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Der Schock: Psychothriller (German Edition)

Der Schock: Psychothriller (German Edition)

Titel: Der Schock: Psychothriller (German Edition)
Autoren: Marc Raabe
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er. Es kam ihm vor, als sagte das jemand anders, nicht er.
    Die Augen des Weicheis waren nass. Er beugte sich hinab, legte all sein Gewicht auf die linke Hand und drückte. Fjodor biss unwillkürlich die Zähne zusammen und wollte plötzlich die Augen schließen. Froggy klopfte an! Aber er ließ ihn nicht herein.
    Laura würgte und spuckte noch zweimal.
    Das Weichei drückte und zitterte. Sein Gesicht war voller Ruß, Schweiß und Tränen.
    Dann war es still.
    Fjodor blinzelte. Hörte seinen eigenen Atem. Rasselnd. Kraftlos. »Jetzt den Kanister mit dem großen H drauf«, sagte er matt.
    Der Mund des Weicheis war ein Strich. Fjodor versuchte in seinem Gesicht zu lesen, aber seinen Augen entglitt immer wieder die Schärfe, wie bei einer kaputten Kamera. Er hörte, wie der Härter in die Wanne lief. Der scharfe Geruch der Chemikalie war überwältigend.
    Friedenstiftend.
    Plötzlich hörte er ein Geräusch – eine Art Schleifen. Ein Geräusch, das ganz und gar nicht hier hingehörte. Fjodors Blick ging zur Tür. Der Anblick ließ ihn erstarren.

Kapitel 55
    Berlin, 22. Oktober, 04:01 Uhr
    Jan stockte der Atem. Ava Bjely robbte keuchend durch die Tür, schob sich nur mit der Kraft ihrer Arme vorwärts. Sie stoppte abrupt, als sie Fjodor sah, die schwarze Bemalung in seinem Gesicht, die Wunde und den Revolver in seiner Hand. »Wo ist Laura?«
    Fjodor sah sie an wie eine Erscheinung.
    Jan betete, dass Ava Bjely nicht in der Lage sein würde, über den Rand der Wanne zu sehen.
    »Wo – ist – Laura?«, wiederholte Ava Bjely.
    Fjodors Lippen waren blassblau und bebten. »Frag ihn«, sagte er und wies auf Jan.
    »Und?«
    Jans Knie gaben nach. Für einen Moment musste er sich am Wannenrand abstützen. Sein Kopf war heiß wie bei einem Fieberschub, seine Gedanken wirr und sprunghaft. Was sollte er sagen? Die Wahrheit? Lügen?
    »Wo ist sie, zum Teufel?«, fauchte Ava Bjely.
    »Sie ist … da drin.« Jan deutete mit dem Kopf auf die Wanne.
    »Da drin? Heißt das etwa, sie ist …«
    Jan nickte, sah beiseite.
    Ava Bjely schien in sich zusammenzusinken. Kein Laut war zu hören. »Ich will sie sehen.«
    Alles, nur das nicht! Jan schloss die Augen. »Tun Sie sich das nicht an, bitte.«
    »Sie beschissener Versager«, zischte Ava Bjely. »Ich will sie sehen, also helfen Sie mir gefälligst.«
    Jan schüttelte den Kopf.
    »Hilf ihr«, sagte Fjodor.
    Ava Bjelys Kopf flog zu ihm herum. »Ich brauch deine Unterstützung nicht, du krankes Schwein.«
    Fjodor ignorierte sie und hob den Revolver. »HILF IHR!«
    Jan sah in die Wanne. Sein Herz zog sich zusammen. Wie in Trance ging er zu Ava Bjely und hob sie hoch. Er fürchtete sich vor nichts so sehr wie vor dem, was jetzt kam. Nur ein falsches Wort würde reichen.
    »Da ist nichts«, sagte Ava Bjely.
    Drei falsche Wörter.
    Totenstille.
    »Nichts außer einer Wanne mit irgendeinem stinkenden Zeug drin.«
    Jans Herz hämmerte in der Brust.
    Fjodor brauchte einen Moment, bis ihn die Worte erreichten. »Was?«
    »Da ist nichts. Sagt mir sofort, wo Laura –« Ava Bjely verstummte abrupt. Erst jetzt hatte sie begriffen.
    Fjodor stieß einen animalischen Laut aus. Sein Finger krümmte sich um den Abzug.
    »Nein!« Ava Bjely riss ihre Arme hoch und warf sich zur Seite, Jan taumelte in einer halben Drehung hinterher. Ein Aufblitzen in der schwarzen Mündung. Der Schuss krachte, ein Zucken durchlief Ava Bjely, und im selben Augenblick hatte Jan das Gefühl, ein Metallrohr in die Seite gerammt zu bekommen. Er schnappte nach Luft, ließ Ava Bjely fallen, stolperte über ihren Körper hinweg und stürzte sich auf Fjodor. Ein zweiter Schuss, und Jan spürte einen tauben Schlag am Bein. Fjodor brüllte vor Schmerzen, als Jan auf ihn fiel. Er bekam Fjodors rechten Arm zu fassen, drückte die Waffe beiseite, packte mit der anderen Hand seine Kehle und drückte.
    Fjodor röchelte. Sein Kehlkopf pumpte, und seine Augen traten aus den Höhlen. In der Iris war keine Spur von Rot, nur ein seltsam durchsichtiger wässriger Ton. Jans Schatten fiel auf Fjodors Gesicht. Unter den schwarzen Ornamenten lief die Haut blau an. Fjodor wand den Hals, die Sehnen waren zum Zerreißen gespannt. Schwarze Farbe blieb an Jans Hand haften, seine Muskeln brannten. Fjodor bäumte sich noch einmal auf, befreite mit einem gewaltigen Ruck den Arm mit der Waffe und richtete den Lauf auf Jans Kopf.
    Jans Finger um Fjodors Hals lockerten sich. Mit einem tiefen Röcheln sog Fjodor Luft ein. Die Smith&Wesson bebte. Jan sah den
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