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Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines

Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines

Titel: Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines
Autoren: Maggie Furey
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Syvilda. Zugleich bewegten sich die Wachen in verdächtiger Weise auf Amaurn zu, der sich inzwischen zu Veldan und dem reglosen Cergorn begeben hatte, und sahen sich plötzlich der Albtraumgestalt des Gaeorn gegenüber.
    »Hört mich an, ihr Wissenshüter!«, rief dieser. »Cergorn ist verwundet und kann euch nicht führen. Aber hier ist einer, der vor vielen Jahren der Archimandrit hätte werden können, wenn Cergorn ihn nicht geschlagen hätte. Vielleicht ist seine Zeit nun gekommen. Zieht wenigstens fürs Erste Amaurn für die Führung des Schattenbundes in Betracht. Als er vor vielen Jahren seine erste Herausforderung unternahm, waren wir noch nicht bereit, seine Pläne anzunehmen, und so wurde er von Cergorn verurteilt, den Tod des Verräters zu sterben. Aber ich sage, dass in dieser Zeit völlig verworrener Zustände seine umwälzenden Ideen vielleicht das Einzige sind, was uns und die Welt, die wir zu beschützen haben, vor der endgültigen Katastrophe retten kann.«
    Es war reichlich kühn, in diesem Moment so etwas vorzuschlagen. Wegen der anhaltenden Krise waren die Bewohner Gendivals arg zusammengeschrumpft, da sich die meisten weit verstreut in den von Unglücken heimgesuchten Ländern aufhielten. Von den Daheimgebliebenen waren viele alt genug, um sich an Amaurn zu erinnern, und mancher von ihnen war ihm damals wohlgesinnt gewesen oder hatte ihn offen unterstützt. Dies war vielleicht die beste Gelegenheit, um sie auf seine Seite zu ziehen. Doch wie würden sie sich zu den vielen Gewalttaten stellen, die es gegeben hatte?
    In diesem Augenblick trafen die Heiler ein, und mit ihnen Syvilda. Die Tränen strömten über ihr schönes Gesicht, und sie sah voll Abscheu und Verachtung auf Amaurn nieder. »Du mieser Lump!« Sie spie ihm die Worte einzeln vor die Füße. »Wenn ihm etwas zustößt, werde ich dich eigenhändig umbringen.«
    Amaurn zuckte die Achseln. »Er trachtete mir nach dem Leben, nicht umgekehrt.«
    Sie kehrte ihm den Rücken zu und kniete sich neben Cergorn, doch als die Heiler und ihre Gehilfen sich daran machten, ihn wegzutragen, stellte sie sich vor die versammelten Wissenshüter hin und sagte: »Lasst euch nicht von ihm täuschen. Er ist nichts anderes als ein herzloser mordender Schweinehund, der alles verdirbt, womit er in Berührung kommt. Wir hätten ihn schon damals töten müssen, als die Gelegenheit da war. Wenn ihr ihn jetzt gewähren lasst, wird er den Schattenbund zugrunde richten.« Dann drehte sie sich zu Veldan um und sah sie kalt an. »Nach allem, was wir für dich und Kazairl getan haben, hätte ich mehr Treue erwartet. Aber das Erbe lässt sich nicht unterdrücken, heißt es.«
    Nachdem Syvilda mit den Heilern und ihrer heiklen Last gegangen war, folgte ein langes Schweigen, und Amaurn konnte die ungeschützten Gedanken der Wissenshüter klar empfangen. Unter seinen heimlichen Anhängern waren nicht wenige über seine Rückkehr erfreut, trotz Syvildas Beschwörung. Die übrigen waren wegen Cergorns schleppender Vorgehensweise beunruhigt, aber deshalb doch nicht bereit, ihren Archimandriten gegen einen rücksichtslosen Mörder einzutauschen.
    Während die Gedanken zwischen ihnen hektisch hin und her flossen, schaute Amaurn zu der friedlichen Siedlung am Seeufer hinunter, dem Ort, von dem er so lange Jahre geträumt hatte. Dann kehrte sein Blick zurück auf die Lichtung, zu der Blutlache, dem aufgewühlten Boden, dem gesplitterten Baum, unter dem die verstümmelte Alva lag. Unsicherheit überfiel ihn, und zum ersten Mal sah er seine brutalen, mitleidlosen Taten der vergangenen zwanzig Jahre in einem neuen Licht. Wenn die Zweifler nun Recht hatten?
    »Du kannst in Zukunft anders handeln.« Das war Veldans Stimme. »Nichts kann die schrecklichen Taten ungeschehen machen, und irgendwann wirst du dafür büßen, auf die eine oder andere Weise. Jedenfalls sollte es so sein. Aber wenn du wirklich etwas wiedergutmachen willst, dann ist die Rettung der Welt kein schlechter Anfang. Außerdem würde der Schattenbund nicht zulassen, dass du dich weiterhin wie Hauptmann Blank aufführst, und es gibt viele unter uns, die die Kraft haben, es mit dir aufzunehmen, falls du es versuchst. Aber vielleicht haben wir es zu lange zu leicht gehabt, indem wir uns in Gendival versteckt und unsere Geheimnisse für uns behalten haben. Vielleicht sträuben sich dir ein paar Haare, aber ein gewisses Maß an Rücksichtslosigkeit ist jetzt genau das Richtige – gemäßigt, versteht sich.«
    Amaurn
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