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Der Schatz des Dschingis Khan

Der Schatz des Dschingis Khan

Titel: Der Schatz des Dschingis Khan
Autoren: Monika Felten
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Der Birkenhof hat sich daneben aber auch auf die Therapie verhaltensauffälliger Pferde spezialisiert.
    Und ein solches steht seit kurzer Zeit mal wieder im Stall: Ascalon. Dem Stammbaum nach hat der Wallach eigentlich die besten Chancen für eine steile Karriere als Dressurpferd. Doch seine Besitzerin, die Dressurreiterin de Chevalier, kam immer weniger mit dem Tier klar: Es wurde von Tag zu Tag wilder und widerspenstiger und lässt inzwischen niemanden mehr in seine Nähe. Der Birkenhof ist ihre letzte Chance, um das Tier zu bändigen. Muriel ist die Einzige, die mit Ascalon klarkommt. Mehr noch: Ascalon hat etwas, das sie in seinen Bann schlägt: ein Blick, der bei ihr seltsame Visionen auslöst. Es beginnt für die beiden ein fantastisches Abenteuer ...



»Das Schicksal schenkte dir ein Pferd.
    Reiten musst du es allein.«
    (Aus Litauen)

»Ascalon …!«
    Sanft wie ein Windhauch strich die melodische Stimme über die von Nebelschleiern umwobene Wiese.
    »Ascalon!«
    Der Ruf hatte etwas Zwingendes, dem man sich nur schwer entziehen konnte. Aber die fünfzig Pferde, die diese milde Spätsommernacht im Freien verbrachten, schienen ihn nicht zu hören. In kleinen Gruppen standen sie beisammen, ließen die Köpfe hängen, grasten oder dösten im Mondschein. Alle, bis auf eines.
    Ein prächtiger Wallach mit nussbraunem Fell, hellen Fesseln, schneeweißer Mähne und ebensolchem Schweif stand allein auf einem Hügel inmitten schlafender Blumen. Die Ohren aufgerichtet starrte er wachsam in den Nebel hinaus. Die Stimme berührte ihn und weckte etwas, das viele Jahre wohlverborgen in ihm geschlummert hatte.
    »Ascalon …«
    Die Nebelschwaden am Fuß des Hügels bewegten sich heftiger. Obwohl kein Windhauch die Halme der Wiese neigte, zerflossen die hauchdünnen Schleier wie in einem Tanz, um sich wenig später an anderer Stelle zu einer weißen Wolke zu verdichten. Sie umkreisten und berührten sich und stiegen schließlich gemeinsam auf, um die Gestalt einer geisterhaft schönen Frau zu formen. Diese trug ein Kleid ohne Ärmel, das um die Taille gegürtet war. Ihre Haare waren hochgesteckt.
    Der Wallach schnaubte. Seine Instinkte drängten ihn zur Flucht, aber er galoppierte nicht davon. Etwas hielt ihn zurück. Der Anblick der Frau weckte Erinnerungen in ihm. Er sah Bilder, nicht mehr als winzige Bruchstücke eines Ganzen, und dennoch jedes für sich einzigartig: Menschen, die er nie gesehen hatte und denen er sich trotzdem verbunden fühlte. Landschaften, durch die er nie gekommen war und die ihm dennoch bekannt vorkamen. Ställe, die unterschiedlicher nicht hätten sein können und die ihm doch alle wie eine Heimat waren.
    Verwirrt scharrte er mit dem Huf. Dabei ließ er die geisterhafte Gestalt der Frau nicht aus den Augen, die nun langsam den Hügel hinaufschwebte. Hochgewachsen war sie, ehrwürdig und unnahbar, doch da war noch etwas. Etwas, das ihn magisch anzog. Sie war wie die Flut der Bilder, fremd und verwirrend, aber auf geheimnisvolle Weise auch vertraut.
    »So habe ich dich endlich wiedergefunden.« Die Frau breitete die Nebelarme aus und kam auf ihn zu.
    Der Wallach stand wie angewurzelt. Die Ohren nach vorn gerichtet, die Nüstern angstvoll geweitet. Er zitterte.
    Wie ein kühler Hauch legte sich ihre Hand auf seine Stirn.
    »Ascalon«, sagte sie noch einmal so sanft und leise, als müsse sie sich erst an den Namen gewöhnen. Dann lächelte sie. »Welch schöner Name. Und so treffend. Wer hätte gedacht, dass du einmal den Namen einer alten ägyptischen Stadt tragen würdest. Ich bin sicher, RamsesII. hätte seine Freude daran.« Sie streichelte ihm liebevoll über den Hals.
    »Es ist Zeit«, raunte sie ihm zu. »Ich rufe dich zu mir. Große Aufgaben warten auf dich.«
    Ascalon schnaubte leise. Die Worte der geheimnisvollen Frau öffneten auch die letzten verborgenen Türen seines Geistes und machten den Weg frei für etwas Machtvolles und Einzigartiges, das von ihm Besitz ergriff und das ihn von nun an für immer von allen anderen Pferden unterscheiden würde. Mit dem Wissen schwand die Angst. Ascalon beruhigte sich. Sein Atem ging ruhig, er zitterte nicht mehr. Das uralte Erbe in ihm war erwacht. Er wusste, was er zu tun hatte.
    »So ist es gut.« Die Frau löste sich von ihm und schenkte ihm ein Lächeln. »Wir sehen uns bald wieder, mein Freund«, sagte sie voller Wärme. »Möge deine Suche erfolgreich sein.«

Ein geheimnisvoller Patient

    Muriel saß an ihrem Schreibtisch und füllte die
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