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Der Schlüssel zum Tode Kommissar Morry

Der Schlüssel zum Tode Kommissar Morry

Titel: Der Schlüssel zum Tode Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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aufzugeben und sich dem Tod einfach in die Arme fallen zu lassen.
    In diesem Moment äußerster Verzweiflung öffnete sich plötzlich die Tür vor ihr. Sie war gar nicht verschlossen gewesen. Zwei kräftige Arme zogen Maud Ruby in den dunklen Flur hinein. Sie schrie entsetzt auf. Sie wußte überhaupt nicht mehr, was mit ihr geschah. In ihrem Rücken prasselte der dumpfe Einschlag eines Geschosses. Singend bohrte sich ein Querschläger in die Hauswand. Das heisere Echo des bellenden Knalles drang bis in den Flur herein.
    „Da hatten Sie gerade noch einmal Glück“, sagte eine sympathische Männerstimme in diesem Moment zu Maud Ruby. „Um ein Haar hätte der Mörder auch bei Ihnen sein Ziel erreicht. Sie hat er anscheinend besonders in sein Herz geschlossen.“
    „Ach, Sie sind‘s, Kommissar“, sagte Maud Ruby mit einem befreiten Atemzug. „Wie gut, daß Sie hier waren. Ich hätte die Tür nicht mehr aufsperren können. Ich war einfach nicht mehr fähig dazu.“ Sie löste sich verlegen aus den Armen des Kommissars und suchte in ihrer Handtasche nach einer kleinen Stablampe.
    „Wie lange soll das denn noch so weitergehen, Kommissar?“, fragte sie bang „Werden wir denn immer so ruhelos und gequält leben müssen?“
    „Es dauert nicht mehr lange“, sagte Kommissar Morry tröstend.
    „In spätestens drei Tagen wird alles vorüber sein. Darauf kann ich Ihnen mein Wort geben.“
     
    17
     
    Es sah wirklich so aus, als begänne für ein paar Gestalten der Unterwelt der dramatische Untergang. Jedenfalls sahen auch Hope Bolton und Frederick Lawes verdammt düster in die Zukunft. Sie waren nur noch Schatten ihrer selbst. Die Blaue Taverne machte ein schlechtes Geschäft mit ihnen. Sie gaben bei dem Kellner keine Bestellung auf. Sie wollten weder etwas zu essen noch zu trinken haben.
    „Worauf warten wir eigentlich noch!“, fragte Frederick Lawes mit unsteten Blicken. „Warum sitzen wir immer noch hier herum? Habe meine ganzen Ersparnisse in der Tasche. Von mir aus können wir noch heute nacht abreisen.“
    „Meine Taschen sind leer“, murmelte Hope Bolton verdrossen.
    „Mit ein paar Schillingen kann man keine Weltreise machen. Ich warte noch auf eine günstige Gelegenheit. Vielleicht kann ich eine Abfindung herausschinden.“
    „Von wem?“, fragte jemand an seiner Seite in spöttischem Ton. Es war Kommissar Morry, der völlig unbemerkt an den Tisch getreten war.
    „Von wem wollen Sie eine Abfindung herausschinden? Etwa von dem bedauernswerten Opfer, das Sie seit Monaten schamlos erpreßten?“
    Hope Bolton brauchte einige Sekunden, bis er den jähen Schreck überwand. Seine Hände glitten fahrig über die Tischplatte. In seinem Gesicht zuckte und arbeitete es unaufhörlich. „Sie müssen mich falsch verstanden haben, Kommissar“, ächzte er schließlich. „Ich redete weder von einer Erpressung noch von einem Opfer. Das Geschäft, das ich meine, ist vollkommen reell.“
    Kommissar Morry setzte sich an den Tisch und blickte lächelnd in die verstörten Gesichter. „Wo ist Alban Vock?“, fragte er plötzlich wie aus der Pistole geschossen.
    Hope Bolton und Frederick Lawes wechselten einen unruhigen Blick. Keiner wußte eine vernünftige Antwort zu finden. Scheu wichen sie den forschenden Blicken des Kommissars aus. Sie stierten stumpfsinnig ins Leere.
    „Wo ist Alban Vock?“, fragte Morry zum zweiten Mal.
    „Wir wissen es nicht, Kommissar“, murmelte Hope Bolton mit dünner Stimme. „Er ist seit ein paar Tagen spurlos verschwunden. Anscheinend hatte er diese ewigen Morde satt. Wir müssen ja alle befürchten, daß wir eines Tages von einem unbekannten Teufel ins Jenseits befördert werden.“
    „Darüber ließe sich manches sagen“, murmelte Morry zerstreut.
    „Sie hätten nur rechtzeitig mit Ihren Erpressungen aufzuhören brauchen. Jetzt wird es zu spät sein. Ihre Uhr ist so ziemlich abgelaufen.“
    „Wie meinen Sie das, Sir?“, fragte Frederick Lawes zitternd und schob ruhelos seinen Buckel hin und her.
    „Sie wissen es ganz genau“, sagte Morry wortkarg. „Ich gebe Ihnen bis morgen Abend Zeit. Wenn Sie dann noch immer nicht wissen, was aus Alban Vock geworden ist, werde ich kurzen Prozeß mit Ihnen machen. Im Gefängnis Pentonville ist bereits eine Zelle für Sie reserviert.“
    Noch ehe Hope Bolton und Frederick Lawes in ihrer Bestürzung eine Erwiderung fanden, hatte sich der Kommissar bereits entfernt. Sie sahen ihn straff und aufrecht durch den Windfang gehen. Kurz nachher
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