
    „Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen."
    „Von der Mordanklage natürlich!"
    „Wenn es dazu kommen sollte, wird es ohne Zweifel ziemlichen Ärger geben, insbesondere für Sie, meine Teuerste."
    „Für mich?"
    Er nickte. „Erpressung wird, wenn ich richtig informiert bin, auch hierzulande streng bestraft."
    „Ich schlage Ihnen nur ein Geschäft vor", erwiderte Mabel indigiert, „ein Geschäft, das Sie nur einen Bruchteil Ihres Vermögens kostet. Ich verkaufe Ihnen meine Information. Ich schwöre Ihnen, daß weder der Zeuge noch ich etwas gegen Sie unternehmen werden, wenn Sie die gestellte Forderung erfüllen. Andererseits: was nützt Ihnen das Geld, wenn Sie  es nicht verbrauchen können, weil man Sie ins Zuchthaus sperrt, falls nicht etwas noch Schlimmeres eintreten sollte?"
    „Sie scheinen mich für einen ziemlichen Gimpel zu halten, meine Liebe", sagte Lord Bramsey gelassen. „Sie werden nicht umhin können, Ihren Fehler schon bald zu korrigieren."
    „Es spielt keine Rolle, wofür ich Sie halte. Hier entscheiden bloß Tatsachen. Sie haben Rodrigez getötet. Sie bestreiten es. Gut. Das ist die eine Seite. Was aber steht gegen Sie? Ihr miserabler Ruf und ein Tatzeuge. Der District Attorney wird rasch herausfinden, daß der Zeuge die Wahrheit sagt."
    „Soso . . . Sie arbeiten also mit gekauften Zeugen", meinte
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