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Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch

Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch

Titel: Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch
Autoren: Michael Ende
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überallhin Geheimagenten ausgeschickt, die beobachten sollten, was eigentlich geschieht. Und so bin ich zu Ihnen gekommen, lieber Maestro - um Sie auszuspionieren.«
    Er machte eine Pause und blickte den Zauberer aus großen, glühenden Augen an.
    »Glauben Sie mir«, fuhr er dann fort, »es ist mir sehr schwer gefallen, Maestro, denn diese Tätigkeit entspricht nicht meiner vornehmen Gesinnung. Ich habe es getan, weil ich es tun mußte. Es war meine Pflicht gegenüber den anderen Tieren.«
    Wieder machte er eine Pause und fügte dann etwas kleinlaut hinzu: »Sind Sie mir jetzt sehr böse?«
    »Vergiß nicht umzurühren!« sagte der Zauberer, der trotz seiner finsteren Stimmung Mühe hatte, ein Kichern zu unterdrücken.
    »Können Sie mir verzeihen, Maestro?«
    »Schon gut, Maurizio, ich verzeihe dir. Schwamm drüber!«
    »Oh«, hauchte der kleine Kater ergriffen, »was für ein edles Herz! Sowie ich wieder gesund und nicht mehr so müde bin, werde ich mich zum Hohen Rat der Tiere schleppen und dort berichten, was Sie für eine Seele von einem Menschen sind. Das verspreche ich Ihnen feierlich zum neuen Jahr.«
    Diese letzte Erwähnung ließ den Zauberer schlagartig wieder in üble Laune versinken.
    »Laß den rührseligen Quatsch !« stieß er heiser hervor. »Du gehst mir auf die Nerven damit.«
    Maurizio schwieg verdattert. Er konnte sich seines
    Maestros plötzliche Unfreundlichkeit absolut nicht erklären.
    In diesem Augenblick klopfte es.

    Der Zauberer richtete sich kerzengerade auf.
    Es klopfte zum zweiten Mal, laut und deutlich.
    Maurizio hatte zu rühren aufgehört und bemerkte einfältig: »Ich glaube, Maestro, es hat geklopft.«
    »Pst!« zischte der. »Still!«
    Der Wind rüttelte an den Fensterläden.
    »Nicht jetzt schon!« knirschte Irrwitzer. »Bei allen chemischen Keulen, das ist unfair!«
    Es klopfte zum dritten Mal, nun schon ziemlich ungeduldig.
    Der Zauberer hielt sich mit beiden Händen die Ohren zu.
    »Man soll mich in Ruhe lassen. Ich bin nicht da.«
    Das Pochen wurde zu einem Hämmern, und man hörte durch das Sturmsausen draußen undeutlich eine krächzende Stimme, die ziemlich erbost klang.
    »Maurizio«, raunte der Zauberer, »liebes Käterchen, wärst du wohl so freundlich aufzumachen und zu sagen, ich sei ganz plötzlich verreist. Sag einfach, ich sei zu meiner alten Tante Tyrannja Vamperl gefahren, um mit ihr Sylvester zu feiern.«
    »Aber Maestro«, sagte der Kater verwundert, »das wäre doch eine glatte Lüge. Verlangen Sie das wirklich von mir?«
    Der Zauberer drehte die Augen gen Himmel und stöhnte.
    »Ich kann es ja schließlich nicht gut selber sagen.«
    »Schon gut, Maestro, schon gut. Für Sie mache ich alles.«
    Maurizio hoppelte zur Haustür, schob unter Aufbietung all seiner schwachen Kräfte einen Hocker unter die Klinke, kletterte hinauf, drehte den riesigen Schlüssel herum, bis das Schloß aufsprang, und hängte sich an die Klinke. Ein Windstoß riß die Tür auf und fauchte durch die Räume, daß die Papiere im Labor herumwirbelten und die grünen Flammen im Kamin sich waagrecht legten.
    Aber da war niemand.

Der Kater machte ein paar vorsichtige Schritte vor die Tür, spähte nach allen Seiten in die Dunkelheit, kam wieder herein und schüttelte sich den Schnee aus dem Pelz.
    »Nichts«, sagte er, »es muß ein Irrtum gewesen sein. Wo sind Sie denn, Maestro?«
    Irrwitzer tauchte hinter dem Ohrenbackensessel auf.
    »Wirklich niemand?« fragte er.
    »Bestimmt nicht«, versicherte Maurizio.
    Der Zauberer rannte auf den Flur hinaus, schlug die Haustür krachend zu und sperrte mehrfach ab. Dann kam er wieder herein, warf sich in seinen Sessel und jammerte: »Sie können’s nicht erwarten. Sie wollen mich jetzt schon in den Wahnsinn treiben.«
    »Wer?« fragte Maurizio verwundert.
    Da klopfte es wieder und diesmal klang es geradezu rabiat.
    Irrwitzers Gesicht verzerrte sich zu einer Fratze, die Angst und Wut gleichzeitig ausdrückte. Es war kein schöner Anblick.
    »Mit mir nicht!« stieß er hervor. »Nein, nicht mit mir! Das wollen wir doch mal sehen.«
    Er schlich auf den Flur hinaus, der kleine Kater schlich eifrig mit.
    Der Zauberer trug an seiner linken Hand einen Ring, den ein großer Rubin zierte. Selbstverständlich handelte es sich um einen magischen Stein; er konnte Licht in ungeheurer Menge aufschlucken und speichern. Wenn er richtig aufgeladen war, stellte er eine vernichtende Waffe dar.
    Irrwitzer hob langsam die Hand, kniff ein Auge zu, zielte - und ein
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