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Der Schlüssel zum Tode Kommissar Morry

Der Schlüssel zum Tode Kommissar Morry

Titel: Der Schlüssel zum Tode Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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glaube, daß die Zeitungen morgen früh allerhand zu berichten haben.“
    Er ging hinaus, um rasch und unverzüglich zur Privatwohnung Kommissar Morrys zu fahren. Er war genauso eifrig, wie Inspektor Hester damals in der letzten Nacht kurz vor seinem Tode gewesen war. Auch er fuhr langsam auf die nächste Straßenecke zu. Auch er sah plötzlich einen schwarzen Schatten an der Windschutzscheibe vorüberhuschen. Er glaubte, eine metallisch glänzende Pistole zu sehen.
    In diesem Moment trat er scharf auf die Bremse. Gleichzeitig warf er sich blitzschnell auf den Vordersitz nieder. Es war um keine Sekunde zu früh. Splitternd zerbarst das Glas der Windschutzscheibe. Ein Querschläger surrte pfeifend in das Wageninnere. Wirkungslos schlug er an die Rückwand.
    Chefinspektor Grahan angelte sich rasch das Geschoß vom rückwärtigen Polstersitz. Er drehte es hastig zwischen den Händen. Es war die alte Masche. Kaliber 9 mm, Form plump und bauchig. Die Spitze war abgefeilt. Chefinspektor Grahan riß ungestüm die Tür auf und hastete auf die schlecht beleuchtete Straße hinaus. Er glaubte noch einen flüchtigen Schatten zu gewahren. Aber dann gähnten die Gehsteige leer. Es hatte keinen Sinn, die Verfolgung des fliehenden Mörders aufzunehmen.
    „Weit wird diese Bestie nicht kommen“, murmelte Chefinspektor Grahan zwischen den Zähnen. „Die Entscheidung fällt noch heute Nacht. Das Signal steht endgültig auf Halt.“  
     
    20
     
    Maud Ruby war gedrückt und still in der Blauen Taverne sitzengeblieben. Sie grübelte den Fragen des Chefinspektors nach. Es waren keine frohen Gedanken, mit denen sie sich beschäftigte. Sie hätte sich gefreut, wenn Ralph Condray etwas Zeit für sie gefunden hätte. Sie sehnte sich nach einem tröstenden Wort. Sie hätte gern seine Stimme gehört.
    Aber gerade heute war er sehr stark beschäftigt. Er hatte alle Hände voll zu tun. Er kam zu keiner Atempause, bis endlich die Sperrstunde nahte. Maud Ruby trank ihr Glas leer und zog ihren Mantel an. Dann wartete sie, bis er abgerechnet hatte und an ihre Seite trat. Er war müde. Mit mattem Lächeln verließ er neben ihr das Lokal. Sie gingen so eng nebeneinander her, als wären sie schon ihr ganzes Leben Seite an Seite gewandert. Der eisige Wind machte ihnen nichts aus. Auch die feuchte Kälte störte sie nicht.
    Erst als sie vor dem roten Backsteinhaus standen, spürte Ralph Condray wieder einen dumpfen Druck auf der Brust. Das ging ihm immer so, wenn er den großen Schlüssel ins Schloß führte. Er kam einfach von dem beklemmenden Gedanken nicht los, daß dieser Schlüssel ins Reich des Todes führe. Er hatte die düstere Ahnung, als lauere gerade heute wieder eine tödliche Gefahr in diesem altertümlichen Haus. Auch Maud Ruby wurde ängstlich und schweigsam. Sie ging eng an seiner Seite die Treppe hinauf. Sie öffnete oben die Tür und machte Licht im Wohnzimmer.
    „So!“, sagte sie mit einem befreiten Atemzug. „Ich glaube, heute haben wir nichts Schlimmes mehr zu erwarten. Wir wollen es uns gemütlich machen. Willst du einen heißen Tee haben?“
    „Bitte!“, sagte Ralph Condray erfreut. „Etwas Warmes wird mir gut tun. Aber bleib nicht zu lange weg!“
    Er hörte sie geschäftig in der Küche hantieren. Sie summte sogar ein heiteres Liedchen vor sich hin. Als sie ins Zimmer zurückkehrte, war ihr Gesicht weich und gelöst. In ihren Augen schimmerte ein seltsamer Glanz. Sie deckte den Tisch und setzte sich dann neben ihn auf das Sofa. Sie ließ die Hände still im Schoß liegen, obwohl sie gern etwas anderes getan hätte. Einmal möchte ich ihn in die Arme nehmen, dachte sie in einer heißen Sehnsucht. Einmal möchte ich ihm sagen, was ich für ihn empfinde. Was er wohl darauf erwidern wird?
    „Woran denkst du?“, fragte Ralph Condray in diesem Moment.
    „An mich und meine Vergangenheit“, sagte Maud Ruby versonnen.
    „Wie schade, daß ich so lange in die Irre gegangen bin. Wären wir uns früher begegnet, so hätte mein Leben sicher einen anderen Lauf genommen. Du warst eben zu lange weg. Und ich hatte dich auch in ganz falscher Erinnerung. Ich dachte immer, du wärst von der gleichen Sorte wie Mack und Hope Bolton und all die ändern.“
    Ralph Condray zuckte lächelnd mit den Schultern. Er wollte ihr wieder einmal erklären, daß er nie anders als Ralph Condray geheißen habe. Aber dann ließ er es sein. Sie würde ihm ja doch nicht glauben. Sie hielt ihn nun einmal für James Green und dabei blieb sie.
    „Ich werde
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