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Der Schatz des Dschingis Khan

Der Schatz des Dschingis Khan

Titel: Der Schatz des Dschingis Khan
Autoren: Monika Felten
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Pferd?«
    »Bedaure.« Teresa schüttelte den Kopf und zog die Schultern hoch. »Das weiß ich leider auch nicht. Aber es scheint sehr ängstlich zu sein, sonst könnte Titus ja nach draußen.« Sie seufzte übertrieben. »Dios mío! Ich hoffe, es kommt bald. Dieser Hund raubt mir den letzten Nerv.«
    »Das hoffe ich auch. Ich würde es nämlich gern noch sehen, bevor wir losreiten.« Mit wenigen Schritten war Muriel an der Haustür. Teresas Bemerkungen über das Pferd hatten ihre Neugier geweckt. Da es auf dem Birkenhof neben fünf Privatpferden nur betagte oder kränkelnde Pferde gab, die hier ihr Gnadenbrot bekamen, hatten es ihr die seltenen Gäste in den Patientenboxen immer besonders angetan.
    Araber, Lipizzaner, Hannoveraner und andere edle Pferderassen waren in den vergangenen Jahren schon dort untergebracht worden und Muriel hatte nie genug davon bekommen können, die prächtigen Tiere zu bewundern.
    In den Wintermonaten waren die Patientenboxen, wie ihre Mutter die vier geräumigen Boxen in einem abgeteilten Raum des Stalls nannte, meistens leer. Die Besitzer teurer Pferde wollten ihre Tiere dann lieber in den heimischen Stallungen behandeln lassen und ihnen die anstrengende Fahrt im Anhänger ersparen.
    Dass an diesem Tag ein Patient erwartet wurde, überraschte Muriel. Ihre Mutter hatte gar nichts davon erzählt und sie war sehr gespannt, was es diesmal für ein Pferd sein würde.
    Mit dem Halfter in der Hand ging die Dreizehnjährige in den Stall, um Nero, einen betagten Percheron-Wallach, auf den Hof zu führen. Trotz seiner einundzwanzig Jahre war Nero immer noch ein hübscher Kaltblüter und Muriels Liebling unter den Pferden des Birkenhofs. Mit seinem feinen geraden Kopf, der breiten Stirn, den kleinen Ohren und den großen, intelligent blickenden Augen hatte er ihr Herz im Sturm erobert, als er im vergangenen Jahr auf den Hof kam. Als sie dann noch erfahren hatte, dass seine Vorfahren früher sogar die Ritter zu den Kreuzzügen getragen hatten, empfand sie zudem noch tiefe Bewunderung für die starke Pferderasse.
    Dass Neros Vergangenheit weit weniger spektakulär war, störte sie wenig. Der Wallach war von einem Forstbesitzer zum Holzrücken in unwegsamem Gelände eingesetzt worden und hatte sich sein Gnadenbrot durch die schwere Arbeit redlich verdient.
    Für einen schnellen Galopp und gewagte Sprünge taugte Nero nicht mehr, trotzdem machte es Muriel großen Spaß, mit ihm auszureiten. Auf einem Kreuzzug war man schließlich auch nicht im Galopp geritten.
    Als sie an die Box kam, steckte Nero ihr freudig die weichen Nüstern entgegen.
    »Hallo, Nero, altes Haus«, begrüßte sie den Wallach und klopfte ihm voller Zuneigung den Hals. »Hast du Lust auf einen Ausritt?«
    Nero antwortete mit leichtem Schnauben. Gutmütig, wie er war, ließ er sich das Halfter anlegen und folgte Muriel mit behäbig klackenden Schritten auf den Hofplatz.
    Als Vivien Muriel entdeckte, ließ sie den Schwamm in den Putzeimer platschen und kam zu ihr herübergelaufen.
    »Willst du ausreiten?«, fragte sie.
    »Sieht man das nicht?« Muriel grinste ihre kleine Schwester an. Abgesehen von der ständigen Fragerei, die manchmal ganz schön nervte, war die Sechsjährige eigentlich ein liebes Mädchen.
    »Darf ich rauf?«, fragte Vivien und hob die Arme bettelnd in die Höhe.
    »Klar!« Schwungvoll setzte Muriel Vivien auf Neros breiten Rücken. Der Wallach rührte sich nicht. Er schien das Gewicht nicht einmal zu spüren.
    »Mama bekommt heute ein neues Pferd«, tönte die Kleine von oben herunter.
    »Sie bekommt kein Pferd, sondern einen neuen Patienten«, korrigierte Muriel und sagte dann: »Bleib ruhig sitzen. Ich hole nur schnell den Putzkasten.«
    Als Muriel mit dem Putzkasten in der Hand auf den Hof zurückkehrte, konnte sie sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Vivien hatte sich weit nach vorn gebeugt und lag mit dem Oberkörper flach auf Neros Rücken. Ihre dünnen Arme hingen zu beiden Seiten des mächtigen Leibs herunter, ganz so, als wolle sie den Wallach umarmen.
    »Aufwachen!« Lachend strich Muriel ihrer Schwester mit dem Gummistriegel über das schulterlange blonde Haar.
    Vivien kicherte und setzte sich auf. »Es ist ein Americän-Säddelbräd-Pferd«, sagte sie in holprigem Englisch.
    »Wer?« Muriel war mit den Gedanken schon beim Putzen und verstand nicht sofort, wovon Vivien sprach.
    »Na, das neue Pferd!«
    »Woher weißt du das denn?«, wollte Muriel wissen.
    »Von Andrea!« Es war nicht zu übersehen, wie
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