Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schrei des Eisvogels

Der Schrei des Eisvogels

Titel: Der Schrei des Eisvogels
Autoren: Reginald Hill
Vom Netzwerk:
älteste Autorität, und so stand er widerstrebend auf, legte dann weniger widerstrebend dem Mädchen den Arm um den anschmiegsamen Leib und zog sie zum Trost an sich.
    Jetzt erschienen einer nach dem anderen die Opfer der Berserkerattacken auf seinem Weg durchs Dorf und brachten ihre Entrüstung zum Ausdruck. Thomas Wapshare kam nicht nur voller Empörung, sondern auch mit einer Erklärung.
    »Der Kerl ist in den Pub eingebrochen«, sagte er. »Hat ’ne Flasche Cognac ausgesoffen und offenbar einen Eimer Schweineblut gefunden, na, das für meine Blutwurst, und dann hat er sich gedacht, dass es ein toller Jux wäre, seine Munition damit statt mit Farbe zu füllen. Ihr solltet mal sehen, was der für ’ne Schweinerei angerichtet hat!«
    Auch Edwin Digweed traf ein. Er und Wield musterten die blutverschmierte Erscheinung des anderen und lächelten einander zu.
    »Ich dachte, ich wäre tot«, gab Digweed zu.
    »Ich auch«, sagte Wield.
    Der Buchhändler betupfte seine blutige Brust mit dem Zeigefinger und hielt ihn sich vor die Augen.
    »Mein Vorschlag von vorhin«, sagte er. »Eben kommt mir in den Sinn, dass ein vernünftiger Kerl wie Sie eine ganz natürliche Vorsicht an den Tag legt, bevor er sich von einem fremden Mann abschleppen lässt. Ich kann Ihnen versichern, dass ich, seit diese neue Pest unter uns wütet, ebenfalls außerordentlich vorsichtig gewesen bin. Ich kann es per Testzertifikat beweisen.«
    »Ich auch«, sagte Wield. »Keine Sorge, ich wollte gerade danach fragen.«
    »Wirklich? Heißt das, du willst?«
    »Seit ungefähr fünf Minuten«, antwortete Wield und betrachtete wehmütig seine blutige Vorderseite. »Das Leben ist zu lang für Seidenkrawatten, nicht wahr?«
    Drei von Guys Opfern kehrten nicht zur Hall zurück.
    Caddy Scudamore hatte über die Schulter geschaut und gesehen, wie ihr das Blut den Kittel herunterlief, war dann schnurstracks in ihr Atelier geeilt, wo Justin Halavant sie wenig später, bis zur Taille entblößt, fand, wie sie auf unterschiedlichen Oberflächen mit diesem neuen Material experimentierte.
    Lächelnd schob er sich einen Hocker in eine Ecke, setzte sich und sah ihr zu.
    Und Elsie Toke gönnte sich auf ihrem Weg am Pub vorbei und um die Ecke zu ihrer Cottage keine Verschnaufpause.
    Erst am Gartentor blieb sie stehen und stieß einen Seufzer der Erleichterung aus.
    Ihr Sohn war im Garten. Er trug Jeans und ein weißes T-Shirt und grub unter einem der Fenster den Boden um.
    »Hallo, Ma«, sagte er. »Dachte, wir könnten hier ’n paar Levkojen und Petunien hintun. Und Erdäpfel und Kohl um die Ecke. Was ist denn mit dir passiert?«
    »Dieser Verrückte, Guy Guillemard. Keine Sorge. Der hat für lange Zeit das letzte Mal hier rumgealbert. Magste ’ne Tasse Tee? Hab dir ’n bisschen Kuchen von der Hall mitgebracht.«
    »Gleich«, sagte er. »War ’n schönes Abrechnungsfest, oder?«
    »Kamma wohl sagen. Interessant. Dieser Justin Halavant heiratet Caddy Scudamore, hast du das gewusst?«
    Sie beobachtete ihn aufmerksam.
    »Ja, hab ich gewusst«, sagte er. »Ich dachte, vielleicht etwas Gartenwicke da drüben. Warren liebte Gartenwicke.«
    »Das wär schön«, sagte sie. »Ich geh mal rein und zieh mir die dreckigen Sachen aus, und dann mach ich den Tee.«

Fünf
    »Es gibt kaum eine richtige Geschichte, und das wenige wird merkwürdig zusammenhangslos erzählt.«
    E s wurde Abend über dem Tal, als die drei Detektive Enscombe hinter sich ließen.
    »Und was für ’n Scheiß soll ich Desperate Dan erzählen?«, fragte Dalziel.
    Es war ein seltenes, ja, fast einmaliges Dilemma. In der Vergangenheit war es Dalziel kaum einmal schwergefallen, dem Chief Constable Gott weiß was zu erzählen, von unangenehmen Wahrheiten wie etwa, dass sein Hosenlatz offenstand, bis zu glatten Lügen wie etwa, Dans Wunsch sei ihm Befehl.
    »Wie wär’s mit Ende gut, alles gut?«, fragte Pascoe, der Schlauberger.
    »Ach ja? Wie wär’s mit viel beschissener Lärm um nichts!«, konterte der Dicke. »Zwei volle Tage, und was ist dabei rausgekommen? Tote im Leichenschauhaus, keine. Personen hinter Gittern, keine. Polizisten, die gekündigt haben, einer. Begangene Straftaten, jede Menge. Bürger, die Anzeige erstatten wollen, kein einziger!«
    »Es gibt auch eine positive Bilanz«, sagte Pascoe. »Gerettete Schulen, eine. Geplante Hochzeiten, zwei, vielleicht drei. Bewahrter Seelenfrieden und verteidigte Lebensart, ein paar hundert. Und wir können immer noch Guy den Exerben wegen tätlichen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher