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Der Schrei des Eisvogels

Der Schrei des Eisvogels

Titel: Der Schrei des Eisvogels
Autoren: Reginald Hill
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auszuholen und einen Treffer in Guys Gesicht zu landen, bei dem die Krähen kreischend aus den Bäumen des verwilderten Gartens aufflatterten.
    Eine Sekunde lang sah Guy so aus, als könnte er zurückschlagen.
    Und dann: »Leck mich doch am Arsch«, sagte er. »Leckt mich alle am Arsch.«
    Und er lief mit großen Schritten zum Haus, wo wenig später der Motor des Landrovers aufheulte, bevor er die Einfahrt hinunterbretterte.
    Der Squire stand da und rieb sich die Hand. Girlie und Fran eilten zu ihm.
    »Großvater, geht’s dir gut?«, fragte Girlie besorgt.
    »Kann sein, dass ich mir das Handgelenk verstaucht habe«, sagte der alte Mann.
    »Lass mal sehen«, bat Fran.
    »Gleich«, sagte der Squire. »Freunde …«
    Und kaum dass er noch einmal die Stimme erhob, verstummten die aufgeregten neuerlichen Spekulationen.
    »Fuctata non Perfecta«, verkündete der Squire. »Pachtabgaben und Mieten sind bezahlt.«
    »Was hat das nun wieder zu bedeuten?«, wollte Dalziel wissen.
    »Wie’s aussieht«, sagte Pascoe, »geht es ans Essen.«
    »Wurde auch langsam Zeit!«, brummte Dalziel. »Nichts wie ran, solange noch was übrig ist!«

Drei
    »Wenn so etwas erst mal in Umlauf gesetzt ist – dann weiß man ja, wie schnell es sich herumspricht!«
    D alziels Sorge erwies sich als unbegründet, auch wenn ein prüfender Blick auf die Heldentaten, die rings um ihn vollbracht wurden, ihn davon überzeugte, dass er sich unter seinesgleichen befand. Es gab Fressalien im Überfluss und von einer Qualität, die ihm seit seiner Kindheit nicht mehr untergekommen war.
    »Wenn ich nicht schon versprochen wäre, könnte ich das Mädel glattweg heiraten«, erklärte er. »Wo treibt sie sich eigentlich rum?«
    »Ich glaube, sie versöhnt sich gerade mit ihrem Bruder und gewöhnt sich an ihren neuen Status«, sagte Pascoe und sah zu George und Dora hinüber, die in angeregter Unterhaltung die Köpfe zusammensteckten. »Wem bist du versprochen, Chef?«
    »Der schmierigen Joan aus der Kantine, die mir immer ’ne Extraportion Chips gibt.«
    »Ist das eine offizielle Verlobung?«
    »Nö, ich hab ihr nur gesagt, falls ich mich je dazu entschließen sollte, wieder zu heiraten, ist sie die erste, die einen Korb von mir bekommt«, sagte Dalziel. »Lass mal ein paar von diesen Sahnehörnchen rüberwachsen, ja? Wo steckt eigentlich Wieldy?«
    »Er steht da drüben und redet mit Digweed.«
    »Wir müssen auf den Jungen aufpassen, Peter. Er benimmt sich irgendwie seltsam, seit er zurück ist. Und was sollte überhaupt dieser ganze totale Schwachsinn mit dem Eisvogel bedeuten?«
     
    »Was sollte das eigentlich mit dem Eisvogel?«, fragte Digweed gerade.
    »Guy hat ihn erschossen. Das ist eine Straftat«, sagte Wield stur.
    »Verstehe. Wir Einbrecher dürfen also frei herumlaufen, aber Verstöße gegen das Artenschutzgesetz müssen streng geahndet werden. Nette grüne Gesinnung. Dann war es also Zufall, dass Sie Enscombe allgemein und Old Hall im besonderen den beachtlichen Dienst erwiesen haben, Guy zu enterben.«
    »Sie glauben, der Squire wird ihn enterben?«, fragte Wield.
    »Ich liebe Männer, die so gut das Thema wechseln können«, sagte Digweed.
     
    »Wirst du wirklich Girlie und George zu deinen Erben machen?«, fragte Fran ihren Großvater, während sie ihm das Handgelenk bandagierte.
    »Wenn ich lange genug lebe, um es zu meinem Anwalt zu schaffen«, sagte der Squire. »Weshalb treibt sich eigentlich dieser Rotschopf hier herum?«
    Fran sah zur Haustür, bei der Harry Bendish gerade hereinschaute.
    »Ich glaube, er will vielleicht fragen, ob es in Ordnung ist, wenn er mich heiratet«, sagte Fran.
    »Gütiger Himmel, das willst du doch nicht, meine Liebe, oder?«
    »Mehr als alles auf der Welt«, sagte sie.
    »Der Kerl ist ein Flitzer, weißt du das?«
    »Nein, ist er nicht. Als du ihn damals auf der Mauer gesehen hast, na ja, wir waren im Garten zusammen gewesen, im Schuppen, genauer gesagt, und danach, na ja, da hat er sich irgendwie hinreißen lassen.«
    »Zusammen? Und was habt ihr zusammen gemacht?«
    Fran suchte verzweifelt nach einer Redewendung, die dem alten Mann vertraut sein könnte. Das einzige, was ihr einfiel, war »schmusen«.
    »Schmusen?«, wiederholte er. Dann warf er plötzlich den Kopf zurück und fing an zu lachen. »›Schmusen‹ nennst du das? Zu meiner Zeit behielten wir zum Schmusen die Sachen an, besonders mitten im Winter! Nein, meine Liebe, ich glaube, was du meinst, ist wenigstens knutschen, wenn nicht sogar
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