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Der Schneekönig

Der Schneekönig

Titel: Der Schneekönig
Autoren: Astrid Martini
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Leidenschaft über ihm zusammen, als sie ihre Schenkel um seine Lenden schlang und ihn tief in sich aufnahm. Und während er in einem teuflischen Liebestaumel versank, setzte sich der Schimmel in Bewegung. Er zog den Schlitten zweimal um den Marktplatz herum, beschleunigte und bald war nur noch ein weißer Nebel zu sehen, der die Schneekönigin und das Opfer ihrer Begierde mit sich forttrug.
    Es ging rascher und rascher, hinein in die nächste Straße, schließlich empor in die Lüfte über Hügel und Wälder, weit hinfort zu einem starr ruhenden See.
    Der Schlitten setzte zur Landung an, der Schnee knisterte. Eisgraue, schreiende Krähen flogen über ihnen hinweg. Hoch oben schienen zwei Silbermonde so sanft und klar, schickten ihre Strahlen hinab und leiteten sie zur Kristallbrücke, die geradewegs ins Reich der Schneekönigin führte.
    Die Schneeflocken setzten sich ins Haar, auf die Wimpern und Wangen. Simon barg sein Gesicht im duftigen Tal zwischen ihren weichen Brüsten. Liebesfunken entfachten ein heißes Feuer in ihm, flogen auf ihn zu und lullten ihn ein wie schwerer Rotwein, der langsam durch die Blutbahn kroch und trotz der Eiseskälte für ein wohlig warmes Gefühl sorgte.
    „Friert es dich?“, flüsterte sie, und küsste ihn ins Haar. Doch er spürte nichts von der Kälte ringsumher, während seine Hände unermüdlich über ihren Körper glitten und seine Hüften zwischen ihren bebenden Schenkeln vor- und zurückschnellten.
    Alles in ihm verzehrte sich nach ihr, bekam nicht genug, wurde und wurde nicht satt.
    Sein Atem ging unregelmäßig. Kleine Seufzer der Erregung verließen seine Lippen, verwandelten sich in lustvolles Stöhnen und liebestolles Raunen.
    Wie trunken warf er den Kopf in den Nacken, spreizte ihre Beine noch ein Stückchen weiter und wünschte sich nur noch eines: Sie ohne Unterlass zu berühren, zu lieben und bis zum Anschlag auszufüllen. Sämtliche seiner Sinne drängten darauf, ständig von ihr zu kosten – sie zu riechen, zu schmecken und zu fühlen.
    Sie flüsterte seinen Namen, bog sich unter ihm. Ihre Nägel gruben sich in seinen Rücken. Und während sie sich in voller Harmonie seinem Rhythmus anpasste, brach sie in triumphierendes Gelächter mit wildem Blick und kalt blitzenden Augen aus.
    Weit draußen hinter dem siebten Hügel war das Gras so leuchtend wie Smaragde, und der Himmel so klar wie das reinste Glas. Verborgen hinter kirchturmhohen Eichen, umgeben von Ranken aus wilden, schneeweißen Rosen lebte die Zauberin Walburga in einem windschiefen Haus, umgeben von einem Garten, in dem die wundersamsten Blumen und Pflanzen wuchsen, so bunt wie ein Regenbogen und so geschmeidig, dass sie sich jeder Bewegung eines Vorübergehenden anpassten, ganz so, als ob sie lebten und auf diese Weise in harmonischen Kontakt treten wollten.
    Bunte Vögel, klein, groß, frech und gesprächig flogen im Haus der Zauberin ein und aus, einem Haus aus Mauern, die blank wie Marmor und rot wie Rubine waren. Lange spitze Fenster aus Kristallen, ein Dach aus Muschelschalen, die sich öffnen und schlossen, je nachdem wie der Wind um das Haus fegte.
    Diese Zauberin beschloss Amelie aufzusuchen, denn nur sie kannte den genauen Weg zum Reich der Schneekönigin. Und genau dort wollte Amelie hin.
    Seit ihr Bruder mit der Schneekönigin auf und davon gereist war, hatte sie ein Gefühl in ihrer Brust, als sei ihr etwas herausgerissen worden, und ließ sie in tiefe Trauer versinken.
    Die Sonne ging auf, vertrieb die Dämmerung. Amelie stand reglos am geöffneten Fenster und blickte hinaus, ohne etwas zu sehen. Sie wusste, dass sie ihren Bruder finden musste, um die erbarmungslose Schwere von ihrer Seele zu vertreiben.
    Orangerot und rund tauchte die Sonne hinter dem Wald am Horizont auf. Langsam stieg sie höher, erhellte die Umgebung, und während ihre Strahlen mit dem Blattwerk der Bäume zu spielen begannen, griff Amelie nach ihrem Mantel, dem am Vorabend gepackten Rucksack und schloss das Fenster. Es war noch frisch, und sie hatte sich warm eingepackt, um für das Reich der Schneekönigin gerüstet zu sein. Dicke Strümpfe, ein kuscheliges Oberteil, darüber gleich noch eines, warme, gefütterte Stiefel, ihren langen selbst gestrickten Schal und kunterbunte Handschuhe. Ihr honigblondes Haar hatte sie zu einem Zopf im Nacken zusammengefasst. Mit geröteten Wangen, die grauen Augen entschlossen dreinblickend, machte sie sich auf den Weg.
    Amelie war nicht hübsch im üblichen Sinne, aber ihr
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