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Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch

Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch

Titel: Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch
Autoren: Michael Ende
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gestorben. Meine ganze Familie ist jetzt beim Großen Kater im Himmel.«
    Irrwitzer hatte so getan, als sei er ganz erschüttert von der Sache, obwohl er ja nur zu gut wußte, wieso der Fluß vergiftet war. Er hatte Maurizio schrecklich bedauert und ihn sogar einen »tragischen Helden« genannt; das hatte dem kleinen Kater ganz besonders gut gefallen.
    »Wenn du willst und mir vertraust«, waren die Worte des Zauberers gewesen, »dann werde ich dich gesund pflegen und dir deine Stimme wiedergeben. Ich werde eine geeignete Medizin für dich finden. Aber du mußt Geduld haben, es braucht Zeit. Und vor allem mußt du tun, was ich dir sage. Einverstanden?«
    Das war Maurizio natürlich. Von diesem Tag an nannte er Irrwitzer nur noch seinen »lieben Maestro«. An den Auftrag des Hohen Rates der Tiere dachte er kaum noch.
    Er ahnte natürlich nicht, daß Beelzebub Irrwitzer durch seinen Schwarzen Spiegel und andere magische Informationsmittel längst darüber Bescheid wußte, wozu ihm der Kater ins Haus geschickt worden war. Und der Geheime Zauberrat hatte sofort beschlossen, Maurizios kleine Schwäche auszunützen, um ihn auf eine Art unschädlich zu machen, die ganz bestimmt nicht dessen Verdacht erwecken würde. Der kleine Kater fühlte sich tatsächlich wie im Schlaraffenland. Er aß und schlief und schlief und aß und wurde immer fetter und immer bequemer und war inzwischen selbst zum Mäusefangen zu faul geworden.
    Dennoch, niemand kann durch viele Wochen und Monate hindurch ununterbrochen schlafen, nicht mal ein Kater. Und so war Maurizio eben doch hin und wieder aufgestanden und auf seinen kurzen Beinen, mit einem Bäuchlein, das inzwischen fast den Boden berührte, im Haus herumgestreift. Irrwitzer hatte ständig vor ihm auf der Hut sein müssen, um nicht doch bei einer seiner schlimmen Zaubereien von ihm überrascht zu werden. Und das hatte ihn eben in die verzweifelte Lage gebracht, in der er sich jetzt befand.
    Nun stand er also vor dem Himmelbettchen und blickte mordlüstern auf die buntscheckige, atmende Fellkugel herunter, die da in den Sammetkissen lag.
    »Vermaledeiter Katzenbastard«, flüsterte er, »alles ist deine Schuld!«
    Der kleine Kater begann im Schlaf zu schnurren.
    »Wenn ich sowieso verloren bin«, murmelte Irrwitzer, »dann will ich mir wenigstens noch das Vergnügen gönnen, dir den Hals umzudrehen.«
    Seine langen, knotigen Finger zuckten nach Maurizios Genick, der sich ohne aufzuwachen auf den Rücken drehte, alle Viere von sich streckte und genüßlich seine Kehle darbot.
    Der Zauberer wich zurück.
    »Nein«, sagte er leise, »es hilft mir nichts, und außerdem - dazu ist immer noch Zeit.«

Kurze Zeit später saß der Zauberer wieder im Labor beim Schein einer Lampe am Tisch und schrieb.
    Er hatte beschlossen, sein Testament zu verfassen.
    In seiner schnörkeligen und fahrigen Handschrift stand da bereits folgendes auf dem Blatt:

    Mein letzter Wille
    Im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte bestimme ich, Beelzebub Irrwitzer, Geheimer Zauberrat, Professor, Doktor und so weiter ... am heutigen Tage einhundertsiebenundachtzig Jahre, einen Monat und zwei Wochen alt...

    Er unterbrach sich und kaute an seinem Füllfederhalter, der Blausäure als Tinte enthielt.
    »Wirklich ein schönes Alter«, murmelte er, »aber für meinesgleichen immer noch jung - jedenfalls viel zu jung, um schon zur Hölle zu fahren.«
    Seine Tante zum Beispiel, die Hexe, zählte schon fast dreihundert Lenze, aber sie war immer noch beruflich äußerst aktiv.
    Er schrak ein wenig zusammen, weil plötzlich der kleine Kater zu ihm auf den Tisch sprang, gähnte, wobei er seine Zunge zierlich aufrollte, sich ausgiebig vorn und hinten streckte und ein paarmal herzhaft nieste.
    »Auweia!« maunzte er. »Was stinkt denn hier so abscheulich?«
    Er setzte sich mitten auf das Testament und begann, sich zu putzen.

    »Haben der Herr Kammersänger gut geschlafen?« fragte der Zauberer gereizt und schob ihn mit einer unsanften Handbewegung beiseite.
    »Ich weiß nicht«, antwortete Maurizio klagend, »ich bin immer so schrecklich müde. Ich weiß auch
    nicht, warum. Wer war denn inzwischen da?«
    »Niemand«, brummte der Zauberer unfreundlich, »störe mich jetzt gefälligst nicht. Ich muß arbeiten, und es ist sehr dringend.«
    Maurizio schnupperte in der Luft herum.
    »Es riecht aber doch so komisch. Irgendein Fremder war da.«
    »Ach was!« sagte Irrwitzer. »Das bildest du dir ein. Und jetzt halte den Mund.«
    Der Kater begann,
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