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Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch

Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch

Titel: Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch
Autoren: Michael Ende
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sich das Gesicht mit den Pfoten zu waschen, doch plötzlich unterbrach er sich und schaute den Zauberer groß an.
    »Was ist los, lieber Maestro? Sie sehen so schrecklich deprimiert aus.«
    Irrwitzer winkte nervös ab.
    »Nichts ist los. Und nun laß mich endlich in Ruhe, verstanden?«
    Aber das tat Maurizio nicht. Im Gegenteil, er setzte sich von neuem auf das Testament, rieb seinen Kopf an der Hand des Zauberers und schnurrte leise.
    »Ich kann mir schon denken, warum Sie traurig sind, Maestro. Heute, am Sylvesterabend, wo alle Welt in fröhlicher Gesellschaft feiert, sitzen Sie hier mutterseelenallein und verlassen da. Sie tun mir so leid.«
    »Ich bin nicht alle Welt«, knurrte Irrwitzer.
    »Das stimmt«, pflichtete der kleine Kater bei. »Sie sind ein Genie und ein großer Wohltäter von Mensch und Tier. Und die wahrhaft Großen sind immer einsam. Ich weiß das schließlich. Aber wollen Sie nicht vielleicht
    doch ausnahmsweise ein bißchen ausgehen und sich amüsieren? Es würde Ihnen bestimmt einmal gut tun.«
    »Eine typische Kateridee«, antwortete der Zauberer immer gereizter. »Ich mag keine fröhliche Gesellschaft.«
    »Aber Maestro«, fuhr Maurizio eifrig fort, »heißt es denn nicht, geteilte Freude sei doppelte Freude?«
    Irrwitzer schlug mit der Hand auf den Tisch.
    »Es ist wissenschaftlich erwiesen«, sagte er scharf, »daß der Teil von etwas immer weniger ist als das Ganze. Ich teile mit niemandem, merk dir das!«
    »Schon gut«, antwortete der Kater erschrocken. Und dann setzte er in schmeichelndem Ton hinzu: »Schließlich haben Sie ja mich.«
    »Ja«, grollte der Zauberer, »du hast mir gerade noch gefehlt.«
    »Wirklich?« fragte Maurizio erfreut. »Habe ich Ihnen gefehlt?«
    Irrwitzer schnaubte ungeduldig.
    »Verschwinde jetzt endlich! Hau ab! Geh in dein Zimmer! Ich muß nachdenken. Ich habe Sorgen.«
    »Kann ich Ihnen vielleicht irgendwie behilflich sein, lieber Maestro?« erkundigte sich der kleine Kater diensteifrig.
    Der Zauberer stöhnte und verdrehte die Augen.
    »Also meinetwegen«, seufzte er dann, »wenn du unbedingt willst, dann rühre die Essenz Nummer 92 um, dort im Kessel über dem Kaminfeuer. Aber gib acht, daß du dabei nicht wieder einpennst und wer weiß was passiert.«
    Maurizio sprang vom Tisch, hoppelte auf seinen kurzen Beinen zum Kamin und ergriff mit den Vorderpfoten den Bergkristallstab.
    »Sicher ein sehr wichtiges Heilmittel«, vermutete er, während er behutsam umzurühren begann. »Ist es vielleicht die Medizin für meine Stimme, nach der Sie schon so lang forschen?«
    »Wirst du jetzt endlich gefälligst den Mund halten!« fuhr ihn der Zauberer an.
    »Jawohl, Maestro«, antwortete Maurizio folgsam.
    Längere Zeit war es still, nur das Pfeifen des Schneesturms ums Haus war zu hören.

    »Maestro«, ließ sich schließlich wieder der kleine Kater fast flüsternd vernehmen, »Maestro, ich hab etwas auf dem Herzen.«
    Da Irrwitzer nicht antwortete, sondern nur mit einer erschöpften Gebärde den Kopf in die Hand stützte, fuhr er etwas lauter fort: »Ich muß Ihnen etwas gestehen, das schon seit langem mein Gewissen bedrückt.«
    »Gewissen...«, Irrwitzer verzog den Mund, »sieh mal einer an, sogar Kater haben sowas.«
    »Oh, sogar sehr«, versicherte Maurizio ernsthaft, »nicht alle vielleicht, aber ich schon. Schließlich bin ich aus altem Ritteradel.«
    Der Zauberer lehnte sich zurück und schloß mit leidendem Gesichtsausdruck die Augen.
    »Es ist nämlich so«, erklärte Maurizio stockend, »ich bin nicht der, als der ich erscheine.«
    »Wer ist das schon«, sagte Irrwitzer zweideutig.
    Der Kater fuhr fort, umzurühren. Er starrte in die schwarze Brühe.
    »Ich habe Ihnen all die Zeit, die ich hier bin, etwas verschwiegen, Maestro. Und dafür schäme ich mich jetzt schrecklich. Deshalb habe ich beschlossen, Ihnen an diesem heutigen, besonderen Abend alles zu gestehen.«
    Der Zauberer schlug die Augen auf und musterte Maurizio durch seine dicken Brillengläser. Um seine Lippen zuckte es spöttisch, aber das bemerkte der kleine Kater nicht.
    »Sie wissen ja besser als jeder andere, Maestro, daß überall auf der Welt etwas Schlimmes vorgeht. Immer mehr Geschöpfe werden krank, immer mehr Bäume sterben, immer mehr Gewässer sind vergiftet. Deshalb haben wir Tiere vor längerer Zeit eine große Versammlung einberufen, geheim natürlich, und dabei wurde beschlossen, herauszufinden, von wem oder was all dieses Elend verursacht wird. Dazu hat unser Hoher Rat
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