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Der Schrecken aller Geister

Der Schrecken aller Geister

Titel: Der Schrecken aller Geister
Autoren: Wolfgang Ecke
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Bäumen, Blättern, Blüten, Erde, Pflanzen und tausend Dingen, die ihm noch nie an der Nase vorbeigezogen waren.
    Auch Balduin Pfiff erschnupperte ein von seinem Begleiter ausgehendes Düftchen. Und wenn das kein Currygeruch war, dann hieß er nicht Balduin Pfiff, sondern Baldrian Pfeffer!
    Sie durchquerten einen großen Park mit alten hohen Bäumen und standen schließlich vor einem Schlößchen mit vielen Fenstern.
    Im Erdgeschoß war eines davon erleuchtet.
    „Dort wohnt der Schlauch!“ flüsterte Krikri. „Der hat auch einen separaten Eingang.“
    „Aha“, flüsterte Pfiff zurück.
    „Brrrr“, knurrte Pinsel. Er konnte Geflüster nicht ausstehen.
    Die Fensterreihen des ersten und zweiten Stockwerkes waren unbeleuchtet. Erst im dritten Stock gab es Licht hinter drei Fenstern.
    „Sind zweiundsiebzig Stufen!“
    „Die reinste Bergbesteigung!“ murrte Balduin, bückte sich und ließ Pinsel von der Leine.
    „Wau-wau!“ bedankte sich der laut, und es hallte ein bißchen.
    Alle 72 Stufen waren breit, aus Stein und bequem zu erklimmen. Trotzdem fühlte der Detektiv einige Schweißperlen auf der Stirn, als sie ihr Ziel erreicht hatten. Der schmale Krikri dagegen tat, als sei er nur mal eben über eine Pfütze gehüpft.
    „Aber der hat die Treppen ja kaum berührt, so dünn wie er ist. Den hat die warme Luft nach oben schweben lassen“, so dachte Balduin Pfiff, während er sich den Schweiß abtupfte.

    „Da sind Sie ja“, empfing ihn Lolo strahlend und mit viel Stimme. Fast ihr ganzer beachtlicher Umfang wurde von einer weißen Schürze bedeckt, während ihre Locken unter einem weißen Häubchen steckten.
    „Treten Sie ein, Herr Pfiff. Das Essen ist fertig, und der Tisch ist gedeckt!“
    Die brave Lore Massukat hatte an alles gedacht. Nicht nur, daß es ein Curryhühnchen in Soße gab, wie es Balduin Pfiff noch nie gegessen hatte, es gab auch eisgekühlte Buttermilch und für Pinsel eine ganze Schale voll zarter Knorpelknochen vom Kalb. Während des Essens erfuhr der Detektiv auch, daß es in der vergangenen Nacht nicht gespukt hatte.
    „Heiliges Kanonenröhrchen“, sagte er daraufhin, „die Geister werden doch hoffentlich nicht in die Ferien gefahren sein, was?“
    Die beiden Massukats lachten ein bißchen gequält. Auch Pfiff lachte, nur lachte er äußerst gutgelaunt. Denn immerhin mußte er so lange bleiben, bis der „Fall Gespenster“ geklärt war. Und das hieß Wartezeit mit Vollpension. Vollpension wiederum hieß bei Balduin 1. Frühstück, 2. Frühstück, Mittagessen, Kaffeetrinken, Abendmahlzeit und — ein „kleines“ Nachtessen, hehehehe... Und wenn dazu noch das Bett von wattiger Weiche war und sich niemand an seinem Schnarchen störte, dann konnten die Gespenster seinetwegen auf Weltreise gegangen sein...
    Sie plauderten, und Balduin Pfiff erzählte von den Dingen, die Gespenster gern hatten und wogegen sie empfindlich reagieren sollten. Als die Sprache auf den Mottengeruch kam, verschwand Lolo und kehrte wenig später mit einem ganzen Korb voll Mottenkugeln zurück.
    Und sie plauderten weiter...
    Je späteres allerdings wurde, um so wortkarger zeigten sich Lolo und Krikri. Immer öfter sahen sie verstohlen zur Decke...
    Kurz nach 22 Uhr griff der kleine Detektiv zur Mundharmonika und blies leise ein paar Weisen. Sogar Pinsel, der lang ausgestreckt neben dem leeren Napf lag, schien sich an diese Art von Musik gewöhnt zu haben und zwinkerte nur mit dem linken Auge.
    22 Uhr 30.
    Hoppla, hoppla, um ein Haar wäre Balduin das Schüsselchen mit dem Mandelpudding vom Tisch gerutscht. Frau Massukat saß mit gefalteten Händen auf der Couch neben ihrem Mann, Pinsel räkelte sich satt und zufrieden. Sein Schnarchen und Balduins Löffelgeklapper waren die einzigen Geräusche im Zimmer.
    „Komisch“, dachte der kleine Detektiv, während es ihm schmeckte wie beim letzten Mal, „an so eine Stille muß man sich erst gewöhnen.“ Kein Glockenschlagen, kein Straßenbahngekreisch, kein Autobremsen und nicht mal ein Von-Fenster-zu-Fenster-Rufen drangen durch die etwas geöffneten Fenster.
    22 Uhr 44.
    Balduin Pfiff fiel ein Reim ein, den er am Nachmittag in jenem Fachbuch über das Gespensterunwesen gelesen hatte. Laut und mit geheimnisvoller Betonung zitierte er:

    „Ein guter Geist spukt seine Runde,
    nie anders als zur Geisterstunde.
    Sogenannte Geistertäter,
    spuken früher oder später.“

    „Was soll das heißen?“ wollte Krikri, der Faden, wissen.
    „Das soll heißen“, erklärte der
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