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Der Schlüssel zum Tode Kommissar Morry

Der Schlüssel zum Tode Kommissar Morry

Titel: Der Schlüssel zum Tode Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Sonnen. Es waren erbsengroße Steine dabei. Diamanten von mindestens zwanzig Karat.
    „Das ist die Wucht“, grinste Hope Bolton in bester Stimmung.
    „So etwas habe ich noch nicht einmal im Traum gesehen. Damit werden wir weit kommen, Frederick! Bis ans Ende der Welt, wenn es sein muß.“
    Hartherzig überhörten sie das brüchige Gejammer des alten Trödlers. Sie stießen ihn grob zur Seite und traten den Rückweg an. Vorsichtshalber verrammelten sie von außen noch die Haustür. Der kurze Vorsprung würde ihnen ausreichen. Sie liefen die düstere Straße hinunter, gingen eine kurze Strecke am Union Canal entlang und hielten dann auf die Hoxton Brücke zu. Bisher war alles glatt gegangen. Sie konnten sich getrost als steinreiche Leute fühlen. Die Zukunft lag plötzlich wieder hell und rosig vor ihnen.
    „Der Bursche wird mächtigen Krach schlagen“, brummte Hope Bolton atemlos vom raschen Laufen. „Er wird Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um die Diamanten wieder zu ergattern. Wahrscheinlich alarmiert er alle Polizeireviere von Hoxton. Die Cops werden scharfe Jagd auf uns machen. Wir können nicht in einen Londoner Bahnhof gehen. Wir müssen von einem kleinen Vorort abreisen.“
    „Was schadet das?“, meinte Frederick Lawes optimistisch. „Auf zwei Stunden Fußmarsch soll es mir nicht ankommen. Los, wir machen uns sofort auf den Weg.“
    „Dummkopf!“, zischte Hope Bolton verächtlich. „Wie willst du denn über die Grenze kommen, he? Wir müssen erst noch einmal in meine Bude zurück. Ich habe da ein paar tadellose falsche Pässe liegen. Der kurze Umweg kostet uns nicht viel Zeit. Komm!“
    Sie schlichen an der Blauen Taverne vorüber und schritten durch mehrere dunkle Hinterhöfe. Zehn Minuten später hatten sie die Behausung Hope Boltons erreicht.
    Es war ein umgebauter Pferdestall, der dürftig und mit brüchigen Mauern in die Nacht grinste.
    „Warte hier auf mich. Ich bin gleich wieder da. Es wird keine fünf Minuten dauern.“
    Ohne sich weiter um Frederick Lawes zu kümmern, stieg Hope Bolton hastig die Stufen zu seiner Wohnung hinauf. Er war entschlossen, es ganz kurz zu machen. Gepäck brauchten sie nicht. Sie konnten sich unterwegs einkleiden wie die Fürsten. Alles, was sie nötig hatten, waren die beiden Pässe. Er öffnete einen Schrank, hob die Bodenleisten ab und kramte ein paar verstaubte Papiere hervor. Mit vergnügtem Grinsen musterte er die falschen Pässe. Die Photos waren gelb und verblichen. Kein Mensch konnte erraten, wen diese Aufnahmen wirklich darstellten.  
    „Geht in Ordnung“, brummte Hope Bolton zufrieden. „Dies ist die Nacht meines Lebens.“
    Es war jedoch die Nacht seines Todes. Während er noch die Pässe durchblätterte, hörte er plötzlich ein knarrendes Geräusch an der Tür. Er fuhr ruckartig herum. Mit verstörten Augen starrte er auf das schwarze Viereck. Er sah eine Pistole auf sich gerichtet. Jede Sekunde konnte eine abgefeilte Patrone sein Leben beenden. Aber Hope Bolton nahm die Situation nicht einmal so ernst. Er lachte sogar. Grinsend trat er ein paar Schritte auf die Tür zu.
    „Spielen Sie doch kein Theater“, murmelte er gutmütig. „Denke, wir haben uns immer blendend verstanden. Sie haben gezahlt, und wir haben geschwiegen. War ein sauberes Geschäft. Oder nicht?“ Er sollte die Antwort auf seine Frage nie mehr erfahren. Ein trockener Knall zerriß die Stille. Stechend fuhr eine lodernde Flamme auf Hope Bolton zu. Er spürte ein rasendes Feuer in seiner Brust, das seinen ganzen Körper verzehrte und sein Blut zum Sieden brachte.
    Sein Herz krampfte sich zusammen. Es verschwendete seine letzte Kraft in ein paar dünnen Schlägen. Dann stand es still .  
     
    18
     
    Frederick Lawes war inzwischen unruhig auf der Straße hin- und hergewandert. Es dauerte ihm alles viel zu lange. Nervös zählte er die Minuten. Unablässig schielte er auf seine Armbanduhr. Als zehn Minuten verstrichen waren, ohne daß sich in dem grauen Hinterhof etwas rührte, wurde er allmählich ängstlich. Er trat von einem Fuß auf den anderen. Heiß brannte der Boden unter seinen Sohlen. Wo bleibt er denn nur, dachte er verzweifelt. Sollte er mich im Stich gelassen haben? Er hat den Lederbeutel in der Tasche. Ich bin auf ihn angewiesen. Allein kann ich doch niemals ins Ausland türmen.
    Er gab noch fünf Minuten zu, dann war seine Geduld restlos aufgebraucht. Verstört schlich er in den Hinterhof hinein. Er sah die Tür des umgebauten Pferdestalles offen stehen. Es
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