Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schoepfer

Der Schoepfer

Titel: Der Schoepfer
Autoren: Dean Koontz
Vom Netzwerk:
über die Edelstahloberfläche. Sie war fettig.
    Erskine Potter war der Überzeugung, der Herd sollte nach jedem Gebrauch gesäubert werden, nicht nur ein- oder zweimal in der Woche. Werkzeuge, Geräte und Maschinen funktionierten besser und hielten länger, wenn man sie sauber hielt und sie entsprechend pflegte.
    Im Spülbecken fand er Geschirr, das auf den Abwasch wartete: Teller, Schalen, Besteck, das in Trinkgläsern stand. Wenigstens schien alles vorgespült zu sein.
    Er schreckte davor zurück, in den Kühlschrank zu schauen, da er sich Sorgen machte, das, was er vorfinden würde, könnte ihn in Wut versetzen. Wenn er in Wut geriet, würde das seiner Konzentration und seiner Effizienz Abbruch tun.
    Konzentration und Effizienz waren wichtige Prinzipien. Es gab nur wenige Menschen auf der Welt, die konzentriert und effizient waren. Zum Wohle des Planeten mussten die Unkonzentrierten und die Ineffizienten getötet werden.
    Als Bürgermeister von Rainbow Falls, Montana, würde er nie in einer Position sein, die ihm genügend Macht verlieh, um Millionen von Menschen auszurotten, aber er würde seinen Teil dazu beitragen. Unabhängig von der Bandbreite seiner Vollmachten und der Größenordnung seines Aufgabenbereichs war jedes Mitglied der Gemeinschaft so wertvoll wie jedes andere.
    Absolute Gleichheit war ein wichtiges Prinzip.
    Aufgeschlossenheit gegenüber kühler Vernunft und Ablehnung von Sentimentalität waren zwei weitere wichtige Prinzipien.
    Unermüdliche Zusammenarbeit mit anderen in der Gemeinschaft war ebenfalls ein wichtiges Prinzip, ebenso die Geheimhaltung ihrer Existenz vor gewöhnlichen Männern und Frauen.
    Es gab noch andere wichtige Prinzipien, aber keines war wichtiger als eines der anderen. Wenn es keine Wertehierarchie gab, fiel es sehr leicht, Entscheidungen zu treffen. Wenn er vor einem Problem stand oder sich in einer schwierigen Situation wiederfand, tat Erskine Potter – wie jedes andere Mitglied der Gemeinschaft – einfach das, was am effizientesten war, ergriff die direktesten Maßnahmen und war zuversichtlich, das Richtige getan zu haben.
    Die einzige Moral war die Effizienz. Die einzige Unmoral war die Ineffizienz.
    Bürgermeister Potter stellte seine Selbstbeherrschung auf die Probe und riskierte einen Wutausbruch. Er öffnete die Kühlschranktür. Was für ein heilloses Durcheinander.
    Gläser mit Oliven und sauren Gurken standen im selben Türeinsatz wie eine Dosierflasche mit Schokoladensirup. Kapern, Senf, Ketchup und mexikanische Soße, die logischerweise bei den Oliven und den Gurken stehen sollten, standen stattdessen im selben Türeinsatz wie eine Dose Sprühsahne und ein Glas Maraschino-Kirschen, die doch ganz offensichtlich zum Schokoladensirup gehörten. Die Lebensmittel auf den eigentlichen Ablagen wurden in einem unsäglichen Durcheinander aufbewahrt.
    Ein entsetztes Zischen drang durch Potters zusammengebissene Zähne. Trotz seines Missfallens und seiner Empörung würde er es sich nicht erlauben, in Wut zu geraten.
    Da er entschlossen war, die dringlichste Aufgabe forsch in Angriff zu nehmen, schloss er die Kühlschranktür.
    Schwach wahrnehmbare Schritte erklangen aus dem Raum über ihm. Potter hörte, dass jemand die Treppe hinunterkam.
    Im Flur zur Küche wurde es hell. Eine Deckenlampe aus Kristallglas warf geometrische Lichtmuster auf die Wände und den Boden, als bekäme die Realität Sprünge.
    Erskine Potter floh nicht. Er versteckte sich nicht. Er blieb am Kühlschrank stehen und wartete.
    Eine Silhouette erschien in der Tür. Plötzlich durchflutete kaltes Licht von den Neonröhren an der Decke die Küche.
    Mit einem Schlafanzug und Pantoffeln bekleidet, kam der derzeitige Bürgermeister von Rainbow Falls, Montana, in den Raum, offenbar auf der Suche nach einem spätnächtlichen Snack. Er war knapp einen Meter achtzig groß, wog achtzig Kilo, war zweiundfünfzig Jahre alt und hatte braunes Haar und ein freundliches rundes Gesicht. Er war der Sohn von Loretta und Gavin Potter und hieß Erskine.
    Der derzeitige Bürgermeister Potter blieb fassungslos stehen und sah sein Duplikat ungläubig an.
    Der zukünftige Bürgermeister Potter sagte: »Erskine. Mein geliebter Bruder, ich habe dich mein halbes Leben lang gesucht.«
    Das war eine Lüge. Loretta und Gavin Potter waren nicht die Eltern des Eindringlings. Er war auch nie geboren worden. Stattdessen hatte er binnen weniger Monate sein reifes Alter erlangt und war programmiert und ausgeworfen worden.
    Er gab
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher