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Der Schoepfer

Der Schoepfer

Titel: Der Schoepfer
Autoren: Dean Koontz
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die nur Kugeln abfeuerten, keine Schrotmunition mit breiter Streuung. Diese Waffen waren in New Orleans am Ende ausschlaggebend gewesen und würden wahrscheinlich auch hier den Unterschied zwischen Sterben und Weiterleben ausmachen. Der Rückstoß war das Maximum dessen, was Carson verkraften konnte; trotzdem legte sie diese Waffe nicht an, sondern schoss lieber aus der Hüfte, damit sie nicht befürchten musste, sich die Schulter auszurenken. Sie luden die Snipers und legten sie auf das Bett und daneben Schachteln mit Ersatzpatronen.
    Die fünfjährige Chrissy Benedetto saß in einem Lehnstuhl, in dem sie winzig aussah, und trank Traubensaft, den Michael ihr aus dem Verkaufsautomaten des Motels gezogen hatte. Sie hatte nicht gesehen, wie Carson die Nicht-Mommy getötet hatte, und trotz ihrer fiesen Teddybär-Erfahrung schienen die jüngsten Ereignisse sie nur wenig beunruhigt zu haben.
    »Wann wird meine echte Mommy kommen und mich holen?«, fragte sie, als Carson und Michael die Waffen bereitlegten.
    »Bald«, sagte Carson, weil sie keine Ahnung hatte, wie man einem so kleinen Mädchen sagen konnte, seine Mutter sei für immer fort. Bei der Vorstellung, der Kleinen das beizubringen, schnürte sich ihre Kehle zu, und auch ihre Lunge schien sich zu verengen, sodass sie nicht tief Atem holen konnte.
    Das Mädchen sagte: »Sie wird sehr böse auf die dumme Frau sein, die so tut, als sei sie meine Mommy.«
    »Ja, ganz bestimmt«, sagte Michael. »Und mit vollem Recht.«
    »Woher kam diese dumme Mommy überhaupt, die nur so getan hat?«, fragte Chrissy.
    »Wir werden es herausfinden«, sagte Michael, »und wir werden sie dorthin zurückschicken und sie einsperren, damit sie nie wieder hierherkommen kann.«
    »Das ist gut«, sagte Chrissy. »Der Traubensaft schmeckt gut.«
    »Den habe ich selbst gemacht«, sagte Michael.
    »Nein, das hast du nicht getan.«
    »Zeig mir die Flasche.«
    Das Mädchen hielt die Flasche so, dass er das Etikett sehen konnte.
    »Du hast recht«, sagte er. »Die da hat Carson gemacht. Das ist eine von deinen Traubensaftflaschen, Carson.«
    Carson sagte nichts, da sie befürchtete, ihre Stimme würde brechen. Sie konnte nicht aufhören, an die echte Denise Benedetto mit der silbernen Scheibe an der Schläfe zu denken, unter der das Blut heraussickerte. Und dann war auch noch aus ihrer Nase Blut gekommen. Ich bin nicht ich. Sagen Sie es meinem Baby.
    »Wer seid ihr überhaupt?«, fragte Chrissy.
    »Wir sind Freunde von deiner Mommy. Sie hat uns geschickt, damit wir dich holen.«
    »Wo ist sie?«
    »Sie ist in der Stadt und kauft dir neue Teddybären.«
    »In welcher Stadt?«
    »In der großen Stadt«, sagte Michael. »In der größten von den großen Städten, wo sie die größte Auswahl an Teddybären haben.«
    »Wow«, sagte Chrissy. »Ich wünschte, sie wäre hier.«
    »Sie wird bald wieder hier sein«, sagte Michael.
    Carson sagte: »Ich brauche frische Luft. Ich bin gleich wieder da.«
    Sie verließ das Motelzimmer, lief ein paar Schritte auf dem Weg, lehnte sich mit dem Rücken an die Mauer des Motels und weinte leise.
    Nach ein oder zwei Minuten legte sich eine Hand auf ihre Schulter und drückte sie behutsam, und sie glaubte, Michael sei gekommen, um sie zu trösten, doch es war Deucalion.
    Er sagte: »Das kenne ich nicht an dir.«
    »Wir haben jetzt ein kleines Mädchen bei uns. Ich bin ziemlich sicher, dass sie eine Waise ist. Sie wird nicht die Einzige in dieser Stadt sein.«
    »Was hat dich milder werden lassen?«
    »Scout.«
    »Das war wohl anzunehmen.«
    »Mach dir keine Sorgen. Ich habe mich trotzdem noch in der Hand.«
    »Daran habe ich nicht den geringsten Zweifel.«
    »Aber was werden wir mit ihr anfangen? Ich meine, mit der kleinen Chrissy? Bei uns ist sie nicht sicher.«
    »Ich werde sie zu Erika bringen.«
    »Erika und … Jocko?«
    Er lächelte. »Welches Kind wäre nicht begeistert von Jocko – vorausgesetzt, er trägt einen Hut mit Glöckchen, wenn es ihm zum ersten Mal begegnet?«
    »In Ordnung. Lass mich dir von ihrer Mutter erzählen. Bevor das alles vorbei ist, wird es noch schlimmer werden als in New Orleans.«
    »Es ist bereits schlimmer«, sagte Deucalion. »Ich habe dir auch ein paar Dinge zu erzählen.«
    Jocko gelangte auf dem Weg über die Satellitenschüssel auf dem Dach ins Internet. Sowie er online war, legte er einen Backloop durch das Fernsprechamt von Denver-Mitte hin. Es folgte ein Sideloop von Denver nach Seattle. Von Seattle nach Chicago. Er verbarg, von
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