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Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines

Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines

Titel: Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines
Autoren: Maggie Furey
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zu drücken, und am Ende des Rumpfes zuckte ein langer schwarzer Stachel.
    Steifheit und Schmerzen waren wie weggeblasen. Mit einem Ruck war Toulac auf den Beinen und im Begriff zu fliehen – oder zu kämpfen, denn sie hielt das Schwert in der Hand, ohne sagen zu können, wie es dorthin gekommen war. Es bestand kein Grund zur Vorsicht. Im Augenblick war der Gegner schwach und verwirrt. Es würde keine bessere Gelegenheit geben. Mit einem wilden Schlachtruf sprang die Kriegerin vor, und ehe das Tier sich regen konnte, sprang der hässliche dreieckige Kopf davon und trudelte über die Felskante.
    Gerade als sie in einen Siegesschrei ausbrechen wollte, wurde die wirkliche Gefahr offenbar, denn der Rumpf wand sich in heftigen Zuckungen. Er trieb auf sie zu, und bevor sie ausweichen konnte, riss er sie von den Füßen. Toulac rollte sich weg, aber der Rumpf bewegte sich so unberechenbar hin und her, dass sie kaum wusste, ob sie sich in die richtige Richtung rollte. Sie fühlte, dass ihr etwas in den Hosenaufschlag fuhr, und sah den schwarzen Stachel durch den Stoff in den Boden stechen. Schneller als sie blinzeln konnte, wurde er herausgezogen und stach erneut zu …
    Toulac zerrte das Bein zur Seite und rollte sich weg – und fand sich an der Felskante wieder. Sie grub die Finger in die dichten Pflanzen und brachte sich einen knappen Zoll vor dem Abgrund zum Halten. Ihre Beine schwenkten über die Kante, strampelten in der Luft, nur mit dem Oberkörper lag sie still, und der hatte genug Masse, um sie vor dem Absturz zu bewahren. Dann hörte sie den Steinschlag, als die Kante zu bröckeln begann …
    »Schnell! Nimm meine Hand!« Eine Hand, an der Erde und ein grünlicher Schleim hafteten, tauchte vor ihr auf und fasste sie beim Handgelenk, eine andere packte sie hart am Arm und riss sie mit einem Ruck nach vorn, dass sie meinte, man würde ihr die Arme auskugeln. Zugleich brach die Felskante unter ihr weg, ein großes Stück löste sich und stürzte ins Meer.
    Ihr Retter verlor seinerseits das Gleichgewicht und stürzte hintenüber, und sie beide landeten über- und untereinander auf dem Boden. Das musste Zavahl sein – wer sonst? –, doch war er kaum wiederzuerkennen. In seinen Haaren klebte stinkender Morast, und Gesicht und Körper glänzten schwarz und hellgrün. Hinter ihnen brach ein weiteres Stück Felsen weg. Sie brachten sich gegenseitig taumelnd auf die Beine und flohen, bis sie weit genug von der Abbruchkante entfernt waren. Dann ließen sie sich keuchend zu Boden sinken.
    Toulac schüttelte Zavahl die Hand. »Danke«, sagte sie. »Du hast mir das Leben gerettet. Ich stehe in deiner Schuld.«
    Er ließ ein seltenes Lächeln sehen, und seine Zähne leuchteten weiß in dem schwarzen Gesicht. »Nein. Du hast mich vom Scheiterhaufen gerettet. Nun sind wir quitt.«
    Toulac starrte ihn verblüfft an, dann revanchierte sie sich mit einem Grinsen. »Also, da schubs mich doch einer in den Hundehaufen! Du hast endlich beschlossen, dass das Leben zu genießen ist.«
    Er zuckte die Achseln und sah verlegen weg. »Ich habe lange gebraucht, um es zu begreifen. Als ich mich mit diesem grässlichen Biest abstürzen sah, dachte ich, das sei der sichere Tod, und plötzlich wusste ich, dass ich nicht sterben wollte.«
    »Und was geschah dann?«
    Er lächelte wieder. »Das errätst du nie. Mir scheint, als hätte Myrial nach all der Zeit doch eins meiner Gebete erhört.«
    Toulac traute ihren Ohren nicht. Hatte Zavahl gerade einen Witz über Myrial gemacht?
    »Ja, es ist eine gute Sache, dass er sich entschieden hat, dieses eine zu erhören«, erwiderte sie feierlich.
    »Ja, aber musste er mich deshalb im Sumpf landen lassen?«, erwiderte Zavahl anklagend. »Na schön, es war hübsch weich, und Myrial sei Dank, das Vieh ist dabei ertrunken, aber …«
    »Es erfüllte seinen Zweck«, sagte Toulac flink, »und das ist die Hauptsache. Wir haben beide reichlich Glück gehabt, dass wir noch am Leben sind. Komm, lass uns sehen, wie wir zum Meer hinuntergelangen. Du könntest dich ein bisschen waschen, wenn wir auch nichts für deine Kleider tun können. Es ist zu kalt, als dass du ohne sie herumlaufen könntest, während wir sie waschen. Du wirst vermutlich warten müssen, bis sie trocken sind, dann können wir sie ausbürsten.«
    Sie waren am Wasser angekommen, und Zavahl wusch sich Gesicht und Hände in einem Tümpel zwischen den Felsen, als Toulac Veldans Stimme hörte.
    »Toulac? Toulac, kannst du mich hören? Mach dir keine
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