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Der Schimmer des Ledger Kale

Der Schimmer des Ledger Kale

Titel: Der Schimmer des Ledger Kale
Autoren: Ingrid Law
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während ich meine Familie vom Auto wegdrängte. Mom sah mich misstrauisch an.
    »Nun lass ihn doch, Dinah«, sagte Dad. »Ledge, wenn du das Gepäck tragen willst, nur zu! Vergiss die Kühlbox nicht, mein Junge. Aber … na ja, versuch bitte wenigstens, sie nicht kaputt zu machen, okay?« Seine Worte trafen mich hart, aber ich hatte gerade andere Sorgen. Als Dad mit dem Kinn auf die Kühlbox wies, sprang ich vor, um Sarah Janes dahinter hervorblitzende grüne Chucks vor seinen Blicken abzuschirmen, und konnte zugleich nur hoffen, dass er nicht auf ihr Blättersammelsurium neben den Reisetaschen aufmerksam wurde. Jetzt erkannte ich, dass es sich dabei um Fotokopien einer selbst gemachten Zeitung handelte, die alle dieselbe fett gedruckte Schlagzeile trugen:
    Selma Witzel nach Kuchenbasar entführt –
Aliens akzeptieren Erdbeer-Rhabarber-Kuchen als Lösegeld
    Diese Worte weckten meine Neugier. Wer hätte gedacht, dass Aliens Kuchen mochten? Plötzlich wünschte ich mir, Aliens würden mich entführen und auf einen anderen Planeten verfrachten, wo ich mir nicht so dämlich und tollpatschig vorkommen musste. Aber nein, nicht mal Aliens würden mich aufnehmen, schoss es mir durch den Kopf. Denn wahrscheinlich würde ich ihr Raumschiff demolieren.
    Ich schüttelte mich, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen, und drehte die Klatschzeitungen um. Dad hatte weder Sarah Janes Schuhe noch ihr Käseblättchen bemerkt. Ich schaute ihm nach, während er mit Mom auf Onkel Autrys großes Holzhaus zuging. Fedora sprang bereits die Treppe hoch, um die anderen Familienmitglieder zu begrüßen. Kaum war die Luft rein, riss ich die Decke von unserem ungebetenen Gast.
    »Was machst du denn hier?«, zischte ich sie an. »Wie bist du da reingekommen?«
    Das Mädchen grinste selbstgefällig. »Ich bin Reporterin, Cowboy. Ich gehe überallhin, wo ich eine Geschichte wittere.« Sie schwang ihre Beine herum und kletterte aus dem Wagen. Dann hielt sie mir die Hand zur Begrüßung hin. »Ich heiße Sarah Jane Cabot, aber du kannst SJ zu mir sagen – so würden mich meine Freunde nennen, wenn ich welche hätte.«
    Ich wollte mit diesem Mädchen nicht befreundet sein. Ich hatte bereits Freunde. Zumindest hatte ich welche gehabt, bevor mein Schimmer angekommen war und mein Leben ruiniert hatte. Die hingestreckte Hand ignorierte ich, griff an Sarah Jane vorbei und packte den Griff von Moms und Dads Koffer. Und fluchte, als er abriss. Aber Sarah Jane bemerkte weder, dass ich sie brüskiert hatte, noch verzog sie eine Miene, als sie mich fluchen hörte. Sie war viel zu sehr damit beschäftigt, ihre Blicke schweifen zu lassen.
    »Das ist also das Fliegende Ochsenauge!« Das Mädchen pfiff bewundernd durch die Zähne. Das Haus der O’Connells war zwar aus Holz, aber alles andere als eine einfache Blockhütte; es sah eher aus wie das Sommerhaus eines naturbegeisterten Prinzen. »Bis hierhin wurde ich noch nie vorgelassen«, fügte Sarah Jane hinzu. Sie zog einen kleinen Spiralblock aus der Tasche, dessen schmale Seiten so verbogen und verknittert waren, als wäre das ganze Ding mal während einer großen Fischreportage über Bord gegangen. »Wow, das ist ja voll der fette Luxus hier!«
    Ich folgte ihrem Blick. Wir standen in einer großen Erdmulde, die von Opa Bomba sorgfältig modelliert worden war – früher, als er noch die Kraft gehabt hatte, Berge zu versetzen. Der Ort sah immer noch aus wie die typische Wildnis von Wyoming, war aber voller verrückter Formen und Muster; irgendwie hatte Opa die Rasenflächen auf den vorspringenden Felsen von Machu Picchu in Peru mit terrassenförmigen chinesischen Reisfeldern gekreuzt und das Ganze dann salbeigrün, sandsteinrot und strohballengelb eingefärbt. Sogar den Lauf eines Nebenflusses hatte er geändert, um glitzerndes, silberblaues Wasser durch die Ranch zu leiten.
    Ich wusste, dass Opa Bomba seit Jahren nicht mal einen mit Erde gefüllten Blumentopf von der Stelle bewegt hatte. Trotzdem konnte ich mir vorstellen, wie es sich angefühlt haben musste, etwas derart Tolles zu erschaffen.
    Eine Biene summte auf dem Weg in den großen, zwischen Haus und Scheune gelegenen Garten an mir vorbei. Die rot-weiße Scheune war bereits für die Feier am Abend herausgeputzt. Sogar das Windrad dahinter war mit Fähnchen geschmückt. Eine weitere Scheune stand direkt am Fluss; sie glich der ersten wie ein Ei dem anderen – abgesehen von dem Dach aus Glas und Metall.
    Diese zweite Scheune von Onkel Autry war
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