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Der Schrei des Eisvogels

Der Schrei des Eisvogels

Titel: Der Schrei des Eisvogels
Autoren: Reginald Hill
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kopulieren, hey?«
    Fran lief tief aprikosenfarben an und sagte: »Ich werde ihn heiraten, Gronk.«
    »Natürlich wirst du das. Du bist wie deine Großmutter, meine Schwester Frances. Ist getürmt und hat den Pfarrer geheiratet, während ich durch halb Neuseeland Schafe getrieben hab. Als ich zurückkam, war sie schon weg. Hab sie nie wiedergesehen. Leider. Sie hätte mir vielleicht gesagt, dass die kleine Agnes schwanger war. Das hab ich nämlich nie erfahren. Ich dachte, sie hätten mich nur weggeschickt, weil sie nicht das war, was sie als angemessen betrachteten. Schrecklicher Mann, mein Vater. Die meisten Guillemards eigentlich. Vielleicht hältst du mich auch für einen schrecklichen Menschen?«
    »Nein«, sagte sie lächelnd, »das habe ich nie.«
    »Gut. Ich verrate dir was. Weißt du, wo Agnes und ich das erste Mal geschmust haben? Genau wie ihr im Gartenschuppen. Was sagst du dazu?«
    »Das finde ich großartig.«
    »Ja, wirklich? Großartig, hey? Also, ich rede nachher mit dem Schwerenöter. Alles zu seiner Zeit. Sobald du mich hier ordentlich verschnürt hast, machst du dich auf und holst deine große Fidel runter, ja?«
    »Aber ich dachte, die Ballade würde heute ausfallen?«, sagte Fran.
    »Die Situation hat sich geändert, oder?«, sagte er. »Außerdem sind bestimmt ’ne Menge Leute da draußen, die meinen, es gäb diesmal nur Kuchen und keine Ballade. Wolln doch nicht, dass sie enttäuscht nach Hause gehen, oder?«
    Und er zwinkerte ihr zu.
    Fran brauchte ein, zwei Sekunden, bis sie verstand, was er sagen wollte. Doch ganz sicher war sie sich nicht. Ihr war nie der gelangweilte glasige Blick der meisten Zuhörer entgangen, und sie war stets besorgt gewesen, dass es der Squire eines Tages merken und sich gekränkt fühlen könnte.
    »Ich bin sicher, dass es den meisten gefällt …«
    »Großer Gott, ich hoffe nicht! Nachdem ich von ihnen all die Jahre bei Festen, Vorführungen, Konzerten und Versammlungen immer dieselbe Leier gehört habe, will ich doch hoffen, dass ich nicht meine alten Tage damit vergeude, sie gut zu unterhalten!«
    Sie fing an zu lachen, der Squire ebenfalls, und nach einer Weile kam, von ihrer Heiterkeit ermutigt, Harry Bendish schüchtern lächelnd zur Tür herein.
     
    Kee Scudamore lächelte Larry Lillingstone schüchtern an und sagte: »Es ist wahrscheinlich besser so, Larry.«
    Das war, wie sie sofort merkte, eine mehr als doppeldeutige Bemerkung. Es konnte heißen, einem eingeschworenen Zölibatär sei das Objekt seiner Begierde durch Heirat entzogen worden. Oder auch, angesichts der besonderen Anforderungen, die Caddy an einen Ehemann stellen würde, sei es wohl besser, dass jemand anders bei ihr gelandet war. Natürlich hatte sie eigentlich sagen wollen, es sei besser, dass ihre Schwester nunmehr auf so angenehme Weise außer Reichweite war und sie selbst für ihre eigene Attacke freie Bahn hatte.
    »Tröste nie einen professionellen Tröster, Kee«, sagte er. »Er hat das Spiel zu oft gespielt, um nicht sämtliche Finessen zu durchschauen.«
    Kee betrachtete ihn liebevoll und dachte nur, wie gut ihm die Verzweiflung stand. Natürlich hatte er recht – er kannte die Spielkarten des Trostes ebensogut wie sie: die Bedürfnisse der Überlebenden, die Zeit, die Wunden heilt. Irgendwann würde auch er sich entsinnen, dass dies keine Zweien und Dreien waren, sondern mächtige Trümpfe. Sie wollte ihn mit Leib und Seele. Ersterer war immer noch auf Caddy fixiert, letztere auf Gott. Kein Problem, dachte sie. Sie wusste, dass es bei jedem Menschen unterschiedlich lange dauerte, bis er von seiner unbezähmbaren Leidenschaft geheilt war und eine ewige Zuneigung jemandem anderen schenken konnte, doch ob früher oder später, sie hatte die Geduld zu warten.
    »Wenigstens kannst du, solange die Sache mit dem Pfarrhaus und der Schule nicht geklärt ist, nicht daran denken, Enscombe zu verlassen.«
    »Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich Enscombe nie verlassen werde.«
    »Das wäre schön«, antwortete sie leichthin. »Wir würden uns alle freuen, wenn du hier bleibst. Dann könntest du nicht nur deine Gemeindegeschichte zu Ende schreiben, sondern dich selber darin verewigen.«
    »Apropos Geschichte, ich glaube, da kommt sie«, sagte Lillingstone.
    Und er zeigte in Richtung Haus, von wo aus sich in einem Tempo, das vom Alter, von Fops Zähnen und von einem Cello diktiert wurde, das (in den Augen der Enscombier) schreckliche Trio näherte, namentlich der Squire, Harry Bendish und
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