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Der Schlüssel zum Tode Kommissar Morry

Der Schlüssel zum Tode Kommissar Morry

Titel: Der Schlüssel zum Tode Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Schätze sammeln. Sie haben das Zeug geklaut, wie? Wir werden sehen. Kommen Sie morgen zum Yard!“
    Den erregten Wortwechsel wollte Frederick Lawes benützen, um rasch und unauffällig zu entwischen. Aber auch dieser letzte Streich mißglückte. Ein riesengroßer Konstabler faßte ihn hart am Kragen.
    „Sie bleiben hier, Freundchen“, knurrte er spöttisch. „Glaube, wir haben noch eine ganze Menge miteinander zu reden.“
    Das Märchen war zu Ende. Frederick Lawes mußte sich damit abfinden, daß seine goldenen Träume in ein graues Nichts zerrannen. Man schaffte ihn in einen Polizeiwagen und brachte ihn noch in der gleichen Nacht nach Pentonville.
     
    19
     
    Für diesen Freitagabend hatte Chefinspektor Grahan vom Sittendezernat eine große Razzia für den gesamten Londoner Osten befohlen. Er leitete persönlich den Einsatz. Er dirigierte seine Beamten von Lokal zu Lokal. Zuletzt kam Moncktons Kellerbar an die Reihe. Chefinspektor Grahan stellte sich an den Eingang des Gewölbes und behielt das dämmrige Lokal scharf im Auge. Er sah, wie seine Konstabler pflichteifrig die Zuhälter, die Schlepper und Freudenmädchen kontrollierten. Es lief alles ohne Lärm und ohne großes Aufsehen ab.
    Die Freudenmädchen mußten ihre Gesundheitspässe zeigen, die Zuhälter ihre Papiere. Drei leichtgeschürzte Frauenzimmer wurden festgenommen. Auch zwei Schlepper zappelten im Netz. Chefinspektor Grahan blickte etwas gelangweilt auf das Treiben. Er hatte diese Razzien schon zu oft erlebt, um noch besonderes Interesse dafür zu haben. Während er so vor sich hindöste, blickte er zerstreut auf Sandra Bourdon, die mit spöttischem Lächeln in ihrer Ecke saß. Früher war sie nicht so allein gewesen. Da hatte immer Lissy Black an ihrer Seite gesessen. Zwischen ihnen zwei reiche Lebemänner und daneben . . .
    Im Hirn Chefinspektor Grahans zündete plötzlich der entscheidende Funke. Nun auf einmal wußte er, hinter welchem Namen sie seit Monaten herjagten. Es war ein Name, der auf keiner der beiden Listen gestanden hatte. Er war schon halb vergessen gewesen. Aber nun stand er wieder ganz klar und deutlich vor Chefinspektor Grahan.
    „Machen Sie hier allein weiter, Brown“, sagte er zum dienstältesten Wachtmeister. „Ich habe dringend etwas anderes zu erledigen. Melden Sie mir später den Abschluß der Razzia.“
    Er hielt sich keine Minute länger in dem schummerigen Gewölbe auf. Er lief schnaufend die steile Treppe empor, warf sich in seinen Dienstwagen und fuhr nach Islington zum Lofting Oval. Vor dem roten Backsteinhaus, in dem Maud Ruby ihre Wohnung hatte, hielt er an. Er kletterte prustend aus dem Wagen, hastete auf die Haustür zu und drückte auf einen Knopf des großen Glockenschildes. Dann wartete er ungeduldig.
    Drei Minuten lang stand er an der Tür und hoffte vergeblich auf Einlaß.
    Schließlich sah er einen schwankenden Lichtschein im Hausflur. Ein Schlüssel rasselte im Schloß. Die Tür wurde geöffnet. Das bärtige Gesicht des Hausmeisters tauchte hinter der Laterne auf.
    „Was wollen Sie, Sir?“, fragte er ziemlich unfreundlich.
    „Chefinspektor Grahan“, murmelte der Leiter des Sittendezernats. „Ich möchte zu Maud Ruby. Anscheinend ist sie aber nicht zu Hause. Die Fenster ihrer Wohnung sind dunkel. Haben Sie eine Ahnung, wo ich das Mädchen finden könnte?“ „Gewiß“, brummte der biedere Mann. „Maud Ruby wird bei ihrem Freund sein. Er ist, soviel ich weiß, Kellner in der Blauen Taverne.“
    „Danke, das genügt mir“, sagte Grahan erfreut. „Besten Dank! Entschuldigen Sie die Störung.“
    Er setzte sich wieder hinter das Steuer seines Dienstwagens und legte in raschem Tempo die kurze Strecke bis zur Horton Brücke zurück. Wenig später zwängte er seine massige Gestalt durch den Windfang der Blauen Taverne. Schon auf den ersten Blick entdeckte er Maud Ruby. Sie saß wie immer ganz allein an dem kleinen Tisch neben der Tür. Ängstlich und scheu blickte sie ihm entgegen. Sie zuckte fröstelnd zusammen, als er sich an ihren Tisch setzte.
    „Lange nicht mehr gesehen, Miß Ruby“, murmelte er freundlich. „Haben Sie keine Angst. Ich will nichts von Ihnen. Sie sollen mir nur ein paar kurze Fragen beantworten.“
    Er unterhielt sich in leisem Flüsterton mit ihr. Sein Gesicht strahlte immer mehr. Seine Vermutung stimmte. Er hatte richtig getippt.
    „Ich muß sofort Kommissar Morry verständigen“, murmelte er hastig. „Entschuldigen Sie mich, Miß Ruby! Diese Nacht hat‘s in sich. Ich
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