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Der Schattenesser

Der Schattenesser

Titel: Der Schattenesser
Autoren: Kai Meyer
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und Neuschöpfungen, manche anderswo angedacht, andere frei erfunden. Letzteres etwa gilt für Leander Nadeltanz und sein Schattentheater. Experten mögen Spaß daran finden, die einzelnen Mythenstränge zu entwirren und ihren
    Quellen zuzuordnen; allen übrigen aber wird das wenig geben, daher verzichte ich auf weitere Einzelheiten.
    Der historische Hintergrund entspricht weitestgehend den Fakten. Nachdem das Heer der Katholischen Liga die Armee Friedrichs von der Pfalz am 8. November 1620 in der Schlacht am Weißen Berg geschlagen hatte, schlössen sich Soldaten und Söldner eine Woche lang in Böhmens Hauptstadt ein und wüteten nach Herzenslust. Niemand durfte hinein, niemand hinaus. Obgleich sie dem Namen nach >katholische< Interessen vertraten, erwiesen sie sich als ebenso grausam und skrupellos wie alle anderen Sieger jener Zeit.
    Bethlen Gabor, der Fürst Siebenbürgens, wurde vom >Herzkönig< Friedrich zu Hilfe gerufen, um ihm im Kampf gegen Kaiser und Kirche zur Seite zu stehen. Gabor jedoch zog es vor, statt dessen Friedrichs Reich zu plündern.
    Der Mihulka-Turm auf dem Prager Hradschin wurde in der Tat lange Jahre von den Alchimisten Kaiser Rudolfs II. genutzt. Der Monarch glaubte bis zuletzt, es könne gelingen, Quecksilber und Blei in Gold zu verwandeln. Nachdem er von seinem Bruder Matthias abgesetzt wurde, verließen auch die Alchimisten die Burg. Während des Dreißigjährigen Krieges machte man den Mihulka-Turm zum Pulverlager. Touristenführer, die heute mit ihren Gästen die Prager Burg besichtigen, verlegen die Alchimistenlabors gern ins sogenannte Goldmachergäßchen im Norden des Hradschin, sicher aufgrund der romantischen Szenerie. Tatsächlich aber fanden alle Experimente im Mihulka-Turm statt.
    Während meiner Recherchen habe ich eine Unzahl von Büchern zu Rate gezogen. Stellvertretend will ich zwei davon nennen, die beiden wichtigsten: Die Mystik des Judentums von David S. Ariel und Der Dreißigjährige Krieg von C.V. Wedgewood, das Standardwerk zu diesem Thema.
    Dank gebührt wieder einmal meinem Lektor Reinhard Rohn, besonders aber Steffi Kermer, die während eines Schneesturms mit mir den Hradschin erkundete. Ich bin nicht sicher, ob sie die anschließende Grippe ebenso gerne in Kauf nahm wie ich.
     
    Kai Meyer, November 1995
     
     
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